Florence Foster Jenkins

Kinoplakat Florence Foster Jenkins

Ohren zu und durch! Die reale Florence Foster Jenkins schreckte nicht davor zurück eine Schallplatte aufzunehmen und das, obwohl die selbst gekürte Operndiva eine begnadete Falsch-Sängerin war. Im Film schlüpft Meryl Streep in die Rolle der Exzentrikerin und wirft die Frage auf, ob schiefer Gesang lustig ist?

Zunächst führt Stephen Frears Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) als reiche Frau und große Verehrerin der klassischen Musik ein. Sie ist die treibende Kraft hinter dem New Yorker Verdi-Club, in dem klassische Sänger und Musiker auftreten. Und auch Madame fühlt sich zu Höherem berufen. Da es ihr in den Sinn kommt wieder ein Konzert zu geben, möchte sie üben und wünscht sich dafür Begleitung am Piano. Der Wunsch wird von ihrem sie liebenden Gatten St. Clair Bayfield (Hugh Grant) erfüllt und so bekommt der Pianist Cosmé McMoon (Simon Helberg) die Chance seines Lebens. Er begleitet die selbsternannte Diva am Flügel, während sie ihre Arien zum Besten gibt. Dass sie dabei weder die Melodie hält noch die Töne trifft, wagt niemand in ihrem Dunstkreis auszusprechen. Auch Cosmé, der das Unterfangen anfangs für einen schlechten Witz hält, schwenkt schnell auf den Kurs ein, denn die 150 Dollar Gage, die er für den Monatslohn hält, sind der Wochenlohn. Und für Geld spielt der Hofstaat Florence eine Komödie vor.

Kritik

Florence Foster Jenkins lebt in einem eigenen Kosmos. Die reiche Exzentrikerin lässt sich Theater vorspielen und zahlt dafür. Ihr Ehemann ist Regisseur und Produzent in einer Person und selbst ebenfalls Teil dieser absurden Komödie. Wenn es sein muss, dann besticht er Journalisten, die lobende Kritiken schreiben oder er weist die Zeitungshäuser bestimmt darauf hin, dass eine schlechte Kritik Konsequenzen hat. Beruflich ist er als Schauspieler gescheitert und hat seinen Platz in der Gesellschaft als Ehemann oder als Heuchler erkauft. Klar sagen kann ich das nicht. So wie Hugh Grant die Rolle spielt ist beides möglich. Er liebt Florence zwar platonisch, doch abends tritt er von der Bühne ab und lebt privat in einem Apartment mit seiner Geliebten. Nur tagsüber ist er im Dienst. Der Schauspieler Hugh Grant spielt diese Rolle gut; fällt allerdings neben Meryl Streep ab, die die Aufmerksamkeit stets auf sich zieht. Sogar in Szenen, in denen sie nur anwesend sein müsste, bewegt sie den Kopf oder rollt die Augen und spielt sich somit in den Mittelpunkt. Diese Überdosis Streep bekommt dem Film nicht immer gut.

Meryl Streep legt ihre Rolle als Beziehungsfilm an. Sie spielt Florence Foster Jenkins nicht als Clown, sondern als etwas verschrobene und vom Leben benachteiligte und enttäuschte Frau. Sie liefert damit Begründungen. Ihre Jenkins wurde (wie das reale Vorbild) vom ersten Ehemann mit Syphilis angesteckt. Seitdem lebt sie enthaltsam. Weitere Enttäuschungen mit Männern bestehen in der Beziehung zum Vater. Als reiche Erbin kann sie alles ausblenden, was ihr ungelegen ist. Damit ist einiges erklärt. Ausgespart bleibt jedoch ein wesentlicher Punkt: Weshalb nimmt sie nicht wahr eine grauenvolle Sängerin zu sein? Als Kind muss sie ein geschultes Gehör gehabt haben, denn sie war eine talentierte Pianistin, die sogar dem Präsidenten ein Ständchen brachte. Später arbeitete sie als Klavierlehrerin. Den Umschwung begründet der Film nur indirekt. Es ist möglich, dass die Medikamente, die sie gegen die Syphilis einnahm, nicht nur die Haut sondern auch Teile des Nervensystems und des Gehörs schädigten. Dies ist meine Interpretation und eine klare Antwort bleibt der Film schuldig.

Obwohl der Film Aspekte der romantischen Komödie nutzt ist er keine. Vielmehr ist "Florence Foster Jenkins" eine Komödie, deren Komik nur zum Teil in der Darstellung des schlechten Gesangs wurzelt. Der Löwenanteil des Humors entsteht aus Überhöhungen, die an Boulevardtheater grenzen. Bei einem Überraschungsbesuch in Bayfields Apartment etwa muss die Geliebte im Kleiderschrank verschwinden und der ebenfalls anwesende McMoon wird für die Unordnung verantwortlich gemacht. Foster Jenkins glaubt dies. An einem anderen Tag sind die geladenen Gäste der Diva derart verrückt nach Kartoffelsalat, dass das Dienstmädchen den Salat in der Badewanne zubereiten muss. Der Pianist McMoon ist homosexuell und feixt gerne über die abstrusen Erlebnisse. Einmal begründet er sein Zuspätkommen mit Gruppensex. Dadurch verwischt der Film die Grenzen zur Posse. Das Gegengewicht zur derben Darstellung bilden zarte Szenen. So spielen Foster Jenkins und McMoon gemeinsam am Klavier. Vor dem Einschlafen nimmt St. Clair Bayfield seiner Frau ihre Perücke und die falschen Wimpern ab.

Fazit
Der Film will komisch sein, ohne seine Hauptdarstellerin vorzuführen. Die Frage lautet nun: Wozu einen Film über eine Falschsängerin drehen, wenn der Falschgesang aber nicht die Sängerin Gegenstand der Komik ist? Ein derart salomonisches Bild zu zeichnen gelingt dem Film nur bedingt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %

Land: Großbritannien
Jahr: 2016
Laufzeit ca.: 110
Genre: KomödieMusik
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 24.11.2016
Heimkino: 01.06.2017

Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin

Schauspieler: Meryl Streep (Florence Foster Jenkins) • Hugh Grant (St. Clair Bayfield) • Simon Helberg (Cosmé McMoon) • Rebecca Ferguson (Kathleen) • Nina Arianda (Agnes Stark) • Stanley Townsend (Phineas Stark) • Allan Corduner (John Totten) • Christian McKay (Earl Wilson) • David Haig (Carlo Edwards) • John Sessions (Dr. Hermann) • Brid Brennan (Kitty) • John Kavanagh (Arturo Toscanini) • Pat Starr (Vanderbilt ) • Maggie Steed (O'Flaherty) • Thelma Barlow (Garmunder)

Produktion: Michael Kuhn • Tracey Seaward
Szenenbild: Alan Macdonald
Kostümbild: Consolata Boyle
Maskenbild: Daniel Phillips
Kamera: Danny Cohen
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Valerio Bonelli

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{joomplucat:89 limit=3|columns=3}Bilder: Constantin Film

1 customer review

gut
24.11.16
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