Die Aufschneider

Kinoplakat Die Aufschneider

Konkurrenzkampf im Gesundheitswesen. Weil zwei Kliniken direkt nebeneinander liegen, muss eine davon dicht machen. Entweder das Hightech-Klinikum "St. Georg" des Computer gläubigen Professor Radwanski, oder die dröselige und etwas schäbige Eichwald Klinik des geistesabwesenden Professors Keller. Zehn Tage bleiben den Beteiligten, um einer Experten-Kommission zu beweisen, dass eine von ihnen die Bessere ist.

Der Film "Die Aufschneider" ist die neue schwarze Komödie von Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Carsten Strauch, der für Kurzfilme wie "Das Taschenorgan" und "Futter" mit über 50 Preisen ausgezeichnet wurde.

Die altmodische und ziemlich schäbige Eichwald Klinik von Professor Keller (Burghart Klaußner) und das "St. Georg" Hospital von Professor Radwanski (Christoph Maria Herbst) liegen praktisch Haustür an Haustür. Klar, dass im Zuge der Kosten einsparenden Gesundheitsreform eine von beiden weichen muss. Welche geschlossen wird, dass kann die Belegschaft der beiden Kliniken selbst entscheiden. Zehn Tage haben die beiden Klinik-Chefs Zeit, um anschließend einer Experten-Kommission zu demonstrieren, warum gerade ihre Klinik die bessere ist, und damit weiter arbeiten darf.

Da bricht auf beiden Seiten die blanke Panik aus. Der schüchterne und penible Dr. Steffen Wesemann (Regisseur Carsten Strauch) und der nassforsche Frauenliebhaber Dr. Klaus Kunze (Rainer Ewerrien) arbeiten nicht nur zusammen in der Eichwald Klinik, sie sind auch die besten Freunde, und wohnen nebeneinander in je einer Doppelhaushälfte. Sie gehen die Sache immer ganz ruhig gemeinsam an, egal ob es sich um eine Visite oder um eine Operation handelt. Da kann schon mal die Kontaktlinse versehentlich hinter der Milz landen, aber einer der beiden findet das Objekt im Patienten immer wieder. Eigentlich wollten die beiden gemeinsam Urlaub machen, aber der Klinik-Wettkampf macht ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung. Professor Keller, der seinen ruhigen Job in Gefahr sieht, will möglichst große Nägel mit möglichst großen Köpfen machen, und das möglichst schnell. Ein neues Konzept muss her, um die altertümliche und dröselige Eichwald Klinik gehörig aufzupeppen. Da kommt ihm der Vorschlag, den angeblichen Wellness-Experten Werner Vierkötter (Josef Ostendorf) zu engagieren gerade recht. Vierkötter ist groß und ziemlich umfangreich und eine unschlagbare rheinische Frohnatur. Von Wellness versteht er soviel wie eine Kuh vom Fingerpfeifen, aber vom glücklich machen der Leute hat er Ahnung. Schließlich war Vierkötter Animateur auf Mallorca und ist Fachmann für das Organisieren von Kinder-Discos, Stepptanz-Kursen und Single-Partys. Und so wird unter der gnadenlosen Regie des ständig grinsenden und plappernden Vierkötter die Eichwald Klinik innerhalb kürzester Zeit in ein Urlaubsparadies umgestaltet. Mariachi Bands spielen zum Tanz, die Krankenschwestern üben Bauchtanz und überraschen die Patienten als Scheherezade verkleidet. Überall werden Plastikpalmen aufgestellt, Gute-Laune-Songs schallen aus den Lautsprechern, und selbst die Ärzte sollen sich mit mexikanischen Hüten und ständigem Lächeln als Wellness-Hüter verkleiden.

