Casey Carlyle ist ein stilles, eher schüchternes Mädchen. Der Physik gehört ihre große Liebe – und dem Eiskunstlauf. Als sie beides verbindet und für die Schule das Projekt startet, die aerodynamische Formel der optimalen Beschleunigung bei Pirouetten per Computer zu ermitteln, kommt sie zwangsläufig in engen Kontakt mit der geheimnisvollen, dramatischen und aufregenden Welt der Eiskunstläufer. Und das hat ungeahnte Folgen, nicht nur für Casey.
Im Film "Die Eisprinzessin" ist Casey Carlyle (bezaubernd: Michelle Trachtenberg) die Hauptperson. Sie wohnt ihn der Kleinstadt Milibrook, Connecticut, zusammen mit ihrer Mutter Joan (überzeugend wie immer: Joan Cusack). Joan ist Lehrerin am örtlichen Gymnasium und hat nur einen Wunsch: dass ihr Tochter einmal nach Harvard geht und den Abschluss macht, den sie – aus verschiedenen Gründen – nie geschafft hat.
Die eher stille und introvertierte Casey, deren Lieblingsfach Physik ist, und die auch sonst keine Probleme mit der Schule hat, ist auf dem besten Weg dazu. Ihr Physik-Lehrer will sie nämlich als Stipendiatin für Harvard vorschlagen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein selbst entworfenes, erfolgreiches Experiment. Als Casey sich einen Wettkampf von Eiskunstläufern im Fernsehen ansieht, kommt ihr die Idee: Sie will die aerodynamische Formel der optimalen Beschleunigung bei Pirouetten ermitteln. Mit anderen Worten: was sind die Voraussetzungen, um die perfektesten und schnellsten Pirouetten drehen zu können. Die Grundlagen dafür erhofft sich Casey vor der "Haustüre" zu finden, im örtlichen Harwood-Skating-Center.
Also rückt die kleine Forscherin, ausgerüstet mit Videokamera und Laptop, beim Training an, um gleich wieder herausgeworfen zu werden. Die Inhaberin und Trainerin Tina Harwood (attraktiv und eiskalt: Kim Cattrall) sieht in Casey eine Spionin, die die Programme ihrer Schützlinge für die nächsten Wettkämpfe ausspionieren will. Sie will ihr den Zutritt zur Halle verbieten. Erst ihre Tochter Gen (niedlich: Hayden Panettiere), die mit Casey zur Schule geht, kann sie davon überzeugen, dass das Mädchen nur Grundlagen für ihr Physikprojekt sammeln will. Tina hat ein Einsehen, Casey darf die Trainingsstunden filmen, aber die Umsetzung am Computer klappt nicht so richtig. Also will Casey das Ganze selbst ausprobieren. Doch Tina verlangt 800 Dollar für das Training. Geld, das Casey sich schließlich mühevoll in einem Burgergrill verdient. Tina ist nicht gerade freundlich zu Casey, aber die ist zäh und übt sogar nach Trainingsende weiter, wobei sie den gut aussehenden Teddy (anziehend: Trevor Blumas) kennenlernt. Er ist Tinas Sohn, sorgt für das Eis, und ist mindestens ebenso schüchtern wie Casey. Aber die beiden finden sich auf Anhieb nett.
Casey macht große Fortschritte und hält sich schließlich für so gut, um an den Regionalmeisterschaften teilzunehmen. Ihre Mutter Joan darf davon natürlich nichts wissen, denn für sie ist Eislaufen nur Kinderkram, eine vorübergehende Spinnerei ihrer hochbegabten Tochter, die sie nur von ihrem großen Ziel "Harvard" ablenkt. Aber Casey ist, wie schon gesagt zäh, sie entlockt Tina sogar für den Auftritt ein altes Kostüm, und schafft es, sich für die Teilnahme an der nächsten überregionalen Wettkampfrunde zu qualifizieren. Jetzt darf Casey nicht nur mit der freundlichen Gen trainieren, sondern auch mit dem Sprunggenie Nikki (klein, aber oho: Kirstin Olson), und anderen hochbegabten Eiskunstläuferinnen. Jetzt stellen sich auch Caseys Pirouetten-Berechnungen als äußerst hilfreich heraus, von denen alle profitieren.
Doch allmählich fordert die Doppel-Belastung Schule, Geld verdienen, und Sport, ihren Tribut von Casey. Ihre Leistungen in der Schule werden schwächer, dafür wird Tina allmählich eifersüchtig auf Casey, die so viel besser ist als ihre eigene Tochter. Mama Joan glaubt, die mangelhaften Leistungen ihrer Tochter gehen auf Kosten eines Boyfriends, und macht Casey eine Riesenszene. Dazu kommt, dass Casey neue Eislaufstiefel braucht und nicht weiß, wo sie das Geld dafür herbekommen soll. Als Tina ihr, völlig überraschend, während eines entscheidenden Wettkampfs neue Stiefel schenkt, ist Casey überaus dankbar. Bis sie nach der verpatzten Kür mit blutigen Zehen vom Eis geht, und sich von ihren Eislauf-Freundinnen sagen lassen muss, dass man nie mit neuen Stiefeln einen Wettkampf bestreiten darf. Tina hat Casey hereingelegt, um ihrer Tochter Gen einen Vorteil zu verschaffen! Enttäuscht und tief verletzt beschließt Casey, alles hinzuwerfen und sich, zur Freude ihrer Mutter, nur noch auf Harvard zu konzentrieren. Doch das Eis lässt Casey nicht los.
