Elle

Kinoplakat Elle

Schwer zugängliches Drama mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Michèle Leblanc (Isabelle Huppert) ist eine der zwei erfolgreichen Inhaberinnen einer Computerspielefirma. Privat kann sie weniger Erfolg vorweisen. Vor wenigen Tagen wurde sie von einem Einbrecher vergewaltigt. Nun sucht sie den Täter. Ist es jemand aus der Firma? Und sie kämpft mit weiteren Problemen. Von ihrem Ehemann lebt sie getrennt, weil der sie schlug. Jetzt hat er sich ein junges Ding angelacht, das seine Tochter sein könnte und in ihm den großen Schriftsteller sieht. Michèle fällt es schwer das mit anzusehen.

Ihre Mutter hat sich einen Gigolo geangelt. Zudem quält sie Michèle mit der Bitte, dass sie ihren Vater im Gefängnis besucht. Seit 30 Jahren verbüßt der verurteilte Massenmörder seine Strafe und hat kürzlich einen Antrag auf Begnadigung gestellt. Michèle hofft, der Antrag möge abgelehnt werden. Ihr Sohn ist nicht sonderlich helle, hält keine ehrliche Arbeit durch und ist mit einer Frau zusammen, für die Michèle nur Verachtung empfindet.

Doch Michèle ist nicht nur Opfer, sie ist auch Täterin. Etwa indem sie ausgerechnet mit dem Ehemann ihrer besten Freundin, die auch ihre Geschäftspartnerin ist, eine Affäre hat. Zudem macht sie ihrem verheirateten Nachbarn Avancen. Mit der Ausführung der geschilderten Konflikte ist der Film geschätzt eine Stunde beschäftigt. Dann schlägt der Täter erneut zu. Er versucht Michèle nochmals zu vergewaltigen. Und dieses Mal gelingt es ihr, ihm die Skimaske vom Gesicht zu reißen. Nun brechen die Dämme und Michèle trägt zur Eskalation der Konflikte bei. Nur in einem Fall reagiert sie komplett anders als erwartet.

Kritik

Der Film "Elle" ist kopflastiges, intellektuelles Kino. Das Drehbuch und die Regie sind bemüht, dem Ganzen eine psychologische Note zu verleihen. In einigen Momenten gelingt dies auch und ein Blick sagt mehr als tausend Worte. In der restlichen Zeit wird unablässig geredet und trotzdem nur wenig Fassbares gesagt. Die Konflikte werden angesprochen und in keinem Fall ausgetragen. Dadurch bekommt der Film eine durchgängige, flache Spannungskurve. Während die Handlung wirkt, als würde mit einem scharfen Messer aus einer Lebensgeschichte ein Abschnitt herausgeschnitten. Und sie lässt dem Zuschauer viel Raum für eigene Interpretationen. So sind einige Ansätze wirklich interessant (ohne dass der Film sie nutzt). Michèle wirft ihrer Mutter die Affäre mit einem jüngeren Mann vor und tut dasselbe. Sie sieht sich selbst als Opfer und wird wissentlich zur Täterin; durch die Affäre mit dem Mann ihrer besten Freundin. Und trotz der Ablehnungen finanziert sie das Leben ihrer Mutter und das ihres Sohnes. Das vermittelt einen eigenwilligen Eindruck.

Ähnliches gilt für die Konflikte. So steht zu erwarten, dass wenn eine betrogene Frau dahinterkommt, mit wem ihr Mann eine Affäre hat, sie anders reagiert als nach wenigen Sätzen wieder alles vergessen zu haben. Es sei denn, sie ist in der Tat lesbisch (was der Film andeutet) und das Scheitern der Beziehung mit einem Mann ist ihr gleichgültig.

Die Vergewaltigung erhält im Film ebenfalls erstaunlich wenig Gewicht. Sie bringt die Hauptdarstellerin dazu, die Schlösser der Wohnung austauschen zu lassen und bei der Heimkehr im Dunkeln unsicher zu schauen. Doch wirklich erschüttert ist die Heldin nicht. Vielmehr nutzt sie die Chance und lebt ihre Vergewaltigungsfantasien mit dem Vergewaltiger aus. Das zieht aufgrund der Umsetzung trotzdem keinen Schrei der Empörung nach sich, denn Michèle ist eine gestandene Frau, die ihre Unterwerfungsfantasien auslebt.

Die Schauspieler wecken mein Interesse kaum. Isabelle Huppert spielt ihre Rolle wie eine Sphinx. Sie zeigt fast keine Emotionen und nur sehr wenige verschiedene Geschichtsausdrücke. Wie sie es im Film schafft für derart viele Männer zum Objekt der Begierde zu werden, bleibt ein Geheimnis des Drehbuchs.

Fazit
Elle ist ein kalkulierter Skandal. Dass der Film jedoch wirklich für Aufsehen sorgen wird, bezweifle ich. Die Handlung ist zu narkotisiert und von einer Hauptdarstellerin erwarte ich mehr als Isabelle Huppert zu zeigen bereit ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: BelgienDeutschlandFrankreich
Jahr: 2016
Laufzeit ca.: 130
Genre: Drama
Verleih: MFA
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 16.02.2017
Heimkino: 21.07.2017

Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: David Birke

Schauspieler: Isabelle Huppert (Michèle Leblanc) • Laurent Lafitte (Patrick) • Anne Consigny (Anna) • Charles Berling (Richard Leblanc) • Virginie Efira (Rebecca) • Judith Magre (Irène Leblanc) • Christian Berkel (Robert) • Jonas Bloquet (Vincent) • Alice Isaaz (Josie) • Raphaël Lenglet (Ralf) • Arthur Mazet (Kevin) • Lucas Prisor (Kurt) • Hugo Conzelmann (Philipp Kwan) • Stéphane Bak (Omar) • Hugues Martel (Assistent)

Produktion: Saïd Ben Saïd • Michel Merkt
Szenenbild: Laurent Ott
Kostümbild: Nathalie Raoul
Maskenbild: Sophie Farsat • Thi Loan Nguyen
Kamera: Stéphane Fontaine
Ton: Jean-Paul Mugel • Alexis Place • Katia Boutin
Musik: Anne Dudley
Schnitt: Job ter Burg

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Bild: MFA

1 customer review

befriedigend
07.02.17
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