Derlei Firlefanz ist Professor Radwanski natürlich völlig fremd. Er ist dabei, seine Klinik personalfrei zu gestalten. Operationen werden teilweise bereits von voll automatisierten Computern vorgenommen, Kassenpatienten, die die Bilanz versauen könnten, werden rigoros als geheilt entlassen – auch wenn sie kaum noch laufen können – und Krankenschwestern werden nicht nach Können sondern nach Brustumfang eingestellt. Es hat den Anschein, als läge das "St. Georg"-Hospital unschlagbar vorne. Da tritt Hartmuth Probst (Bernd Stegemann), der trinkfreudige Vorsitzende der Experten-Kommission, an Professor Radwandski heran: Er habe etwas von unsauberen Vorkommnissen in der Klinik läuten hören. Und er würde gerne eine neue Leber haben, seine Alte sei fast tot gesoffen und bereite ihm große Schwierigkeiten. Natürlich wird Radwanski sofort tätig. Nicht umsonst hat er einen "Freund" bei der Firma Transorgan sitzen. Lebern gäbe es zwar zur Genüge, aber nicht mit der seltenen Blutgruppe AB negativ, die Probst hat, gibt der Freund Bescheid. Da ist momentan nur eine vorhanden, und die sei gerade an die Konkurrenz von der Eichwald Klinik geliefert worden. Die Leber zur Transplantation trifft auch tatsächlich in der Eichwald Klinik ein, aber bei dem bekannten Schlendrian dieses Hauses, gerät sie in Dr. Wesemanns Wagen und wird von diesem mit nach Hause genommen. Da er seinen Freund Kunze gebeten hatte, ihm zum Abendessen eine Leber zu besorgen, hält er die Transplantations-Leber für eine aus dem Fleischerfachgeschäft Ihres Vertrauens, und bereitet sie kunstvoll zu, richtig lecker mit Kartöffelchen. Sie mundet ihm auch ganz hervorragend – "richtig zart" – und als Kunze schließlich den Irrtum aufklärt, ist es schon zu spät. Wesemann kotzt sich zwar die Seele aus dem Leib und hält sich fortan für einen Kannibalen, aber das hilft nun auch nichts mehr. Der todkranke Patient, für den sie gedacht war, wird unverrichteter Dinge wieder in sein Krankenbett verlegt.
Das alles weiß Prof. Radwanski natürlich nicht. Er geht davon aus, dass die Leber verpflanzt wurde, und setzt nun seine attraktive Geliebte, die Ärztin Dr. Tietz (Nina Kronjäger), auf den Frauenheld Dr. Kunze an. Sie soll herausbekommen, bei wem die Leber eingepflanzt wurde. Sie erfährt auch, bei wem sie hätte eingepflanzt werden sollen – aber nicht wurde, was aber außer Wesemann und Kunze niemand weiß, und die halten aus verständlichen Gründen das Maul – und so kidnapped Dr. Tietz bei Nacht und Nebel einfach diesen Patienten. In der "St. Georg" Klinik wird ihm die angeblich frische Leber entnommen, und er bekommt dafür die kranke Leber von Probst, und Probst bekommt seine. Ein schlechter Tausch, denn Probsts Leber ist immer noch besser als die des todkranken Patienten.
Doch Dr. Kunze ist nicht ganz so blöd, wie Dr. Tietz meint, und riecht Lunte. Das bekommt ihm schlecht, denn Dr. Tietz entführt ihn nun kurzerhand ebenfalls, sperrt ihn in ein leeres Krankenzimmer ein, und setzt ihn unter Drogen. Und so kommt der Tag, an dem die Kommission über Wohl und Wehe der beiden Krankenhäuser entscheiden wird. Dieser Tag hat es wahrlich in sich: Probst geht es immer schlechter, dem vorher todkranken Patienten dagegen immer besser, Dr. Kunze ist spurlos verschwunden und trotz intensiver Suche nicht auffindbar, Dr. Wesemann ist voller Panik, dass wegen seine "Kannibalen"-Mahlzeit herauskommen könnte, Professor Keller wirft entnervt Vierkötter hinaus, und Prof. Radwanski gibt Dr. Tietz den Befehl, Dr. Kunz vorsichtshalber für immer mundtot zu machen.

Kritik

Der Film "Die Aufschneider" ist der erste Film von Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Carsten Strauch. Es ist eine deutsch-englische Koproduktion, und hier kann man sehen, was passiert, wenn deutsche Comedy mit britischem Humor aufeinandertrifft: eine rabenschwarze, boshafte, bizarre und aberwitzige Farce auf unsere Gesundheitsreform. Manche Seitenhiebe sind so treffend, dass einem fast das Lachen im Hals stecken bleibt. Manche Gags sind dagegen so albern, dass man nur grinsend den Kopf schütteln kann. "Die Aufschneider" ist eine unglaubliche und ungewöhnliche Mischung aus vordergründigen Gags, hintergründigem Witz, tiefgründigem Sarkasmus und tiefschwarzem Humor.

Getragen wird diese aberwitzige Geschichte von den überaus überzeugenden Darstellern. Egal ob Christoph Maria Herbst, der souverän den glatzköpfigen Widerling Radwanski darstellt, oder der Regisseur selbst als Panik behafteter Schüchterling Dr. Wesemann, Cosima Shiva Hagen als seine angebetete aber ebenso naive wie gutherzige Krankenschwester Sylvia Göbel, Rainer Ewerrien als lockerer Schwerenöter Dr. Kunze – sie alle, und auch alle, die ich jetzt nicht genannt habe, bilden ein kongeniales Team, das selbst noch den dämlichsten Witz so gut bringt, dass man lauthals darüber lachen kann.

Fazit
Der Film "Die Aufschneider" ist eine teils herrlich alberne, teils bitterböse und teils urkomische schwarze Komödie über ein Thema, über das man inzwischen wirklich nur noch lachen kann: die Gesundheitsreform. 90 richtig unterhaltsame Minuten mit einer Riege von deutschen Schauspielern, denen man den Spaß am Drehen und die Freude am Darstellen in jeder Szene anmerkt. Manchmal ein bisschen überdreht, manchmal ein bisschen zu simpel, aber immer witzig.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Land: Deutschland
Jahr: 2007
Laufzeit ca.: 93
Genre: Komödie
Verleih: 3L Film
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 08.02.2007
Heimkino: 11.10.2007

Regie: Carsten Strauch
Drehbuch: Rainer Ewerrien • Carsten Strauch • Nina Werth

Schauspieler: Carsten Strauch (Dr. Steffen Wesemann) • Rainer Ewerrien (Dr. Klaus Kunze) • Cosma Shiva Hagen (OP-Schwester Sylvia Göbel) • Nina Kronjäger (Dr. Christiane Tietz) • Josef Ostendorf (Werner Vierkötter) • Burghart Klaußner (Prof. Udo Keller) • Stipe Erceg (Dr. Frank Norbert Stein) • Bernd Stegemann (Hartmuth Probst) • Torsten Ranft (Hermann Menzel) • Christoph Maria Herbst (Prof. Reinhold Radwanski) • Eva Weißenborn (Frau Meissner) • Tim Wilde (Prof. Wiebenhartz)

Produktion: Ulf Israel • Gerhard Meixner • Roman Paul
Szenenbild: Daniele Drobny
Kostümbild: Patrycja Walczak
Maskenbild: Peggy Billing
Kamera: Nina Werth
Musik: Udo Schöbel
Schnitt: Jörg Hauschild

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Bild: 3L Film

1 customer review

gut
08.02.07
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