Kritik
Dass es im Eislaufzirkus zugeht wie im Krieg, weiß vermutlich inzwischen jeder. Dass Eislauf-Mütter zu reißenden Bestien werden, wenn es um die Karriere ihrer Töchter geht, dürfte auch allseits bekannt sein. Aber dass sich ganze Familien in Schulden stürzen, um der eiskunstlaufenden Tochter das sündhaft teure Training, und die ebenfalls nicht ganz billigen Kostüme und Aufenthalte bei Wettkämpfen zu ermöglichen, dürfte nicht so allgemein bekannt sein. Der Film "Die Eisprinzessin" bietet da einen sehr guten, wenn auch immer noch etwas geschönten, Einblick in diese Welt. Tina, die ehemalige Starläuferin, die durch unsaubere Machenschaften herausgeflogen ist, will unbedingt, dass ihre Tochter Gen das erreicht, was ihr verwehrt blieb: ganz, ganz oben zu stehen. Dafür nimmt sie in Kauf, dass Gen eigentlich unglücklich ist bei diesem Leben ohne Partys, ohne Freunde, ohne Disco, ohne alles das, wodurch einem Teenager das Leben lebenswert erscheint. Sie nimmt in Kauf, dass Casey durch die neuen Stiefel verletzt wird. Und sie übersieht ganz bewusst, das Gen nicht durch Begabung, sondern nur durch endloses, hartnäckiges Training so weit gekommen ist. Dafür ignoriert sie auch ihren Sohn Teddy und macht ihn zum Hilfsarbeiter für sich und Gen.
Tiffanys Vater muss zwei Schichten arbeiten, um der Tochter das Eislauftraining und alles andere zu ermöglichen. Nikkis Eltern haben einen Sponsorenverein gegründet, um das Geld für den teuren Sport ihrer Tochter aufzutreiben. Im Eiskunstlauf herrscht ein Hauen und Stechen vor und hinter den Kulissen. Und Caseys ehrgeizige Mutter Joan ist da auch nicht viel besser. Denn sie möchte ihre widerstrebende Tochter genauso verbissen nach Harvard bringen, wie Tina Gen aufs Siegertreppchen. Ihr ist dabei auch ziemlich egal, ob Casey das eigentlich will oder nicht. Dass beide Mütter dabei scheitern, macht den Film so sympathisch. Eine überzeugende Schauspielerriege gibt im Film "Die Eisprinzessin" einen wirklich guten Eindruck, vom harten Business der Eislaufzunft.
Eine amüsante Story bindet die Wirklichkeit mundgerecht ein, es gibt eine reizende kleine Liebesgeschichte, und so nebenbei erfährt man eine ganze Menge über Axel., Flip, Lutz, Salchow, Toetoop, Sitzpirouette, Spirale und Mond. Michelle Trachtenberg (Casey) und Hayden Panettiere (Gen) haben extra für den Film Eiskunstlaufen gelernt. Bei Kirsten Olsen (Nikki), Juliana Cannarozzo (Zoey), Jocelyn Lai (Tiffany), Michelle Kwan und Brian Boitano war das nicht nötig. Alle Fünf haben schon diverse Preise auf dem Eis gewonnen, wobei Michelle Kwan die Eisläuferin mit den meisten Auszeichnungen in der amerikanischen Sportgeschichte ist, und Boitano dreifacher Olympiateilnehmer mit mehr als 50 Eislauftiteln.
Fazit
Der Film "Die Eisprinzessin" ist eine spannende, dramatische, amüsante und liebenswerte Geschichte über das Eiskunstlaufen für die ganze Familie. Etwas geschönt, aber doch bissig genug, um einen zum Nachdenken zu bringen.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 60 %
Land: Kanada • USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 98
Genre: Drama • Familie • Komödie • Sport
Verleih: Buena Vista
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren
Kinostart: 28.07.2005
Heimkino: 08.12.2005
Regie: Tim Fywell
Drehbuch: Meg Cabot • Hadley Davis
Schauspieler: Michelle Trachtenberg (Casey Carlyle) • Joan Cusack (Joan Carlyle) • Amy Stewart (Ann) • Steve Ross (Mr. Bast) • Hayden Panettiere (Gen Harwood) • Kim Cattrall (Tina Harwood) • Trevor Blumas (Teddy Harwood) • Kirsten Olson (Nikki Fletcher) • Jocelyn Lai (Tiffany Lai) • Connie Ray (Nikkis Mom) • Paul Sun-Hyung Lee (Tiffanys Dad) • Roy Bradshaw (Tiffanys Coach)
Produktion: Bridget Johnson
Szenenbild: Lester Cohen
Kostümbild: Michael Dennison
Maskenbild: Susan Exton-Stranks • Kelly Kavanagh • Jo-Ann MacNeil • Francesca Paris • Leslie Ann Sebert
Kamera: David Hennings
Musik: Christophe Beck
Schnitt: Janice Hampton
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Bild: Buena Vista