Glass

Kinoplakat Glass

M. Night Shyamalan bläst zum Gipfeltreffen von drei Figuren, die bereits zwei seiner Filme dominierten. Er ist bemüht auf der Klaviatur von Fantasy und Superhelden zu spielen, mischt dazu eine Prise Comic. Was der eine als Heldentat einstuft, sieht der andere als Selbstjustiz. Alles klar? Nein? Soll ja auch so sein, wenn Shyamalan loslegt.

Kevin Wendell Crumb, der Verbrecher aus "Split", ist immer noch auf freiem Fuß und leidet weiterhin unter der dissoziativen Identitätsstörung, trägt mehrere Persönlichkeiten in sich. Erneut will er junge Frauen einer seiner Persönlichkeiten opfern. Nicht ahnend, ins Visier von David Dunn geraten zu sein. Der hat, mit der Unterstützung seines Sohnes, Kevins Versteck ausfindig gemacht und will das Verbrechen verhindern. Das gelingt zu einem bitteren Preis: Kevin und David werden verhaftet und in eine psychiatrische Klinik gesperrt. Dort ist bereits Mr. Glass Insasse, der dem Film seinen Titel verleiht.

Durch die Behandlung der Psychiaterin Dr. Ellie Staple sollen Glass, Kevin und David eine letzte Chance bekommen. Frau Doktor hat als Spezialgebiet die Behandlung von Menschen, die meinen Superhelden zu sein. Dadurch stellt der Film im weiteren Sinn die Frage der Daseinsberechtigung von Helden. Und wie bei M. Night Shyamalan üblich gibt es mehrere Ebenen.

Kritik

Es ist möglich den Film als Zusammenführung beziehungsweise Zuspitzung von "Unbreakable – Unzerbrechlich" und "Split" zu sehen. Wegen der Rückblenden und der Erklärungen ist jedoch Vorwissen nicht zwingend notwendig. Bildlich gesprochen wird erneut mit gezinkten Karten gespielt und die Handlung versucht dem Zuschauer einzureden, dass die Dinge (nicht) so sind wie sie scheinen. Abhängig von der eigenen Erwartung fallen die langen oft mehr gesprochenen als gespielten Szenen spannend aus oder nicht. Ohne ins Detail gehen zu wollen, ist die Handlung ein langes Hinarbeiten aufs Finale, das im weitesten Sinne eine Verneigung vor Comics ist und ein doppelt gemoppeltes Ende bietet.

Für mein Dafürhalten bleibt der Film zu nahe an "Split". James McAvoy spielt abermals Kevin, der unter der multiplen Persönlichkeitsstörung leidet und zehn Persönlichkeiten in sich trägt. In einer übertriebenen Szene schaltet Frau Doktor diese Personen der Reihe nach durch. Und auch im Rest des Films bekommt McAvoy übermäßig viel Raum zur Darstellung. Keine Frage, das ist schauspielerisch gut gemacht. Was mich stört, ist die Abnutzung des Effekts.

Die anderen zwei männlichen Hauptrollen bekommen gefühlt weniger Leinwandpräsenz. Bruce Willis als Kevin Dunn hat wenig Raum zur Entfaltung. Nicht viel besser ergeht es Samuel L. Jackson, der zunächst nur im Rollstuhl hängt, weil er durch Medikamente ruhig gestellt ist. Mehr als mit den Augen zu zucken kann er nicht bieten. Später erwacht das Superhirn zum Leben und ist die treibende Kraft in einem Spiel mit doppeltem Boden. Wobei der Rollstuhl den Schauspieler in seinem Ausdruck weiterhin einschränkt. Die einzige weibliche Hauptrolle übernimmt Sarah Paulson, die viel Text transportiert. Nicht gut eingebunden ist das Auftreten von Casey (Anya Taylor-Joy), die Kevin in "Split" entkommen konnte. Sie fügt ihrer bisherigen Darbietung nichts hinzu. Insgesamt entlockt Regisseur M. Night Shyamalan den Künstlern keine großartigen Leistungen.

Sein Augenmerk liegt auf dem Gesamten, das versucht eine starke Wirkung zu erreichen. So nimmt die Kamera auffällig oft eigenwillige Perspektiven ein. Zeigt beispielsweise die Hinterköpfe der Schauspieler anstelle der Gesichter. Die Gruppentherapie der Verbrecher findet in einem riesigen, rosafarbenen Saal statt. Wobei Frau Doktor im übertragenen Sinn über die Angeklagten zu Gericht sitzt. Allen Anstrengungen zum Trotz ist dem Film anzumerken, dass das Budget für einen Kinofilm nicht üppig gewesen sein kann. Es liegt bei geschätzten 20 Millionen US-Dollar. Teure Spezialeffekte wurden vermieden, die Anzahl der Innenaufnahmen fällt auf. Die Klinik ist praktisch ausgestorben; Patienten und Personal fehlen. Nur gegen Filmende stehen hier für kurze Zeit Statisten am Fenster. Das tut dem Film keinen Abbruch. Schade ist, dass die Story nur bedingt mitreißt und während der Erzählung verläuft.

Die Logik entspricht Horror. Die eingebauten Sicherheitsvorkehrungen technischer wie menschlicher Natur sind mit leichter Hand auszutricksen. Menschen sind begriffsstutzig und zahlen das mitunter mit dem Leben.

Fazit
Die Konzentration auf wenige Darsteller und Orte macht "Glass" nicht zu einem Kammerspiel. Das Drehbuch ist nicht brillant und die Regie kein Meisterwerk. Die Handschrift von M. Night Shyamalan prägt den Film und ist vor allen Dingen seinen Fans zu empfehlen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: USA
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 129
Genre: DramaFantasyKrimi
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 17.01.2019
Heimkino: 23.05.2019

Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan

Schauspieler: Sarah Paulson (Dr. Ellie Staple) • Anya Taylor-Joy (Casey Cooke) • James McAvoy (Kevin Wendell Crumb / The Beast / Patricia / Dennis / Hedwig / Barry / Jade / Orwell / Heinrich / Norma) • Bruce Willis (David Dunn) • Samuel L. Jackson (Elijah Price / Mr. Glass) • Luke Kirby (Pierce) • Spencer Treat Clark (Joseph Dunn) • Jane Park Smith (Korean Mother) • Kyli Zion (Cheerleaderin) • Nina Wisner (Cheerleaderin) • Marisa Brown (Carol) • Charlayne Woodard (Elijahs Mutter)

Produktion: Marc Bienstock • Jason Blum • Ashwin Rajan • M. Night Shyamalan
Szenenbild: Chris Trujillo
Kostümbild: Paco Delgado
Maskenbild: Pamela Peitzman
Kamera: Mike Gioulakis
Musik: West Dylan Thordson
Schnitt: Luke Ciarrocchi • Blu Murray

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Bild: Walt Disney

1 customer review

ausreichend
17.01.19
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