Escobar Paradise lost

Kinoplakat Escobar Paradise lost

Je größer die Liebe und je tragischer die Umstände, vor denen sie spielt, desto größer das Ergebnis. Diese einfache Formel funktioniert oft - jedoch nicht immer. Die Beziehung zwischen der Nichte eines Drogenbarons und einem unbedarften Kalifornier gerät weich gespült.

Als die Brüder Nick (Josh Hutcherson) und Dylan (Brady Corbet) nach Kolumbien kommen, meinen sie das Paradies entdeckt zu haben. Doch diese Ansicht wird von der einheimischen Maria (Claudia Traisac) korrigiert. Sie weist Nick darauf hin, dass es im Land viele Missstände gibt, die ihr Onkel der Patrón angeht. Als Nick Pablo Escobar (Benicio Del Toro) kennenlernt, scheint es Marias Aussage zu untermauern. Der Mann ist ein ausgesprochener Familienmensch und tief gläubig. Und freundlich, wie er ist, wird Nick alsbald wie ein Sohn behandelt und in den engen Kreis der Familie aufgenommen.
Doch selbst der gutgläubige Nick beginnt zu hinterfragen. Etwa woher das Geld stammt, dass der Patrón auch für Wohltätigkeit ausgibt? Marias Erklärung ist einleuchtend. Sie verweist darauf, dass die Menschen der Region schon immer Cocablätter gekaut haben. Und der Export von Kokain sei demnach der Export eines Naturproduktes. Das stellt Nick für einige Zeit zufrieden. Allerdings kann auch er die Widersprüche dauerhaft nicht übersehen. Er beschließt gemeinsam mit Maria zu fliehen - ohne zu wissen, dass auch er längst auf der Abschussliste steht.

Kritik

Die Gewichtung von "Escobar" ist eigenwillig. Im Ansatz eine Mischung aus Thriller und Liebesfilm vor dem Hintergrund der kolumbianischen Drogenkriege. Und im Ergebnis ein Liebesfilm auf Fernsehniveau. Viele Chancen, die eine Verfilmung des Lebens von Pablo Escobar birgt, liegen brach. Dem Film ist daran gelegen Escobar als Familienmenschen und gläubigen Christen darzustellen. Fakten werden zwar gezeigt - doch geschönt oder am Rand. Beispielsweise stürzt Escobar das Land in einen Bürgerkrieg. Das wird fast beiläufig erzählt, indem die Fernsehnachrichten davon berichten. Weiterhin werden viele der Verbrechen, die Pablo Escobar in der Realität begangen haben soll, ausgespart oder nur gestreift.

Benicio Del Toro transportiert weder das Monster, dass eiskalt ein riesiges Drogenkartell anführt und mit einem Handstreich Menschenleben auslöscht, noch zeigt er den Zwiespalt des Mannes auf, den der Film dadurch andeutet, indem Escobar versucht durch seine Spenden und Wohltätigkeit einen Teil seiner Schuld reinzuwaschen.
Zudem ist die Handschrift für einen Thriller oder Gangsterfilm zu sauber. Es sterben zwar reihenweise Menschen - doch bis kurz vor Schluss auffällig unblutig. Gegen Filmende liegen die Menschen in Blutlachen - was als Zuspitzung gemeint sein mag - und dem anfänglichen Stil widerspricht.

Die Einstufung als Liebesfilm überzeugt ebenfalls nicht. Claudia Traisac strahlt die meiste Zeit frisch verliebt in die Kamera, während Josh Hutcherson schaut, als ginge ihn das Geschehen nichts an. Es stände ihm gut, wenn er mehr als die wenigen vorkommenden Gesichtsausdrücke aufbietet. Und auch das tragische Ende macht aus der Liebelei keine Leidenschaft.

Fazit
Bei "Escobar Paradise lost" denke ich immer wieder: Im Prinzip zeigt ja, doch in der Umsetzung nicht. Dass die Figur des Nick naiv ist, mag gewollt sein. Die naive Erzählweise wahrscheinlich nicht. Als Thriller eine zu starke Verniedlichung, für die die Kinoleinwand hoch gegriffen ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Frankreich
Jahr: 2014
Laufzeit ca.: 119
Genre: DramaKrimi
Verleih: Alamode Film
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 09.07.2015
Heimkino: 11.11.2015

Regie: Andrea di Stefano
Drehbuch: Andrea di Stefano

Schauspieler: Josh Hutcherson (Nick) • Benicio Del Toro (Pablo Escobar) • Brady Corbet (Dylan) • Ana Girardot (Laure) • Carlos Bardem (Drago) • Claudia Traisac (Maria) • Tenoch Huerta (The Boss) • Frank Spano (Christo) • Lauren Ziemski (Tourist) • Laura Londoño (Maria Victoria) • Manuel Antonio Gómez (Bambi) • Micke Moreno (Martin) • Aaron Zebede (Pepito Torres) • RoChia (Escobars Vater) • Rossana Uribe

Produktion: Dimitri Rassam
Szenenbild: Carlos Conti
Kostümbild: Marylin Fitoussi
Maskenbild: Thi Thanh Tu Nguyen
Kamera: Luis Sansans
Musik: Max Richter
Schnitt: Maryline Monthieux • David Brenner

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{joomplucat:208 limit=3|columns=3}Bilder: Alamode Film

1 customer review

ausreichend
09.07.15
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