Die Regeln der Gewalt

Kinoplakat Die Regeln der Gewalt

Chris Pratt war ein vielversprechender Student, bis zu jenem Tag, an dem dieser schreckliche Autounfall passierte, an dem er schuld war, und der zwei Tote und zwei Schwerverletzte forderte. Danach ist Chris leicht gehbehindert und kann sich nichts mehr merken. Er putzt in einer Bank, abends, nach Schalterschluss. Eine Bande Krimineller macht sich da zunutze, um durch Chris an den Tresor zu kommen.

Der Film "Regeln der Gewalt" ist das Regiedebüt von Scott Frank. Chris Pratt (überzeugend: Joseph Gordon-Levitt) ist ein Glückspilz. Der gut aussehende Student ist der Sportler-Star in seiner kleinen Heimatstadt im amerikanischen Mittelwesten, seine Familie ist wohlhabend, er hat eine sehr attraktive Freundin, und die Zukunft leuchtet für ihn in den hellsten Farben. Dann kommt diese folgenschwere nächtliche Autofahrt mit seiner Freundin und einem weiteren Pärchen. Mit offenem Verdeck brausen die Vier über die leere Landstraße, und weil so viele Glühwürmchen unterwegs sind, schaltet Chris die Scheinwerfer aus, damit man sie besser sehen kann. Als er sie schließlich wieder einschaltet, ist es zu spät. Direkt vor ihm ragt auf der Straße eine riesige Erntemaschine auf, in die Chris voll hineinrast. Das Pärchen ist tot, Chris und seine Freundin schwer verletzt.

Ein paar Jahre später ist Chris wieder auf den Beinen: Durch seine schweren Verletzungen ist er leicht gehbehindert, er bewegt sich wie ein ungelenker Roboter, und seine Hände wollen auch manchmal nicht mehr, die Finger zittern, und die Sachen fallen ihm dann einfach aus der Hand. Aber das Schlimmste ist, dass sein Gedächtnis schwer gelitten hat. Chris kann sich nichts mehr merken und sich an nichts mehr erinnern. Er muss sich alles aufschreiben. Überall in der Wohnung, die er sich mit dem blinden Lewis (überzeugend: Jeff Daniels) teilt, hängen überall Zettel, die ihn an Alltägliches erinnern sollen: "Nach dem Wecken den Wecker ausschalten", "Duschen und nicht die Seife vergessen", "Frühstück machen", "Schlüssel mitnehmen", und so weiter. Trotzdem steht Chris immer wieder fassungslos vor der Kaffeemaschine, wenn er mal wieder statt Kaffeepulver Kaffeebohnen in den Filter geschüttet hat.

Chris hat ständig einen Spiralblock dabei, auf dem er mit ungelenken Buchstaben alles aufschreibt, was ihm wichtig erscheint. Diese Notizen muss er immer wieder lesen, weil er sonst alles vergisst. Der sehr selbstständige blinde Lewis, der in einem Callcenter arbeitet und Chris praktisch betreut und bei allem hilft, bittet Chris z. B. per Telefon zum Abendessen Spaghetti mit Tomatensoße zu machen. Er hat ihm schon alles in der Küche hergerichtet, Chris muss nur noch die Spaghetti kochen und die Soße warm machen. Per Telefon erklärt Lewis ihm genau, was er zu tun hat. Doch der Kochversuch scheitert daran, dass Chris unfähig ist, die Tomatendosen zu öffnen. Er weiß einfach nicht mehr, wie ein Dosenöffner aussieht und funktioniert.

Um eine Beschäftigung zu haben, arbeitet Chris als Putzmann in einer Bank. Er kommt, wenn die Angestellten abends gehen, und jeder von ihnen, inklusive des Chefs, ermahnen ihn jeden Abend, das Abschließen der Türe nicht zu vergessen. Seinen Arbeitsplatz erreicht Chris übrigens mit seinem Auto. Einzige Abwechslung beim Bodenwischen ist der Besuch des örtlichen Polizisten, der auf seiner Runde immer bei Chris Halt macht, ihm eine Packung frische Donuts bringt und ein Schwätzchen hält. Eine Bande Krimineller hat herausbekommen, dass der behinderte Chris, der sogar in seinen Wagenpapieren immer einen Zettel mit sich führt, auf dem steht, dass er hirnverletzt und behindert ist, jeden Abend allein in dieser Bank arbeitet.

Der Anführer Gary Spargo (charmanter Fiesling: Matthew Goode) macht sich gekonnt an den harmlosen Chris heran, gibt sich als früherer Freund seiner Schwester aus – woran sich Chris aufgrund seines Gedächtnisverlustes ja nicht mehr erinnern kann – und besorgt Chris sogar eine neue Freundin. Die hübsche Stripperin Luvlee Lemons (nett: Isla Fisher) kümmert sich sehr intensiv um Chris, der darauf natürlich voll abfährt. Der blinde Lewis bekommt davon zunächst nichts mit und Chris erzählt auch nichts.

