Das zweite Leben des Monsieur Manesquier

Kinoplakat zweite Leben des Monsieur Manesquier

Viele Menschen träumen davon einmal in die Haut eines anderen Menschen zu schlüpfen - und wenn es nur für einen Tag ist. Skurril wird es, wenn ein pensionierter Lehrer und ein Bankräuber, die beide diesen Traum hegen, aufeinandertreffen. Das Resultat schildert "Das zweite Leben des Monsieur Manesquier" unaufgeregt und sehenswert.

Ein Ort irgendwo in Frankreich: Wie in einem klassischen Western schweift die Kamera durch die Straßen, fängt einen Fremden ein, der, das ahnt der Zuschauer augenblicklich, die Bank des Ortes ausrauben wird. Nach dieser Einleitung schwenkt der Film ins Erzählen, verlässt die staubigen Straßen des Westerns und kehrt erst im Finale wieder dorthin zurück.

Dazwischen liegt der Mittelteil mit seinem Schwerpunkt auf der Geschichte zweier Männer, deren Lebenslinien sich nur für Tage kreuzen und ihre Leben dennoch von Grund auf verändern. Ihre erste Begegnung fällt wortkarg aus. Der Fremde (Johnny Hallyday) wird von Monsieur Manesquier (Jean Rochefort) eingeladen, in seinem großen, einsamen Haus zu nächtigen. Der verwitwete Lehrer ist schon lange in Rente und hasst nichts mehr als sein unaufgeregtes, geregeltes Leben. Schon lange träumt er davon, endlich einmal auszubrechen. Doch sein Bemühen schlägt fehl. Statt eine Schlägerei anzuzetteln, erkennt ihn der ehemalige Schüler wieder und augenblicklich herrscht erneut das Machtverhältnis Lehrer Schüler. So bleibt als einzige Aufregung die Schießübung, die er mit dem Fremden abhält. Der wiederum erkennt rasch den Vorteil eines bequemen Lebens in der Provinz. Er findet Gefallen an Gedichten und Pantoffeln - die, so erklärt der Gastgeber, wie angegossen sitzen müssen. Aber der Rollentausch, also das Ausbrechen aus dem eigenen Leben, dauert jeweils nur Minuten bis Stunden. Egal, ob es sich dabei um einen neuen Haarschnitt handelt, oder eine Nachhilfestunde. Die bisherigen Lebenswege fordern ihren Tribut, der aus einem klassischen Showdown inklusive Banküberfall und Kugelhagel besteht.

Kritik

Was wäre, wenn ich mein Leben anders gelebt hätte? Einmal in die Haut eines Fremden schlüpfen und ein Star oder Held sein. Was verspielte Naturen vorzugsweise am PC alleine oder in Gruppen praktizieren, indem sie in Rollenspielen Helden verkörpern, erlebt Monsieur Manesquier ganz real. Der aristokratische Mann schließt zunächst aus Einsamkeit Freundschaft mit dem Fremden und strapaziert dessen Geduld mit seinem Redefluss und seinen Geschichten. Daraus entspinnt der Film eine eigenartige Männerfreundschaft. Man philosophiert über das Leben, über Frauen oder die Unarten der Bäckerfachverkäuferin. Das funktioniert unaufgeregt und gerade deshalb sehenswert. Die Spannung entsteht aus den Gegensätzen. Nicht nur in den Rollen, sondern auch formal: Den zugeknöpften Gangster, zeigt der Film in kaltem, blauen Licht und den verstaubten, pensionierten Lehrer in beigem und braunem. Die einzelnen Komponenten ergeben im Zusammenspiel eine Art von Kunst, die nur selten ihren Weg auf die Leinwand findet. Neben den guten Darstellern ein Grund mehr, dem eigenwilligen Film eine Chance zu geben.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: L'homme du train
Land: DeutschlandFrankreich
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 90
Genre: Spielfilm
Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 24.11.2005
Heimkino: 16.06.2006

Regie: Patrice Leconte
Drehbuch: Claude Klotz

Schauspieler: Jean Rochefort (Monsieur Manesquier) • Johnny Hallyday (Milan) • Jean-François Stévenin (Luigi) • Charlie Nelson (Max) • Pascal Parmentier (Sadko) • Isabelle Petit-Jacques (Viviane) • Edith Scob (Schwester von Monsieur Manesquier) • Maurice Chevit (Friseur) • Riton Liebman (Mann) • Olivier Fauron (Kollege) • Véronique Kapoyan (Bäckerin) • Elsa Duclot (Kellnerin) • Armand Chagot (Gärtner) • Michel Laforest (Apotheker) • Alain Guellaff (Arzt)

Produktion: Philippe Carcassonne
Szenenbild: Ivan Maussion
Kostümbild: Annie Périer
Maskenbild: Isabelle de Araujo
Kamera: Jean-Marie Dreujou
Musik: Pascal Estève
Schnitt: Joëlle Hache

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Bild: Alamode Film

1 customer review

gut
24.11.05
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