Enkel für Fortgeschrittene

Kinoplakat Enkel für Fortgeschrittene

Werden Senioren nach dem Ruhestand gefragt, geben sie gerne an, jetzt im Unruhestand zu sein. Unruhe dominiert auch die Komödie, in der Alte und Junge eine Kita aufmischen. 

In der Fortsetzung von "Enkel für Anfänger" des Jahres 2020 kehrt Karin von ihrer Selbstfindung in Neuseeland nach Deutschland zurück. Im ungelenken Auftakt erzählt sie im Flugzeug ihrem Sitznachbarn von Vergangenheit und Zukunft, legt die Grundlagen für die Handlung. Wie nicht anders zu erwarten, ist ihr Mann Harald sehr überrascht, weil Karin drei Wochen zu früh zurückgekehrt ist. Er hat das Jahr ohne Ehefrau mit Hilfe der Nachbarin gut überstanden. Zu gut, findet Karin und wittert einen Seitensprung. Sie bricht einen Streit vom Zaun und sucht ein vorübergehendes Quartier. Das findet sie bei ihrem homosexuellen Freund Gerhard, der Karin einziehen lässt. Philippa lebt derweil bei ihrer schwangeren Tochter Annika, fällt der und ihrem Ehemann auf die Nerven. Weil die Schwangere ihren Nachhilfeladen nicht länger führen kann, springen die rüstigen Alten ein. Chaos ist vorprogrammiert.

Kritik

Die Handlung von "Enkel für Fortgeschrittene" ist um vieles bemüht. Wie Komik, Bezüge zur Gegenwart und Toleranz. Leider investiert die Produktion weder in die Figuren noch in die Ausgestaltung der Komödie Herzblut. Obwohl drei Stars im Seniorenalter auftreten, bekommt Maren Kroymann übermäßig viel Leinwandpräsenz. Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa spielen Nebenrollen. Schade, diese Talente nicht zu nutzen.

Ähnliches gibt es zu den Handlungssträngen zu sagen, zwischen denen die Erzählung dauerhaft springt. Der Grundlage fehlt die klare Linie, Konflikte tauchen plötzlich auf und sind unvermittelt gelöst. Echtes Interesse hat der Film weder an Karins und Haralds Eheproblemen noch an Gerhards und Aydins Beziehungsfindung. Schön wäre es, würde Aydin eine Vita erhalten. Wäre er in seiner Heimat beispielsweise Akademiker gewesen, dann erklärte das die Anziehung zu Gerhard. So bleibt der Handlungsstrang verwunderlich. Der Mutter-Tochter-Konflikt bleibt an der Oberfläche. Barbara Sukowa spielt eine Hippie-Frau im Seniorenalter, bringt ein wenig Schwung in die Bude, ohne die Kita wirklich aufzumischen. Mehr angedacht als umgesetzt ist die Idee, dass die Senioren und die Kinder einander fördern. Alles in allem: Was wie abgefilmtes Leben aussehen soll, ist inszeniert. Schwer vorstellbar, dass Kinder heute so sprechen.

Schlecht eingeflochten ist der für Komödie typische Tiefpunkt. Eine traurige Szene soll das Gegengewicht zum Humor bilden. Ohne jetzt Details zu verraten: Die Idee ist naheliegend und in der Ausgestaltung anstelle von berührend leider befremdlich.

Der Humor will nur schwer zünden. Die Zeitung als Fax ist so unlustig, wie es klingt. Einige Umstände verwundern. Da wird ein Treppenlift zum Zankapfel. Es leuchtet weder Karin noch dem Zuschauer ein, warum Harald in Abwesenheit der Ehefrau einen hat einbauen lassen. Der begabte Schüler, der trotz Begabung Nachhilfe braucht, weiß aber nicht, dass es "Jugend forscht" gibt. Das muss ihm erst eine Oma erzählen?! Eine andere Schülerin sagt, ihre Eltern halten sie für hochbegabt. Warum braucht das Mädchen Nachhilfe? Günther Maria Halmer trägt nach Karins Rückkehr eine neue Brille. Auf der Beerdigung kurz vor Filmende ein anderes Modell. Ein Fehler der Requisite oder unerklärte Absicht?

Fazit
Aus dem Ensemblefilm wurde ein episodischer Maren-Kryomann-Film. Die Überpräsenz der Kabarettistin ist Geschmackssache. Bedauerlicherweise fehlt der Produktion grundsätzlich das Interesse. Herausgekommen ist ein lauer Fernsehfilm, der seine Chancen nicht zu nutzen weiß. Der Humor ist berechnet und versucht in festgelegten Intervallen einen Scherz einzuflechten. Leider ist das Ganze jedoch zu vorhersehbar, um lustig oder unterhaltend zu sein.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Deutschland
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 111
Genre: Komödie

Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 07.09.2023

Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Robert Löhr

Schauspieler: Maren Kroymann (Karin) • Heiner Lauterbach (Gerhard) • Barbara Sukowa (Philippa) • Franka Roche (Josie) • Ercan Durmaz (Aydin) • Günther Maria Halmer (Harald) • Jörg Vincent Malotki (Christian) • Vivien Sczesny (Sandy) • Anna Overdiek (Natalie) • Ulrich Schmissat (Peter) • Dana Cebulla (Gisela) • Andreas Engelmann (Günther) • Peter Brachschoss (Dieter) • Morten Völlger (Jason) • Neven Nöthig (Der Bestatter) • Isabel Trimborn (Barbara) • Marie Burchard (Annika) • Romy Baur (Luzie) • Antje Mairich (Mitarbeiterin Gesundheitsamt) • Giulia S. (Ella) • Lilo Nika Daners (Annabella) • Claudia Holzapfel (Maxi) • Roman Boeer de Garcez (Steward) • Peter Eberst (Sitznachbar) • Agnieszka Melcher (Stewardess)

Produktion: Jakob Claussen • Uli Putz
Szenenbild: Ellen Latz
Kostümbild: arah Raible
Maskenbild: Dunja Pflugfelder • Jutta Dinges • Diana Koeberlin
Kamera: Ahmet Tan
Ton: Erik Seifert
Musik: Helmut Zerlett
Schnitt: Andrea Mertens

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Bild: Studiocanal

1 customer review

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07.09.23
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