Chris ist davon überzeugt, neue Freunde gefunden zu haben, bis Gary ihn aufs Land einlädt und ihm den Rest der Bande vorstellt. Da kommen Chris, trotz seiner Behinderung, zum ersten Mal Zweifel, die aber Gary und Luvlee zerstreuen können. Bis sie dann mit der Wahrheit herausrücken: Chris soll ihnen die Tür der Bank aufsperren, damit sie den Tresor knacken können. Chris lässt sich dazu überreden, aber als die Bankräuber dann tatsächlich in der Bank stehen und den Tresor aufschweißen, will er nicht mehr mitmachen. Doch es ist zu spät. Die Bankräuber zwingen ihn sogar, ihnen die Geldbündel aus dem Tresor zu holen, damit die dort befindliche Kamera nur ihn filmt. Gerade als sie die beiden Leinensäcke mit dem Geld in den bereitstehenden Fluchtwagen geworfen haben, kommt Chris' Freund, der Polizist vorbei. Er riecht den Braten und eine wilde Schießerei beginnt, bei der zwei der Räuber getötet und der Polizist schwer verletzt werden. In seiner Panik rennt Chris aus der Bank, springt in den Wagen mit der Beute und braust davon. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn die beiden überlebenden Bankräuber nehmen Chris' Freund, den blinden Lewis, als Geisel und fordern die Rückgabe des Geldes. Chris geht zum Schein darauf ein, denkt sich aber einen Rettungsplan für Lewis aus, den er akribisch in seinen Spiralblock niederschreibt, damit er ihn nicht vergisst. Doch als der Showdown beginnt, stellt er fest, dass er seinen Block verloren hat.

Kritik

Tja, das hört sich ja alles ganz spannend an, aber die Freude wird einem ziemlich schnell durch allzu viele Ungereimtheiten verdorben. Chris ist so behindert, dass er sich ohne Hilfsmittel nichts merken kann – aber er fährt problemlos Auto! Häh? Jemand, der jeden Tag von Neuem daran erinnert werden muss, beim Duschen die Seife nicht zu vergessen, kann sich problemlos merken, wie ein Auto funktioniert, was Verkehrszeichen bedeuten, und wie man sich im Straßenverkehr benimmt? Eines Nachts fährt Chris gedankenverloren auf der Landstraße, und zwar ohne die Scheinwerfer einzuschalten. Ein Streifenwagen hält ihn auf. Der Polizist lässt sich die Papiere geben, liest den Zettel von wegen Hirnverletzung und Behinderung, gibt alles Chris zurück und man denkt, jetzt kassiert er ihn. Schließlich hat Chris in genau dergleichen Situation einen Unfall mit zwei Toten und zwei Schwerverletzten verursacht. Aber weit gefehlt. Der Polizist klopft ihm auf die Schulter und ermahnt ihn: "Jetzt fahr aber schnell nach Hause, mein Junge, und schalte bitte die Scheinwerfer ein." Häh?
Derselbe junge Mann, der nicht fähig ist, eine Tomatendose zu öffnen, weil er die Funktionsweise eines Dosenöffners vergessen hat, derselbe junge Mann also, schleicht sich in das Haus seiner Eltern, räumt Vaters Waffenschrank aus, greift zielsicher nach den richtigen Patronen, lädt die Waffen, und erweist sich schließlich als Meisterschütze. Häh?

Aber um auch etwas Positives zu sagen: die Darsteller sind durch die Bank alle wirklich sehenswert, vor allem Joseph Gordon-Levitt als Chris und Jeff Daniels als Lewis sind in ihren Rollen als Behinderte absolut überzeugend. Und wenn man all die Ungereimtheiten vergisst, ist der Film "Die Regeln der Gewalt" auch richtig spannend.

Fazit
Mit dem Drehbuch zum Film "Regeln der Gewalt" hat sich Drehbuchautor Scott Frank nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Da stimmt in der Story einfach zu vieles nicht. Aber als Regisseur hat er bewiesen, dass er durchaus ein Gefühl für das richtige Timing und für Spannung hat. Leider machen diese Tatsache und auch die durchweg sehenswerten Schauspieler die hanebüchene Story nicht viel besser.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Lookout
Land: USA
Jahr: 2007
Laufzeit ca.: 99
Genre: DramaKrimiThriller
Verleih: Buena Vista
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 13.09.2007
Heimkino: 17.01.2008

Regie: Scott Frank
Drehbuch: Scott Frank

Schauspieler: Joseph Gordon-Levitt (Chris Pratt) • Jeff Daniels (Lewis) • Matthew Goode (Gary Spargo) • Isla Fisher (Luvlee) • Carla Gugino (Janet) • Bruce McGill (Robert Pratt) • Alberta Watson (Barbara Pratt) • Alex Borstein (Mrs. Lange) • Sergio Di Zio (Deputy Ted) • David Huband (Mr. Tuttle) • Laura Vandervoort (Kelly) • Greg Dunham (Bone)

Produktion: Gary Barber • Roger Birnbaum • Laurence Mark
Szenenbild: David Brisbin
Kostümbild: Abram Waterhouse
Maskenbild: Gail Kennedy • Vincent Sullivan
Kamera: Alar Kivilo
Musik: James Newton Howard
Schnitt: Jill Savitt

Anzeige

Kinoplakat Die Regeln der Gewalt Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Buena Vista

1 customer review

befriedigend
13.09.07
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.