Solange ich atme

Kinoplakat Solange ich atme

Ohne Vorwissen ins Kino zu gehen, kann zu Überraschungen führen. Der Titel "Solange ich atme" klingt für mich nach romantischem Kino. Und tatsächlich beginnt der Film auch ausgesprochen romantisch. Diana und Robin werden ein Paar. Sie folgt ihm nach Afrika, wo er als Teehändler arbeitet. Die Kamera fängt warme Bilder der schönen Landschaft ein und Diana flüstert ihrem Mann ins Ohr, dass sie schwanger ist.

Dann folgt die herbe Wende. Robin erkrankt an Kinderlähmung und ist innerhalb kürzester Zeit vom Hals ab gelähmt, sogar seine Stimme versagt. Eine Beatmungsmaschine hält ihn am Leben. Trotz des schlechten Zustands holt man ihn nach England und verlegt ihn in ein Krankenhaus. Allmählich geht es ihm wieder besser und er kann kurze Sätze sprechen. Doch sein Lebenswille ist gebrochen und er verfällt in eine Depression. Während er zu sterben wünscht, ist seine Frau strikt dagegen. Entgegen dem ärztlichen Rat holt sie ihn nach Hause und übernimmt die Pflege. Der arrogante Chefarzt sagt frei heraus, dass Robin nur noch wenig Zeit zu leben bleibt. Für das Paar bricht eine harte Zeit an, in der beide eine enorme Entschlossenheit an den Tag legen und durchhalten. Entgegen der Prognose des Arztes wird Robin weitere 21 Jahre leben.

Kritik

Der Titel ist fast wörtlich zu nehmen, denn der Film dauert, solange sein Hauptdarsteller atmet. Sein relativ langes Leben verdankt er dem eigenen Willen und der Disziplin seiner ihn pflegenden Ehefrau. Sie richtet ihr gesamtes Leben auf die Partnerschaft aus, die über das übliche Maß eines Zusammenlebens hinausgeht. Selbiges gilt für die Ideen des Paares. Sie gehen mit dem Rollstuhl und einem mobilen Beatmungsgerät auf Reisen. Zu einer Zeit, in der in Deutschland die Poliokranken in Kliniken weggesperrt wurden. Dies ist einer der eindringlichen Gegensätze.

Der Produktion ist der Mut zu bescheinigen, den Film auf diese Weise gedreht zu haben. Er spart nicht mit Emotionen, ohne dabei in Pathos abzurutschen. Die Fallhöhe ist enorm. Zunächst zeigt der Film Robin als sportlichen, jungen Mann, der die Natur und die Freiheit Afrikas genießt. Bald darauf wird er im wahrsten Sinn des Wortes an das Bett gefesselt sein. Statt jetzt melodramatisch zu werden, lockert britischer Humor die Handlung regelmäßig auf. Zudem überrascht der Film mit Szenen wie der mit dem Urlaub in Spanien. Obwohl Robin auf einen Rollstuhl sowie die Beatmungsmaschine angewiesen ist, fliegt die Familie nach Spanien. Dort kommt es zu einem Unfall und die lebenslustigen Spanier, die eigentlich Hilfe leisten sollen, sind der Meinung, dass wenn die Fremden schon da sind, dies ein gegebener Anlass zum Feiern ist. Das tut gut, denn der Film spart auch nicht mit sehr ergreifenden Szenen. Es gibt Momente, in denen der Zuschauer um Robins Leben bangt. Etwa dann, wenn die Beatmungsmaschine ausfällt, ohne einen Alarm auszulösen. Robin kann nicht um Hilfe rufen, sondern nur darauf setzen, dass Diana auf ihn aufmerksam wird. Dieses Wechselbad der Gefühle, bei dem Lachen und Bangen nahe beieinander liegen, gelingt dem Film bis zum Ende gut. Nur der Schluss ist etwas lang und gleichzeitig sehr mitnehmend geraten. Leider bleibt dabei offen, ob sie am Ende Sterbehilfe leistet oder er eines natürlichen Todes stirbt. Einen Beitrag zum Thema Euthanasie will "Solange ich atme" nicht leisten. Er setzt auf die Schilderung des Schicksals. Darin liegt einer der Unterschiede zu "Das Meer in mir", der ebenfalls sehr dicht ist.

Für die Schauspieler ist der Film ebenfalls eine Herausforderung. Andrew Garfield bleiben über weiter Strecken nur die Mimik und die Sprache als Ausdrucksmittel. Claire Foy bietet die Rolle mehr Möglichkeiten. Sie kann die Wandlung vom Püppchen zur engagierten Frau zeigen. Verständlich ist, dass der Verleih zögerte den Film ins Kino zu bringen. Der ursprüngliche Starttermin vom 21.12.2017 wurde auf den 19.04.2018 verlegt. Claire Foy überholte sich somit indirekt selbst, indem der später gedrehte "Unsane - Ausgeliefert" früher ins Kino kam.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: Breathe
Land: Großbritannien
Jahr: 2017
Laufzeit ca.: 118
Genre: BiografieDramaRomantik
Verleih: SquareOne
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 19.04.2018
Heimkino: 14.09.2018

Regie: Andy Serkis
Drehbuch: William Nicholson

Schauspieler: Andrew Garfield (Robin Cavendish) • Claire Foy (Diana Cavendish) • Stephen Mangan (Dr. Clement Aitken) • Tom Hollander (David Blacker) • Dean-Charles Chapman (Jonathan Cavendish mit 22 Jahren) • Harry Marcus (Jonathan Cavendish mit 10 Jahren) • Hugh Bonneville (Teddy Hall) • Sylvester Groth (Dr. Erik Langdorf) • Diana Rigg (Lady Neville) • Penny Downie (Tid) • Ben Lloyd-Hughes (Dr. Don McQueen) • Camilla Rutherford (Katherine Robertson)

Produktion: Jonathan Cavendish
Szenenbild: James Merifield
Kostümbild: Charlotte Walter
Maskenbild: Jan Sewell
Kamera: Robert Richardson
Musik: Nitin Sawhney
Schnitt: Masahiro Hirakubo

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Bild: SquareOne

1 customer review

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14.10.17
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