Die Blume des Bösen

Kinoplakat Die Blume des Bösen

Man hat es vielleicht bereits geahnt. Hinter der Fassade des Gutbürgerlichen steckt das nackte Grauen. Claude Chabrol bürdet den einzelnen Figuren seines Filmes derart viel auf, dass man es als Zuschauer kaum noch glauben mag.

Die Familie Charpin-Vasseur gehört zum französischen Geldadel. Immer wieder haben die Nachkommen der Familien Charpin und Vasseur untereinander geheiratet und so das Kapital bewahrt. So direkt würde das kein Familienmitglied sagen, denn das Grundthema ist Heuchelei. Nach außen hin, aber auch untereinander lügen und betrügen die Mitglieder der gutbürgerlichen Familie. Der Herr des Hauses (Bernard Le Coq) holt seinen Sohn (Benoit Magimel) vom Flughafen ab, nachdem der Sohn drei Jahre lang in Amerika studiert hatte. Das Klima zwischen Vater und Sohn ist verschnupft. Den Grund erfährt der Zuschauer später. Zunächst lernt er die reizende Familie kennen. Die Dame des Hauses (Natalie Baye) ist gerade in den Wahlkampf verstrickt, denn sie kandidiert als Bürgermeisterin.
Ihr Mann betreibt eine Apotheke und ein Chemielabor, dessen Existenz nicht ganz legal zu sein scheint. Zudem lädt er gerne junge Frauen in sein Büro ein. Das dürfte seiner Ehefrau nicht viel ausmachen, denn ihr steht der Sekretär sehr nahe. Die Tochter der Dame des Hauses (Melanie Doutey), die die Halbschwester des Sohnes des Hauses ist, ist verliebt in ihren Bruder, von dem man nicht genau weiß, ob sein Vater wirklich der leibliche Vater ist. Die Familie hat Erfahrung mit Inzest, denn die Tante (Suzanne Flon) war verliebt in ihren Bruder – und hat kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den Vater ermordet. Schon bald wird ein Großteil der Karten auf den Tisch gelegt, denn ein Unbekannter lässt Flugblätter verteilen. Ist es am Ende sogar der Ehemann, der nichts von den politischen Ambitionen seiner Gattin hält?

Kritik

In "Die Blume des Bösen" verraten Gesten, Blicke und Konstellationen alles. Jede Szene ist inhalts-schwanger (sind es nicht die Menschen, dann ist es die Musik). Nichts geschieht ohne Hintergedanken ohne doppelten Boden. Schon bei der ersten Begegnung der Halbgeschwister weiß der Zuschauer, sie sind ein Paar oder werden bald ein Paar sein. Ebenso deutlich wird die Beziehung der Bürgermeister-Kandidatin angedeutet, aber hier bleibt es bei Andeutungen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Das ist einerseits eine Meisterleistung des Regisseurs, andererseits die Achillesferse des Filmes, denn man ist nach wenigen Minuten eingeweiht und bekommt nur noch Gewissheit über das, was man schon weiß. Das schadet dem Spannungsbogen derart, dass der Film endet, ohne wirkliche Spannung aufkommen zu lassen oder einen echten Höhepunkt erreicht zu haben. Selbst der Mord geschieht nur beiläufig.

Fazit
Das Drehbuch konzentriert sich zu sehr darauf offenzulegen, wer welchen Dreck am Stecken hat. Viel mehr erfährt der Zuschauer über die Personen nicht. Der eng gefasste Themenkreis kommt kaum über die Familie hinaus und ergeht sich in Gleichförmigkeit. Zu vieles bleibt ungeklärt: Hat Tochter Michele Freunde? Was hat Francois in den USA studiert? Worin sind die platten Anti-Amerikanismen begründet? Statt eine Tiefzeichnung der Figuren zu bieten, begnügt sich das Drehbuch mit psychologisch geschwängerten Szenarien und der Biss fehlt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: La fleur du mal
Land: Frankreich
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 103
Genre: Spannung
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 24.07.2003
Heimkino: 07.04.2004

Regie: Claude Chabrol
Drehbuch: Claude Chabrol • Caroline Eliacheff • Louise L. Lambrichs

Schauspieler: Natalie Baye (Anne) • Benoit Magimel (Francois) • Suzanne Flon (Tante Line) • Bernard Le Coq (Gerard) • Melanie Doutey (Michele) • Thomas Chabrol (Matthieu) • Henri Attal (Fannys Schwiegervater) • Kevin Ahyi (Junge) • Jerome Bertin (Freiwilliger) • Francoise Bertin (Therese) • Caroline Baehr (Fanny) • Didier Benureau (Brissot) • Yvon Crenn (Yves Pouet) • Jean-Marc Druet (Laborant) • Michel Herbault (Bürgermeister) • Edmond Kastelnik (Wahlhelfer) • Marius De Laage (Junge) • Isabelle Mamere (Reporterin)

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

befriedigend
24.07.03
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