Das Comeback

Kinoplakat Das Comeback

Ein Boxer schafft es ganz nach oben, stürzt wieder in die Bedeutungslosigkeit ab, und schafft es aus Not und Armut und allen Widrigkeiten zum Trotz, sich abermals wieder ganz nach oben zu boxen. Der Boxer heißt Jim Braddock, und die Geschichte ist wahr. Sie beginnt 1928. Braddock ist der Liebling des Box-Publikums und eilt von Sieg zu Sieg. Doch die Kämpfe fordern ihren Tribut, Braddock ist verletzt, verliert, stürzt ab.

Zu Beginn des Films "Das Comeback" schreibt man das Jahr 1928. Amerika boomt. James Braddock (einfach fantastisch: Russell Crowe) ist ein treu sorgender und liebevoller Ehemann und Vater. Braddock, dessen Vorfahren aus Irland nach Amerika kamen, hat ein großes Talent: Er kann boxen. Er ist zwar kein Meisterboxer, aber er ist leichtfüßig, kann viel Einstecken, und ist zäh und ausdauernd. Braddock boxt sich kontinuierlich nach oben, und steht kurz vor dem Kampf um die Weltmeisterschaft. Von den Preisgeldern hat er sich ein Häuschen für seine Frau Mae (hingebungsvoll: Renée Zellweger) und seine drei Kinder gekauft. Joe Gould (hervorragend wie immer: Paul Giamatti) ist nicht nur sein Coach und Manager, sondern auch sein verständnisvoller Freund. Braddocks Leben scheint für immer in glücklichen und geordneten Bahnen zu laufen.

Doch fünf Jahre später ist es damit vorbei. Verletzungsbedingt ist Braddock inzwischen nicht mehr der große Gewinner, er verliert, sein Abstieg beginnt. Und dann bricht die große Depression über Amerika herein. Braddock gehört bald zum endlosen Heer der 15 Millionen Arbeitslosen, die für ein paar Dollar alles machen. Braddock kämpft, wie er es als Boxer gelernt hat. Er schleppt trotz gebrochener rechter Hand schwere Säcke am Hafen, verausgabt sich völlig, um wenigstens ein paar Dollar für das Nötigste zu verdienen. Längst musste seine Familie aus dem eigenen Häuschen ausziehen, und lebt jetzt unter unmenschlichen Bedingungen, ohne Heizung, ohne Strom, fast ohne Nahrung, in einem zugigen Loch. Braddocks 6-jähriger Sohn Howard erkrankt schwer und droht seine Geschwister anzustecken. In ihrer Not schickt Mae die Kinder zu ihrer Schwester, der es besser geht. Braddock ist nun endlich bereit, sich für Sozialhilfe anzustellen, ein schwerer Entschluss für einen stolzen Mann. Aber selbst dann reicht das Geld noch nicht zum Bezahlen der Rechnungen. Braddock schluckt seinen Stolz endgültig hinunter und erbettelt sich das fehlende Geld in den Räumen der Boxkommission, die ihm einst die Boxlizenz aberkannt und damit in den Ruin getrieben hat. Aber wenigstens kann er seine Kinder wieder nach Hause holen.

Als Joe ihm kurz danach einen Kampf anbietet, sagt er ja, obwohl er schon lange nicht mehr trainiert hat und sein Körper durch die ständige Unterernährung nicht gerade in bester Form ist. Am 14. Juni 1934 steht Jim Braddock wieder im Ring – und gewinnt mit seiner überraschend starken Linken, die durch das Schleppen der schweren Säcke trainiert wurde. Die Sensation ist perfekt. Joe sieht für sie beide eine neue Chance kommen. Denn obwohl Joe noch eine feine Adresse hat, ist die elegante Wohnung inzwischen leer geräumt. Auch Joe musste alles verkaufen, was er hatte, um überleben zu können. Joe arrangiert einen Kampf nach dem anderen, Braddock gewinnt einen Kampf nach dem anderen, und Mae weigert sich, wie immer, zu den Kämpfen zu kommen, weil sie viel zu viel Angst um ihren geliebten Mann hat. Inzwischen ist Jim Braddock nicht mehr nur ein Boxer, der es wieder geschafft hat. Er ist der "Cinderella Man" (Originaltitel des Films), der wie im Märchen vom Aschenputtel zum gefeierten Star aufsteigt. Braddock ist für die Amerikaner das große Vorbild, dass man es auch in diesen zutiefst schlechten Zeiten schaffen kann.

