Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens ist ein bei Filmemachern beliebter Stoff. Es gibt von ihm unzählige Filmfassungen als Real-, Trick- oder Puppenfilm. Pünktlich zu Weihnachten kommt die Entstehungsgeschichte des Buches in die Kinos.
Darin ist der junge Charles Dickens ein schwungvoller um nicht zu sagen getriebener Autor, der kurz nach der Veröffentlichung seiner Romane "Die Pickwickier" und "Oliver Twist" in ein emotionales Loch fällt, denn der Ruhm und die Finanzen sind aufgezehrt. Und gerade jetzt benötigt er Geld, denn sein Haushalt besteht aus der Ehefrau, vier Kindern und mehreren Hausmädchen. Das Wohnhaus in London wird gerade für viel Geld renoviert, außerdem finanziert er den Lebensabend seiner Eltern.
Charles Dickens muss dringend etwas Neues schreiben, doch genau das will ihm nicht gelingen. Am besten wäre es, ein Buch noch vor Weihnachten herauszubringen. Was seine Verleger für unmöglich halten, denn es ist bereits Oktober. Doch Dickens ist hartnäckig und beschließt, das neue Buch selbst zu finanzieren und zu veröffentlichen. Geld leiht er bei einem Halsabschneider und beginnt zu schreiben. Doch die Schreibblockade dauert an und je krampfhafter er sich bemüht, desto schwerer wiegen die Störfaktoren im Haushalt. Eines Abends kommt ihm der Zufall zu Hilfe, als das neue Hausmädchen den Kindern eine Spukgeschichte erzählt. Darin findet Charles Dickens seine Inspiration: Eine Weihnachts-Geister-Geschichte soll es werden.
Kritik
Der Film "Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand" beginnt wie ein Familienfilm. Die Kostüme sind hübsch gestaltet und die Handlung ist quirlig. Auf der Suche nach Eingebungen, wandert der Schriftsteller durch London und wird Zeuge von Schlüsselszenen. Während die Arbeit an dem Buch "Eine Weihnachtsgeschichte" voranschreitet, beginnen die darin vorkommenden Personen zum Leben zu erwachen. Insbesondere Ebenezer Scrooge (Christopher Plummer) hält intensiv Zwiesprache mit Dickens, dem es leicht fällt, die Dialoge niederzuschreiben. Das ist eine gefällige Idee, in einer ebensolchen Umsetzung.
Mit dem Ausspinnen der Geschichte, kehren die Kindheitstraumata zurück. Charles Dickens besucht die mittlerweile verfallende Fabrik, in der er als Kind schuften musste, weil seine Familie im Gefängnis saß. Damit brechen unbewältigte Konflikte wieder auf. Dickens wirft seinem Vater John Dickens (Jonathan Pryce) dessen Charakterschwächen vor und es kommt zum Eklat. Kurz bevor das Manuskript in Druck geht, erfolgt die Versöhnung mit den Eltern, die in Zusammenhang mit der Geschichte steht. Damit ist die Handlung abgeschlossen und es ist Zeit, die Details näher zu betrachten.
Dan Stevens spielt die Hauptrolle mit viel Elan und es macht Spaß ihm dabei zuzusehen. Für die Dauer eines Filmes fehlt es an Variationen in seinem Spiel. Was nicht nur ihn, sondern fast alle Rollen betrifft, die als feststehende Charaktere agieren. Der beste Freund, ist der beste Freund, der Dickens als schwierig bezeichnen darf. Dessen eigene Geschichte angedeutet wird, ohne einen Ausbau zu bekommen. Er sagt in einem Nebensatz, dass seine Angebetete ihn nicht heiraten darf. Eigentlich ein Punkt aus Dickens' Biografie, der eine große Liebe nicht heiraten durfte.
Die Handlung deutet an, bleibt jedoch insgesamt unscharf und es macht den Eindruck, als sei mit etwas mehr Ausarbeitung ein stimmigeres Bild zu erzielen. Das beginnt mit der Zielgruppe. Viele Elemente entsprechen einem Familienfilm. Beispielsweise ist die Anzahl der auftretenden Personen überschaubar. Dem widersprechen einige Aspekte. So sind die Bilder in gesetzten Farben gehalten und auffällig dunkel. Dadurch zollt die Handlung dem Zeitalter Tribut, in der sie spielt. Mit dem Ansprechen der Traumata wird der Film inhaltlich und optisch so bedrückend, dass ich ihn nicht für Kinder empfehlen kann. Auch die Darstellung von Dickens zweitem Ich, ist für einen Familienfilm zu kompliziert. Ich verstehe es so, dass Ebenezer Scrooge und Charles Dickens eine Person sind. In dem Sinn, das Scrooge der Anteil der eigenen Persönlichkeit ist, die Dickens nicht wahrnehmen will. Etwas ungeschickt ist die Nennung von Preisen, ohne sie in Relation zu setzen. Wenn ich als Zuschauer erfahre, was ein Kamin kostet, ohne zu wissen, was beispielsweise ein Laib Brot kostet, fehlt mir der Bezug.
Fazit
Der Film "Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand" bildet einen Prozess ab. Handwerklich ist er nicht schlecht, sondern etwas einfach gelöst. Seine Bildsprache ist an die viktorianische Zeit angelehnt und auffällig dunkel. Der Inhalt folgt dem moralisch geprägten Werk von Charles Dickens. Der Start im November lässt an einen Weihnachtsfilm denken. Dem widersprechen das Thema und die Machart, die in mir keine weihnachtlichen Gefühle auslösen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %
Land: Irland
Jahr: 2017
Laufzeit ca.: 103
Genre: Biografie • Drama • Komödie • Weihnachten
Verleih: KSM
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 22.11.2018
Heimkino: 17.10.2019
Regie: Bharat Nalluri
Drehbuch: Susan Coyne
Literaturvorlage: Les Standiford
Schauspieler: Dan Stevens (Charles Dickens) • Miriam Margolyes (Mrs. Fisk) • Morfydd Clark (Kate Dickens) • Cosimo Massimo Fusco (Signor Mazzini) • Jasper Hughes Cotter (Walter Dickens) • James Heffernan (Charley Dickens) • Aleah Lennon (Mamie Dickens) • Ella Mai Delaney (Katey Dickens) • Donna Marie Sludds (Maid) • David McSavage (Hall) • Ian McNeice (Chapman) • Miles Jupp (Thackeray) • Jonathan Pryce (Mr. John Dickens) • Ger Ryan (Mrs. Dickens) • Christopher Plummer (Scrooge)
Produktion: Robert Mickelson • Ian Sharples • Susan Mullen • Niv Fichman • Vadim Jean
Szenenbild: Paki Smith
Kostümbild: Leonie Prendergast
Maskenbild: Sonia Dolan
Kamera: Ben Smithard
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Jamie Pearson • Stephen O’Connell
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Bild: KSM