Die unbarmherzigen Schwestern

Kinoplakat unbarmherzigen Schwestern

Irland 1964: In die Heime der Maria Magdalenen-Schwestern führen viele Wege hinein, aber nur wenige Wege wieder heraus. Der Film zeigt das Schicksal von vier jungen Frauen auf, die in einem der Heime landen.

Margaret wird auf einer Hochzeitsfeier von ihrem Cousin vergewaltigt. Bernadette ist eine attraktive Waise. Sie wird auf dem Schulhof beim Flirten erwischt und vorbeugend aus dem Waisenhaus ins Heim verlegt. Rose hat soeben einem kleinen Jungen das Leben geschenkt. Ihre Eltern sind sprachlos und schieben die Tochter ins Heim ab. Crispina ist bereits im Heim und durchlebt, was alle Frauen in dem Heim erleiden: sie werden wie Sklavinnen gehalten und ausgebeutet. An 364 Tagen im Jahr schuften die Frauen in der Wäscherei des Heims und waschen weltliche und geistliche Wäsche. Crispina weigert sich Priesterkrägen zu waschen, lieber nimmt sie sich eines blutigen Wäschestücks an, worauf die Dienst habende Nonne reagiert, wie der Teufel aufs Weihwasser. Schließlich könnte das Blut auf dem Lumpen Regelblut sein und mit Sexualität haben die Nonnen nicht viel am Hut. Sie ergötzen sich zwar an sadistischen Sexspielen - etwa daran ihre Gefangenen nackt zu vergleichen. Welche hat die größten Brüste? Welche hat die behaarteste Scham? Aber Sexualität an sich ist Teufelswerk. Ob der sexuelle Missbrauch von Crispina durch Pater Fitzroy mit dem Wissen und Segen der Nonnen geschieht, klärt der Film nicht.
Die Flucht aus dem Heim gelingt selten. Una wird von ihrem Vater zurückgebracht. Die Nonnen scheren ihr zur Strafe die Haare, dasselbe Schicksal erleidet später auch Bernadette. Doch im Gegensatz zu Una die, vollends gebrochen, die Seiten wechselt und selbst Nonne wird, gibt Bernadette den Gedanken an Flucht nicht auf. Bis dahin fristet sie mit den anderen Frauen ein menschenunwürdiges Dasein. In sackartige Kleider gehüllt, verbringen die Frauen ihren Tag mit Knochenarbeit. Die Einnahmen werden von der Mutter Oberin persönlich gezählt und gehütet. Freundschaften sind verboten, ebenso der Kontakt zur Außenwelt. Wird eine Frau beim Gespräch durch das Gartentor erwischt, prügelt Mutter Oberin persönlich auf die Missetäterin ein.
Im Speisesaal werden die Frauen mit weißer Pampe abgespeist, während die Nonnen hinter einer einsehbaren Abtrennung hinter Bergen von Lebensmitteln sitzen und schlemmen. Dazu muss eine der Frauen das Kunststück vollbringen im Stehen zu essen und gleichzeitig laut aus der Bibel zu lesen. Nachts schlafen die Frauen auf dem Dachboden in armseligen Feldbetten - die Tür zum Schlafsaal ist zunächst mit einem Stuhl versperrt, nach Bernadettes erstem Fluchtversuch wird ein Riegel angebracht.

Peter Mullan, der Regisseur, sagt über seinen Film: "Ich glaube, der Staat, die Kirche und die Familie konspirierten gegen junge Frauen, weil sie sie für moralisch bedenklich hielten. Die Theokratie, die katholische Kirche im Besonderen sieht sich selbst als der moralische Beschützer junger Frauen." Diese Hintergedanken werden im Film nicht deutlich. Mullan hat einen fiktiven Film geschaffen, der auf wahren Geschichten beruht und zu einer zweistündigen Abrechnung mit der katholischen Kirche wird. Der Angeklagten lässt er keine Chance - das ist konsequent, verkehrt sich allerdings über weite Strecken des Films in Klischees. So haben die Nonnen keine Beziehungen untereinander; sie reden nicht miteinander, sondern werden rein als sadistische Vollstreckerinnen präsentiert. Ebenso wenig kommen die Familien der abgeschobenen Frauen zu Wort. Und gerade weil der Film keine Hintergründe beleuchtet, sondern sich nur auf das reine Aufzeigen der Schicksale beschränkt, entkräftet er sich selbst.
"Ich würde gern daran glauben, dass die katholische Kirche den Mut hat, dazu zu stehen, ihre Fehler zuzugeben, die Opfer zu entschädigen und zu versichern, dass so etwas nie wieder geschieht", sagt Mullan. Kann ein Regisseur so etwas erwarten, nachdem er die katholische Kirche zwei Stunden lang auf die Anklagebank setzt und ihr nicht die geringste Chance lässt? Der Film wird sicherlich zu Diskussionen anregen. Doch was bleibt dem Zuschauer länger im Gedächtnis? Der Film oder das Thema?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: The Magdalene Sisters
Land: Irland
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 119
Genre: Drama
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 09.01.2003
Heimkino: 01.10.2003

Regie: Peter Mullan
Drehbuch: Peter Mullan

Schauspieler: Geraldine McEwan (Schwester Bridget) • Anne-Marie Duff (Margaret Maguire) • Dorothy Duffy (Patricia / Rose) • Eileen Walsh (Crispina) • Nora-Jane Noone (Bernadette) • Daniel Costello (Father Fitzroy) • Mary Murray (Una) • Britta Smith (Katy) • Frances Healy (Schwester Jude) • Eithne McGuinness (Schwester Clementine) • Phyllis McMahon (Schwester Augusta) • Rebecca Walsh (Josephine) • Eamonn Owens (Eamonn)

Produktion: Frances Higson
Szenenbild: Mark Leese
Kostümbild: Trisha Biggar
Maskenbild: Dianne Jamieson
Kamera: Nigel Willoughby
Musik: Craig Armstrong
Schnitt: Colin Monie

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

befriedigend
09.01.03
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