Dann kommt der Kampf gegen den arroganten Boxer Max Baer (unglaublich ekelhaft: Craig Bierko), ein überhebliches, dümmliches Mannsbild, der nur eines kann: gnadenlos hart zuschlagen. Zwei seiner Gegner hat Baer bereits im Ring totgeschlagen. Nun steht am 13. Juni 1935 der Kampf gegen Jim Braddock auf dem Programm, bei dem es abermals um Leben oder Tod geht.

Kritik

Um es gleich vorweg zunehmen: eigentlich mag ich Boxfilme nicht. Ich finde es schrecklich und überhaupt nicht sportlich, wenn zwei erwachsene Männer so lange aufeinander eindreschen, bis einer umfällt. Aber bei diesem Film "Das Comeback" saß ich die zwei Stunden atemlos und angespannt auf der äußersten Kante meines Kinosessels und wagte mich kaum zu bewegen. "Das Comeback" ist ein absolut faszinierender Film, und das liegt nicht nur an Russell Crowe, Renée Zellweger und den anderen ausgezeichneten Darstellern. Es ist das ganze Flair des Films, das das Amerika der 20er und 30er Jahre so nahe bringt. Die Genauigkeit in den kleinsten Details, die überwältigende Hilflosigkeit der Menschen, die unverdient und unerwartet in völlige Armut gestürzt wurden (Parallelen zu der Katastrophe in New Orleans und Biloxi drängen sich geradezu auf). Das Wissen, nichts, aber auch gar nichts tun zu können, um Geld zu verdienen, die Kinder zu ernähren, Wärme und Geborgenheit zu erzeugen, wird derart drastisch dargestellt, dass einem das Herz schwer wird. Umso mehr ist der Mut von Menschen wie Mae und Jim Braddock zu bewundern, die nie aufgaben, die immer unbeirrt weitermachten und darauf hofften, doch noch etwas ändern zu können. Kein Wunder, dass Jim Braddock zum leuchtenden Idol dieser Zeit wurde.

Faszinierend sind auch die unglaublichen Kampfszenen, die einen überraschend schlanken und ranken Russell Crowe zeigen. Der gebürtige Neuseeländer hat sich ja von den 103 Kilo, die er als "Master und Commander" draufhatte, auf zierliche 80 Kilo runter trainiert. Und so glaubt man ihm tatsächlich den permanenten Hunger und die ständige Überanstrengung als Jim Braddock. Und Renée Zellweger als Mae ist so durchscheinend blass und dünn, trotzt so mutig ihrem traurigen Schicksal, ist so liebevoll als Mutter und verständnisvoll als Gattin, dass man die Tränen der Rührung und des Mitgefühls kaum unterdrücken kann.

Fazit
Regisseur Ron Howard, der ja schon mit Russell Crowe den Oscar prämiierten Film "A Beautiful Mind" gedreht hat, ist auch mit dem Film "Das Comeback" wieder ein Volltreffer gelungen: authentisch, zu Herzen gehend, spannend, überzeugend. Für mich einer der besten Filme der Saison. Unbedingt ansehen.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 90 %


Original Filmtitel: Cinderella Man
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 145
Genre: BiografieDramaHistorieRomantikSport
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 08.09.2005
Heimkino: 12.01.2006

Regie: Ron Howard
Drehbuch: Cliff Hollingsworth • Akiva Goldsman

Schauspieler: Russell Crowe (Jim Braddock) • Renée Zellweger (Mae Braddock) • Paul Giamatti (Joe Gould) • Craig Bierko (Max Baer) • Paddy Considine (Mike Wilson) • Bruce McGill (Jimmy Johnston) • David Huband (Ford Bond) • Connor Price (Jay Braddock) • Ariel Waller (Rosemarie Braddock) • Patrick Louis (Howard Braddock) • Rosemarie DeWitt (Sara) • Linda Kash (Lucille Gould)

Produktion: Brian Grazer • Ron Howard • Penny Marshall
Szenenbild: Wynn Thomas
Kostümbild: Daniel Orlandi
Maskenbild: Ann Brodie • Hazel Gordon • Carol Hartwick • Janice Miller • Linda Montgomerie • Vincent Sullivan • Dorota Zajac
Kamera: Salvatore Totino
Musik: Thomas Newman
Schnitt: Daniel P. Hanley • Mike Hill

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

sehr gut
08.09.05
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