Exorzist: der Anfang

Kinoplakat Exorzist der Anfang

Fast 30 Jahre nach dem Exorzisten schildert "Exorzist: der Anfang", welche Erlebnisse Pater Merrin vor 25 Jahren seinen Glauben zunächst verlieren und später wiederfinden ließen.

Pater Merrin (Stellan Skarsgård) ist eine gestrandete Existenz. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg in Holland der Erschießung von 10 Menschen beigewohnt hatte, hat er den Glauben an Gott verloren. Ziellos reist er durch die Welt, als ihm in Kairo ein Fremder einen brisanten Auftrag erteilt: In Kenia soll der Pater eine Ausgrabung unterwandern und die Reliquie eines Dämons stehlen - ehe sie den Briten oder dem Vatikan in die Hände fällt.

An der Grabungsstätte erwartet ihn ein seltsames Schauspiel. Eine byzantinische Kirche wurde direkt nach ihrer Errichtung vergraben. Ein Bauwerk, das eigentlich gar nicht existieren dürfte, denn im fünften Jahrhundert hatte sich das Christentum noch nicht bis dorthin verbreitet. Die Einheimischen weigern sich, das Innere des Gotteshauses zu betreten, denn sie glauben, dass in der Kirche das Böse lauert. Beim Anblick des Altarraums scheint das gar nicht so abwegig. Die Speere der Engelsstatuen zeigen nach unten, das Kreuz wurde geschändet. Der Altar selbst verbirgt einen Geheimgang zu einer unterirdischen Kammer, wo man in heidnischen Zeiten Menschenopfer darbrachte.

Damit nicht genug befällt die Leute der Wahnsinn. Der erste Ausgrabungsleiter vegetiert mittlerweile in einer Anstalt. "Vom Bösen berührt", kommentiert Vater Gionetti trocken, der die Irrenanstalt leitet. Er gibt Merrin das Buch der Exerzitien mit – für alle Fälle. Das könnte schon bald zum Einsatz kommen, denn wie es aussieht, hat der Antichrist von einem unschuldigen Jungen Besitz ergriffen. Seine Landsleute, die Turkaner, wollen ihn töten, um zu verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt und das gesamte Dorf dem Bösen zum Opfer fällt. Derartig könnte die auf aramäisch geschriebene Prophezeiung wahr werden, nach welcher der Antichrist kommt und die Erde mit Blut tränkt. Während die britische Besatzungsmacht einen Aufstand der Einheimischen niederschlägt, beginnt Pater Merrin in der Kirche den Kampf gegen das Böse.

Kritik

Über Horrorfilme sollte der Zuschauer in der Regel nicht nachdenken. Im Fall des Exorzisten verwundert allerdings bereits die Entstehung. Laut Gerüchten (gesicherte Erkenntnisse liegen mir nicht vor), drehte Paul Schrader die Rohfassung des Films, wurde dann nach dem Rohschnitt entlassen. Der offizielle Regisseur ist Renny Harlin. Stimmt das Gerücht, hat der Film zwei geistige Väter, was erklären könnte, weshalb ihm die klare Richtung fehlt und er zu viele Kurswechsel bietet, um zu überzeugen.

Stellan Skarsgård ist ein fähiger Darsteller, der den Fels in der Brandung spielt. Doch so oft er auch in die Tiefen seiner Seele abtaucht, vom Glauben abfällt, Gott anfleht und wie zum Trotz die Existenz des Teufels heraufbeschwört - es bleibt ein zähes Ringen. Der Teufel selbst will nur zögerlich auf der Bildfläche erscheinen, was in Szenen, wie der mit dem Rüttelbett, eher albern als grauenhaft wirkt. Des Weiteren ist die Überfrachtung mit Symbolen dem Ergebnis abträglich. In der Kirche treiben Raben ihr Unwesen (wie kamen die dort hinein?). Der Computer lässt schlecht animierte Fliegen schwärmen und Maden plagen die Menschen. In der ekeligsten Szene zerfressen sie während der Geburt ein totgeborenes Baby. Überflüssig ist auch das Uhrpendel, das in der Bewegung einfriert. In alten Heimatfilmen stirbt in dem Moment der Bauer. Der Exorzist aber kann nicht sterben, denn man weiß, dass er überlebt.
Deshalb müssen die Zusammenhänge hingebogen werden: Izabella Scorupco spielt dazu eine Ärztin, die von der Heiligen zur Hure wechselt. Auch sie leidet unter einem Trauma, dass ihr Nazis im KZ beibrachten. Es bleibt unverständlich, weshalb sie nicht mit dem knusprigen Pater Francis (James D'Arcy) anbändelt, der ihrem Alter entspricht, sondern mit dem fast 20 Jahre älteren Pater Merrin, der zwischen Suff und Exorzismus schwankt. Selbstverständlich steht auf die Verführung eines Geistlichen die Todesstrafe. Das wiederum ergibt eine Rechtfertigung, weshalb der Pater seinen Glauben wiederfindet.
Dem etwas langatmigen Anfang, folgen spannende Szenen, denen etwas mehr Konsequenz anstände. Zum Beispiel deutet man den Konflikt zwischen kirchlicher und weltlicher Macht an, lässt ihn aber im Sande verlaufen. Es folgt eine ordentliche Strecke aus Ungewissheit und unheimlichen Begebenheiten. Der Film arbeitet klar auf den Showdown hin, der erstaunlich kurz ausfällt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Exorcist: The Beginning
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 113
Genre: Horror
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 18.11.2004
Heimkino: 04.03.2005

Regie: Renny Harlin
Drehbuch: William Wisher Jr. • Caleb Carr • Alexi Hawley

Schauspieler: Stellan Skarsgård (Pater Merrin) • Izabella Scorupco (Sarah) • James D'Arcy (Vater Francis) • Remy Sweeney (Joseph) • Julian Wadham (Major Granville) • Andrew French (Chuma) • Ralph Brown (Sergeant Major) • Ben Cross (Semelier) • David Bradley (Vater Gionetti) • Alan Ford (Jefferies) • Antonie Kamerling (Lieutenant Kessel) • Eddie Osei (Emekwi) • Israel Oyelumade (Jomo) • Patrick O'Kane (Bession) • James Bellamy (James)

Produktion: James G. Robinson
Szenenbild: Stefano Maria Ortolani
Kostümbild: Luke Reichle
Maskenbild: Fabrizio Sforza
Kamera: Vittorio Storaro
Musik: Trevor Rabin
Schnitt: Mark Goldblatt • Todd E. Miller

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
18.11.04
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