Unsane - Ausgeliefert

Kinoplakat Unsane Ausgeliefert

Unversehens gerät eine junge Frau in die Psychiatrie. Dort ist sie der Willkür des Personals und der Ärzte ausgeliefert. Die Grenzen zwischen Wahn und Realität scheinen zu verschwimmen.

Sawyer Valentini (Claire Foy) hat weit von ihrer Heimat entfernt eine neue Stelle angetreten und ist dort ausgesprochen erfolgreich, auch aufgrund ihrer Gründlichkeit. Nur privat hat sie weniger Glück. Als sie wegen ihres überstandenen Falls von Belästigung eine private Klinik aufsucht, gerät sie unversehens in eine Falle. Das Formular, das angeblich nur eine Formalie ist, ist in Wahrheit ein Aufnahmeantrag für 24 Stunden. Und wegen ihres rebellischen Verhaltens werden aus den Stunden 7 Tage. Solange wird die Krankenkasse zahlen und die Klinik braucht Patienten, damit die Kasse stimmt. Darüber klärt sie der Mitgefangene Nate Hoffman (Jay Pharoah) im Klartext auf. Was Sawyer auch versucht, nicht einmal die Polizei kann ihr helfen. Als ob es nicht schlimm genug wäre, der Willkür ausgeliefert zu sein, meint sie in einem der Pfleger ihren Stalker wiederzuerkennen. Ist das Wahn oder Wirklichkeit?

Kritik

Die Richtung des Films ist unklar: Eine Zeitlang lebt er von Ungewissheit, weil nicht eindeutig ist, ob seine Hauptdarstellerin Wahnvorstellungen hat oder ein Opfer ist. Doch so sehr "Unsane - Ausgeliefert" auch bemüht ist, Spannung aufkommen zu lassen, bleibt die Dramaturgie spannungsarm. So sind beispielsweise die Momente, die Sawyer die Beherrschung verlieren lassen, zu konstruiert. Das Personal der Klinik ist auf die Rolle der willfährigen Erfüllungsgehilfen reduziert. Selbst offensichtliche Manipulationen wie die bei der Medikamentenausgabe werden übersehen. Wenn dem Stalker dann in der Klinik ein Mord gelingt, schrammt der Film hart an der Grenze der Glaubwürdigkeit.

Er nutzt mehrere Schwerpunkte ohne ein Genre klar zu bedienen. Es gibt die Momente der Willkür, die nicht tragend werden. Das Anliegen das amerikanische Gesundheitswesen als Farce zu entlarven geht in Ordnung. Jedoch ist die Idee, eine Farce als Farce darzustellen, keine gute. Das Mutter-Tochter-Verhältnis wird angerissen ohne zum Drama zu werden. Die Rache an der Mitpatientin bleibt ein angeschnittenes Thema. Die Grenzen zwischen Realität und Wahn verwischen zeitweilig zu deutlich.

Interessant ist der Moment in dem das Opfer und der Täter ein Rededuell ausfechten. Leider ist der Peiniger ein ziemlicher Waschlappen, dem ich nicht abnehme, dass er eiskalt Menschen umbringt. Und auch die psychologischen Momente überzeugen nicht. So ist der Stalker böse, weil er von seinem Vater nicht geliebt wurde. Zudem hat seine Rolle ein Problem. Anfangs muss er harmlos sein, damit der Zuschauer nicht weiß, ob Sawyer ein Opfer ist oder nicht. Doch nachdem der Film ihn entlarvt hat, müsste er seine Maske fallen lassen und bedrohlich werden. Da dies ausbleibt, flößt er mir keine Angst ein.

Die Dramaturgie hat Schwächen. So ist beispielsweise die Logik teils seltsam. Zunächst macht die Hauptdarstellerin deshalb Karriere, weil sie ausgesprochen gründlich ist. Dann liest sie das Einweisungsformular der Klinik nicht und gerät in die Falle. Das kann auch einem gründlichen Menschen passieren, passt aber nicht zur Charakterisierung der zwanghaft veranlagten Sawyer.

Auch Nebensächlichkeiten machen einen unstimmigen Eindruck. Beispielsweise die Überzeichnungen. So ist mindestens die Hälfte des Klinikpersonals stark übergewichtig. Wenn ein Patient randaliert, dann ist gleich jemand mit der Spritze zur Stelle und stellt den Randalierer ruhig. Und warum das Verschwinden von Sawyers Mutter mehrere Tage lang niemandem auffällt verwundert.

Fazit
Ich bin mir nicht sicher, wie ernst die Macher ihren Film meinen, denn er trägt die Züge einer Machbarkeitsstudie. Die Handlung ist sehr schematisch und es fehlt der letzte Schliff. Stellenweise mutet sie wie modernes Theater an, in dem es den Schauspielern wichtiger ist, eigene Dinge auszuleben als den Zuschauer zu unterhalten. Die Konzentration auf die Hauptrolle geht so weit, dass es im gesamten Film nur eine halbwegs interessante gibt: Sawyer. Technisch ist an "Unsane - Ausgeliefert" interessant, dass als Kamera ein I-Pad benutzt wurde. Worin der Unterhaltungswert besteht vermag ich nicht zu erkennen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Unsane
Land: USA
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 98
Genre: DramaKrimiSpannung
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 29.03.2018
Heimkino: 09.08.2018

Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Jonathan Bernstein • James Greer

Schauspieler: Claire Foy (Sawyer Valentini) • Joshua Leonard (David Strine) • Jay Pharoah (Nate Hoffman) • Sarah Stiles (Jill) • Marc Kudisch (Manager) • Amy Irving (Angela Valentini) • Colin Woodell (Mark) • Myra Lucretia Taylor (Beraterin) • Lynda Mauze (Dolores) • Zach Cherry (Dennis) • Polly McKie (Boles) • Raúl Castillo (Jacob) • Juno Temple (Violet)

Produktion: Joseph Malloch
Szenenbild: April Lasky
Kostümbild: Susan Lyall
Kamera: Peter Andrews
Schnitt: Mary Ann Bernard

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

ausreichend
29.03.18
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