Charlie und die Schokoladenfabrik

Kinoplakat Charlie und die Schokoladenfabrik

Im Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" gilt der Besitzer der Fabrik Willy Wonka jahrelang als verschollen. Doch dann versteckt er in seinen Schokoladen-Tafeln fünf goldene Tickets. Wer sie findet, darf die Fabrik besichtigen. Dabei verfolgt das Erfindergenie einen ganz bestimmten Hintergedanken.

Der gutmütige Charlie Bucket (zum Knutschen süß: Freddie Highmore) ist ein liebenswerter Junge, der mit Vater (Noah Taylor) und Mutter (Helena Bonham Carter) sowie den vier Großeltern in einer windschiefen Hütte am Stadtrand wohnt. Eine ebenso glückliche wie arme Familie, bei der es fast immer nur Kohlsuppe gibt. Opa Joe (David Kelly) hat früher in der Schokoladenfabrik gearbeitet – als es dort noch Arbeiter gab. Willy Wonka, der Besitzer, hat schon immer die fantastischsten Süßigkeiten-Erfindungen gemacht und viel Geld damit verdient. Die neidische Konkurrenz spionierte seine Rezepte aus, weshalb Willy Wonka alle Angestellten entließ und die Fabrik schloss. Doch irgendwann fing die Fabrik wieder zu arbeiten an, aber ganz ohne Arbeiter. Außer den Lastwagen, die die Schokolade sowie die Süßigkeiten in alle Welt liefern, ist dort nie etwas zu sehen.

Eines Tages kleben plötzlich Zettel in der Stadt, auf denen steht, dass Willy Wonka fünf Kindern aus aller Welt den Zutritt zu seiner geheimnisvollen Schokoladenfabrik gestatten will. Deshalb hat er in fünf Tafeln seiner weltberühmten Schokolade je eine goldene Eintrittskarte versteckt. Die Finder dürfen mit einer Begleitperson die Fabrik besichtigen, und für Eines wird es eine ganz besondere Überraschung geben!

Ach wie gerne hätte der kleine Charlie so eine Eintrittskarte! Aber leider kann sich seine arme Familie nur einmal im Jahr, an seinem Geburtstag, eine Tafel Schokolade leisten. Doch Charlies Geburtstag ist nur eine Woche später, und so kaufen ihm Vater und Mutter schon vorab eine Tafel. Doch welche Enttäuschung – außer Schokolade ist nichts drin! Da zückt Opa Joe seinen Notgroschen für schlechte Zeiten, und Charlie darf eine weitere Tafel kaufen. Aber wieder nichts! Inzwischen tauchen die ersten Tickets auf, worüber weltweit berichtet wird. Augustus Klupsch (Philip Wiegratz), ein fürchterlich fetter Junge aus Düsseldorf, der Sohn eines ebenso dicken Metzgermeister und seiner Frau, findet das erste goldene Ticket. Der Gierschlund hätte das Ticket fast mitgegessen!

Das zweite Ticket findet die Engländerin Veruschka Salz (Julia Winter). Sie ist ein schrecklich verwöhntes kleines Balg, das ihren Vater mit ihren immer anspruchsvolleren Wünschen und ihren hysterischen Wutanfällen, fast in den Wahnsinn treibt. Ihre Mutter erträgt das Ganze nur noch mit dem Cocktail-Glas in der Hand. Um eines der Tickets zu ergattern, hat der Vater sämtliche Wonka-Schokoladetafeln, deren er habhaft werden konnte, aufgekauft und den Betrieb in seiner Nussfabrik eingestellt. Die Arbeiterinnen mussten statt Nüsse die Tafeln öffnen.

Ticket Nr. 3 geht an ein ebenso nerviges Mädchen. Die Amerikanerin Violetta Beauregarde (süßer Fratz: AnnaSophia Robb) ist vielfache Meisterin im Kampfsport und im Kaugummikauen! Sie ist nur daran interessiert zu gewinnen – egal wie; und wird von ihrer stolzen Mutter darin voll unterstützt.

