Das Phantom der Oper

Kinoplakat Phantom der Oper

18 Jahre nach der Uraufführung des Musicals spukt das "Phantom der Oper" in der Fassung von Andrew Lloyd Webber über die Kinoleinwand.
Die visuelle Inszenierung durch Joel Schumacher steht dem musikalischen Bombast in Nichts nach. Ungewöhnlich: Der Film läuft mit vergleichsweise vielen englischen Kopien an. Wir haben die englische Fassung gesehen.

Paris 1919: Auf einer Auktion werden Requisiten der ehemaligen Opera Populaire versteigert. Graf Raoul de Chagny (Patrick Wilson), mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt, und Madame Giry (Emma Richardson) sind unter den wenigen Interessenten. Als die Versteigerung an den riesigen Kronleuchter kommt, bekommen die Schwarz-Weiß-Bilder Farbe und eine Rückblende erzählt die Geschichte des Phantoms der Oper.

Paris 1870: Die Chorsängerin Christine (Emmy Rossum) bekommt ihre große Chance, als die Diva La Carlotta (Minnie Driver) nach einem Bühnenunfall zickig den Auftritt verweigert. Christines Stimme bezaubert das Publikum - und das Phantom (Gerard Butler), von dessen Existenz das Theatervolk überzeugt ist. Nach der Aufführung entführt es die naive junge Sängerin in sein verwunschenes Reich. Die wiederum ist von dem geheimnisvollen Mann fasziniert. Ihr Herz jedoch schlägt für einen Jugendfreund, den Grafen Raoul de Chagny. Was zwangsläufig die Eifersucht des Phantoms heraufbeschwört, denn es ist ebenso ein Verehrer von Christines Kunst wie von ihrer Schönheit.

Wild entschlossen setzt es alles daran, dass die junge Frau den Platz der Operndiva bekommt, was den Plänen der neuen Direktoren zuwiderläuft. Die Konflikte sind also vorprogrammiert. In der Folge kommt es zu mehren Zusammenstößen zwischen den Direktoren der Oper und dem geheimen künstlerischen Leiter sowie zu Rivalitäten unter Verehrern. Um die Geschichte abzurunden, erzählt die ehemalige Leiterin des Balletts Madame Giry, das Schicksal des Mannes hinter der Maske.

Kritik

Die Uraufführung des gleichnamigen Musicals fand 1986 in London statt. Seitdem ist es ein Dauerbrenner - allein in Deutschland sahen mehr als acht Millionen Besucher die Geschichte des tragischen Genies. Der Sprung auf die Leinwand erfolgt relativ spät: Die ersten Anläufe einer Filmfassung verliefen 1988 im Sand. Erst Weihnachten 2004 kommt das Musical in die Kinos - laut Verleih wie von Andrew Lloyd Webber gewünscht, unter der Regie von Joel Schumacher.

Gemeinsam schreiben Regisseur und Komponist das Drehbuch für die Adaption. Eine nur bedingt gute Idee, denn das Ergebnis ist ein Film, dessen kitschige Ohrwürmer ebenso erschlagen wie die epischen Bilder. Regisseur Joel Schumacher überzeichnet stark. So ähnelt das Gewusel hinter den Kulissen einem Hühnerhaufen. Christine (erinnert stark an Sissy) singt bei Schneetreiben auf dem Friedhof (dekolletiert bis zum Bauchnabel) und sinkt vor den Stufen zur Gruft des Vaters nieder - auf gefrorenen Boden. Ihr Liebhaber ist auch nicht vernünftiger und trägt trotz Minusgraden nur ein dünnes Oberhemd.

Die darstellerische Leistung ist gut, insofern sie gefordert wird. Die Besetzung glänzt mit Darstellern, die sich in Hollywood rarmachen, aber trotzdem spielen können. Deshalb wirkt es bedauerlich, dass das Hauptaugenmerk zu sehr auf dem Gesamteindruck liegt, wodurch Talent ungenutzt bleibt. Inhaltlich drückt das Ganze nicht viel aus. Die Lieder sind einfach genug gehalten, dass man sie auch ohne Englischkenntnisse versteht. Mancher Song rutscht an den Rand der Belanglosigkeit. Da die Hauptdarsteller selbst singen, sitzt nicht jeder Ton perfekt. Zu loben ist hier der Mut. Die deutsche Fassung wird vergleichsweise aufwendig produziert, denn neben der Synchronisation werden auch die Lieder neu eingesungen. (Kritik und Wertung beziehen sich auf die englische Fassung.)

Wirklich schön anzusehen sind Make-up, Bühnenbild und Kostüme. Gut, die Auskostung des verunstalteten Phantom-Gesichts ist überzogen. Ebenso nutzt auf Dauer der Effekt ab, ununterbrochen große Gesten vor noch größerer Kulisse zu zeigen. Die Vor- und Nachbereitung der eigentlich kurzen Story, durch viele Zwischenschnitte, macht aus dem Musical, eine arg gedehnte Filmversion. Eine kürzere Fassung dürfte knackiger wirken. Doch die wahren Anhänger von Andrew Lloyd Webber werden mit glänzenden Augen im Kinosaal sitzen: Endlich mal wieder was fürs Herz.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: The Phantom of the Opera
Land: GroßbritannienUSA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 142
Genre: DramaMusikRomantik
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 16.12.2004
Heimkino: 07.09.2005

Regie: Joel Schumacher
Drehbuch: Joel Schumacher • Andrew Lloyd Webber

Schauspieler: Gerard Butler (Das Phantom) • Emmy Rossum (Christin) • Patrick Wilson (Raoul) • Miranda Richardson (Madame Giry) • Minny Driver (Carlotta) • Ciarán Hinds (Firmin) • Simon Callow (Andre) • Victor McGuire (Piangi) • Jennifer Ellison (Meg Giry) • Murray Melvin (Reyer) • Kevin McNally (Buquet) • James Fleet (Lefevre) • Imogen Bain • Miles Western • Judith Paris

Produktion: Andrew Lloyd Webber
Szenenbild: Anthony Pratt
Kostümbild: Alexandra Byrne
Maskenbild: Lizzie Lawson
Kamera: John Mathieson
Musik: Andrew Lloyd Webber
Schnitt: Terry Rawlings

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

gut
16.12.04
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