Das Meer in mir

Kinoplakat Das Meer in mir

Ein gleichermaßen hartes wie sehenswertes Drama über Sterbehilfe. Die Geschichte des Querschnittgelähmten Ramon Sampedro basiert auf einem wahren Fall. Sie mischt Fakten und Fiktion zu einem packenden Werk, dessen emotionaler Dichte man sich nur schwer entziehen kann.

Ramon (Javier Bardem) ist seit 27 Jahren querschnittgelähmt. Nur den Kopf und einen Arm kann er noch bewegen. Ein kleines Zimmer ist sein Reich, Radio, Fernseher und Telefon bilden die Schnittstellen zur Außenwelt. Er ist in den Jahren ein exzellenter Beobachter geworden, hält seine Meinung nicht hinter Höflichkeitsfloskeln zurück und scheint durchaus fröhlich. Hinter Galgenhumor versteckt er den Großteil seiner Gefühle.

Regelmäßig kommt es zu Streits und Reibereien. Sein Bruder ist der Meinung, niemand begeht unter seinem Dach Selbstmord. Ramon sieht das als zu großes Opfer, weshalb der Bruder ihm entgegenhält, dass sie alle Opfer bringen. Er selbst hat die Seefahrt aufgegeben. Ihr Vater sagt wenig dazu: "Es gibt nur eines das schlimmer ist, als seine Kinder sterben zu sehen. Wenn sie vor dir sterben wollen." Neben ihnen kommen auch Intellektuelle und die katholische Kirche zu Wort. Geschickt stellt der Film die verschiedenen Meinungen gegenüber, bezieht klar Position für Ramon und gibt am Ende keine fertige Antwort.

Um den Zuschauer nicht zu erdrücken, wechselt das Thema in unregelmäßigen Abständen von Trauer zu Humor und Komik. In seiner Fantasie kann Ramon fliegen. Ein rasanter Flug über Wälder und Felder bringt hin ans Meer, wo die schöne Rechtsanwältin Julia (Belen Rueda) auf ihn wartet. Aus dem Rechtsbeistand ist eine heimliche Liebe geworden, die der Film in schöne Bilder packt. Nach anfänglichem Zögern legt sich Julia aufs Bett und beim heimlichen Rauchen wirken sie wie Schulkinder, die gemeinsam etwas Verbotenes tun. Die zweite Liebesgeschichte entwickelt sich mit Rosa (Lola Duenas), die zunächst nur aus Eigennutz kommt, weil sie ihr eigenes Leben nicht bewältigt. Ramon begibt sich in eine freiwillige Isolation, indem er den Rollstuhl kategorisch ablehnt. Das Meer schenkt das Leben und nimmt es wieder.

Es gibt viele weitere interessante Aspekte. Doch ich darf an dieser Stelle abkürzen, denn es ist nicht möglich der Komplexität des Films in einer Kritik gerecht zu werden, ohne den Rahmen zu sprengen. Neben dem Haupt-Konflikt, zeigt der Film auch die Kommunikations-Schwierigkeiten zwischen Enkel und Großvater auf, lässt intellektuelle Überzeugungen ins Wanken geraten und stellt wiederholt die Frage was menschenwürdiges Leben ist? Die große Kunst von Regisseur Alejandro Amenabar besteht darin, aus der Vorlage kein einfaches Tränenrührstück zu machen. Aus der wahren Vorlage entsteht eine Fiktion, die ich als einen der seltenen Glücksfälle bezeichnen möchte, in denen es einer Person gelingt, das Drehbuch zu schreiben und Regie zu führen. Der atmosphärisch dichte Film lädt auf eine emotional bedrückende Reise ein und glänzt mit handwerklicher Umsetzung.

Weiterhin tragen die Darsteller zum Gelingen bei. Sie wirken alle sehr natürlich und spielen mit großer Intensität. Den Mittelpunkt bildet Javier Bardem. Der Schauspieler liegt die meiste Zeit im Bett, arbeitet mit seinem Gesicht und vor allem der Stimme. Deshalb sollten Sie, falls es möglich ist, den Film in der Originalfassung anschauen. Mit einem Oscar als bester nichtenglischer Film prämiert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: Mar adentro
Land: FrankreichItalienSpanien
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 125
Genre: Drama
Verleih: Tobis
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 10.03.2005
Heimkino: 10.10.2005

Regie: Alejandro Amenábar
Drehbuch: Alejandro Amenábar • Mateo Gil

Schauspieler: Javier Bardem (Ramón Sampedro) • Belén Rueda (Julia) • Lola Duenas (Rosa) • Mabel Rivera (Manuela) • Celso Bugallo (José) • Clara Segura (Gené) • Joan Dalmau (Joaquín) • Tamar Novas (Javi) • Francesc Garrido (Marc) • José M Pou (Vater) • Alberto Amarilla (Bruder Andres) • Alberto Jimenez (Germán) • Andrea Occhipinti (Santiago) • Federico Pérez Rey (Dirigent) • Nicolás Fernández Luna (Cristian)

Produktion: Alejandro Amenábar • Fernando Bovaira
Szenenbild: Benjamín Fernández
Kostümbild: Sonia Grande
Maskenbild: Ana Urosa
Kamera: Javier Aguirresarobe
Musik: Alejandro Amenábar
Schnitt: Alejandro Amenábar

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Bild: Tobis

1 customer review

gut
10.03.05
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