Die Hölle - Inferno

Kinoplakat Hölle - Inferno

Vogelwilder Stilmix aus Rache, Thriller und Fanatismus. Der Film führt seine Heldin als gequälte Seele ein. Özge (Violetta Schurawlow) geht einem lausigen Job als Taxifahrerin in Wien nach.

Angesichts ihrer Fahrgäste kann man ihren miesepetrigen Gesichtsausdruck gut nachvollziehen. Mitten in der Nacht endet ihre Schicht und sie kehrt in ihre Wohnung zurück. Ein ekelhafter Geruch liegt in der Luft und der Blick in den Hinterhof offenbart die Quelle. Eine übel zugerichtete Frauenleiche liegt am Boden. Im Schatten nimmt sie die Silhouette eines Mannes wahr, dessen Gesicht im Dunkel bleibt. Trotzdem ist Özge sicher, dass der Täter sie erkannt hat und sie als Nächste angreift. Das tut der Polizist Steiner (Tobias Moretti) mit einem Handstreich ab. Personenschutz gibt es nicht nur gute Tipps.

Özge ist verängstigt und versucht bei Freunden und Bekannten unterzukommen. Doch mit den Meisten hat sie es sich verscherzt. Dann schlägt der Mörder erneut zu. Er tötet Özges Kusine, die er für Özge hält. Als er den Irrtum bemerkt, stiehlt er den Taxischein der Frau. Özge wiederum schlägt sich mit Steiners Querulanz und ihren familiären Problemen herum. Erst als der Mörder sie in ihrem Taxi attackiert, kippt die Stimmung. Özge nimmt sich vor den Mann zu töten.

Kritik

Den Film von Stefan Ruzowitzky in ein Genre einzuordnen fällt schwer. Die Handlung klingt nach einem Rache-Drama. Doch dafür greift die Handlung den Gedanken zu spät auf und verfolgt den Handlungsfaden auch nicht konsequent. Einige Momente des Schocks und Horrors machen aus dem Ganzen keinen Horrorfilm. Für einen Thriller reicht die Spannungskurve nicht. Der Kriminalfall wird in wenigen Augenblicken geknackt und verwehrt die Einordnung als Krimi. Zumal es auch keinen Polizeialltag zu sehen gibt und die Rolle des Kriminalers in der Hierarchie unklar bleibt. Nicht zuletzt bekommt der thematisierte Kampf der Geschlechter zu wenig Ausbau. Zu den genannten Themen addiert die Handlung dann noch Kindesmissbrauch und einen religiös motivierten Killer. Unterm Strich bleibt der Eindruck des Spielfilms, der ein Genre-Film hätte werden sollen.

Abgesehen von der Frage des Genres fallen die handwerklichen Schwächen auf. Die Handlung ist vorhersehbar und es fehlen ihr echte Überraschungen. Zudem erfolgt sie wiederholt sprunghaft und es fehlt ihr an Geschmeidigkeit. Einige Kniffe fallen als gewollt auf. Özge wird nachts auf einer befahrenen Straße beinahe von einem Auto überfahren. Dann tritt der Mörder auf und die Straße ist leer. Ja, das kann zwischen zwei Ampelphasen passieren. Macht im Film jedoch einen gestellten Eindruck.
Besonders unstimmig ist der Umstand, dass die Heldin Kickboxerin ist und in entscheidenden Momenten ihre Fähigkeiten nicht einsetzt. So telefoniert sie, während sie auf einer öffentlichen Toilette sitzt. Panisch verliert sie das Handy und es rutscht unter der Kabinentür durch. Sie will es greifen, doch die Toilettentür klemmt. Statt nun die Tür einfach einzutreten (das schaffe sogar ich mit meinen nur grundlegenden Taekwondo-Kenntnissen) scheitert sie an der verklemmten Tür und verschafft dem Mörder einen Vorsprung. Später greift der Mörder an und in zwei Szenen (Taxi und Wohnung) vergisst sie wieder ihre Fähigkeiten. Und das obwohl sie zu Filmbeginn beim Training einen Mann mit Leichtigkeit niedermacht und ihm zweifach die Nase bricht.

Den Schwerpunkt auf die weibliche Hauptrolle zu legen ist insofern keine gute Idee, dass Violetta Schurawlow ihn nicht trägt. Sie gibt eine unsympathische, gequälte Seele, von der ich zwar erfahre, was sie quält; doch mitfühlen kann ich mit ihr trotzdem nicht. Zudem ist es immer schwierig, wenn eine Darstellerin versucht einen Film mit möglichst wenig verschiedenen Gesichtsausdrücken zu gestalten. Schade, dass das Geplänkel zwischen ihr und Tobias Moretti im Ansatz stecken bleibt. Es ist ausbaufähig und macht den Eindruck, dass es Potenzial hat. Außerdem gefallen die Szenen zwischen Moretti und seinem dementen Vater. Die zeigen eine ganz andere Seite des Polizisten. Doch auch diese Szenen kommen zu kurz.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: DeutschlandÖsterreich
Jahr: 2016
Laufzeit ca.: 100
Genre: Spielfilm
Verleih: Splendid Film
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 19.01.2017
Heimkino: 28.07.2017

Regie: Stefan Ruzowitzky
Drehbuch: Martin Ambrosch

Schauspieler: Violetta Schurawlow (Özge Dogruol) • Tobias Moretti (Christian Steiner) • Robert Palfrader (Samir) • Sammy Sheik (Saeed el Hadary) • Friedrich von Thun (Karl Steiner) • Murathan Muslu (Ilhan) • Nursel Köse (Hande) • Ercan Kesal (Gökhan) • Verena Altenberger (Ranya) • Susanne Gschwendtner (Ärztin) • Edis König (Autofahrer) • Kim Girschner (Angestellte) • Erika Deutinger (Öfferl) • Manuel Sefciuc (Polizist) • Steffen Anton (Soeren Eckdal)

Produktion: Thomas Peter Friedl • Helmut Grasser
Szenenbild: Isidor Wimmer
Kostümbild: Sammy Zayed
Maskenbild: Jens Bartram
Kamera: Benedict Neuenfels
Musik: Marius Ruhland
Schnitt: Britta Nahler

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Bild: Splendid Film

1 customer review

ausreichend
19.01.17
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