Eintrittskarte Nr. 4 findet das Computer-Genie Micky Schießer (überzeugend ekelhaft: Jordan Fry). Ein stets übel gelaunter, nuschelnder kleiner Junge, von dem sein gestresster Vater behauptet: "Meistens verstehe ich gar nicht, wovon er spricht." Micky reagiert seine Launen stets an besonders brutalen Computerspielen ab und ist der Meinung, der klügste Mensch der Welt zu sein.

Enttäuscht gibt Charlie die Hoffnung auf, als bekannt wird, dass das 5. Ticket in Russland gefunden wurde! Traurig marschiert er durch den Schnee. Da entdeckt er plötzlich einen Geldschein! Überrascht hebt er ihn auf und eilt in das nächste Geschäft. Während er darauf wartet, eine Tafel Wonka-Schokolade kaufen zu können, erfährt er, das russische Ticket ist eine Fälschung! Er kauft sich "Wonkas Wunder-Weichcreme-Füllung", reißt sie auf – und findet die 5. Eintrittskarte! Sofort wollen ihm Leute das Ticket für viel Geld abkaufen. Doch Charlie bleibt hart und läuft nach Hause. Seine Familie gratuliert ihm lautstark zu seinem Fund, doch Charlie will das Ticket nicht dafür nutzen, um in die Fabrik zu gehen. Er will es höchstbietend verkaufen, um mit dem Geld seine Familie zu unterstützten! Klar, dass alle ablehnen. Und so steht Charlie am 1. Februar in der Besuchergruppe vor dem Tor der Schokoladenfabrik.

Nach dem Eintreten gelangen die Besucher an eine wundersame Bühne, auf der Puppen ein Loblied auf Willy Wonka singen. Ein Feuerwerk setzt die Puppen in Brand. Während Kinder und Erwachsene noch voller Schrecken die Bescherung betrachten, kichert neben ihnen ein Mann in seltsamer Aufmachung: Zylinder, dunkle Brille, kinnlange rote Haare, Anzug, schwarze Handschuhe. Es ist Willy Wonka (einfach genial: Johnny Depp) höchstpersönlich, der sich über den Brand fast schieflacht. Denn sonst, meint er, wäre das Ganze doch zu langweilig gewesen! Er übernimmt die Führung durch seine Fabrik, die sich als wahres Wunderland erweist.

Hier gibt es Wiesen aus Pfefferminzgras, Wasserfälle und Flüsse aus Schokolade, Gebirge aus Buttertoffee, Bäume mit Zuckerstangen, Büsche mit Marshmallow-Kirschcreme-Kugeln. Sogar menschliche Arbeiter. Winzig kleine Umpa Lumpas (alle dargestellt von Deep Roy), die Willy Wonka auf einer Entdeckungsreise im Urwald gefunden hat. Sie sind ganz verrückt nach Schokolade, leben in der Schokoladenfabrik wie im Paradies, und würden deshalb nie auf die Idee kommen, die Rezepte an die Konkurrenz zu verraten!

Weiter geht die Entdeckungsreise. Staunend sieht Charlie eine Galeere aus rosa Zuckerguss, mit der sie auf dem Schokoladenfluss fahren. Er bewundert Hunderte von dressierten Eichhörnchen, die im Akkord Nüsse knacken, und landet schließlich in einer Halle, in der Willy Wonka etwas ganz Spezielles erprobt: Die Übertragung seiner Schokoladen-Tafeln ins Fernsehen! Und nicht nur zum Anschauen, nein, man kann ins Bild greifen und die Schokoladen-Tafel herausnehmen!

Mit einem gläsernen Aufzug, der in allen Richtungen durch die gigantische Fabrik fahren kann, wird weiter erkundet. Dabei verschwinden die Kinder nacheinander, indem sie Opfer ihrer Gier werden. Der fette Augustus fällt in den Schokoladenfluss und wird von gigantischen Rohren in die Schokoladentafel-Fertigungsabteilung gezogen. Die verzogene Veruschka will unbedingt eines von den Eichhörnchen haben, klettert ohne zu Fragen über das Geländer. Sie wird von den Eichhörnchen als taube Nuss eingestuft, und in den Abfall geworfen. Der missmutige Micky landet als Winzling in den Fernsehkanälen. Und die ewig Kaugummi kauende Violetta stopft sich – entgegen der Warnungen – eine neue Kaugummisorte in den Mund, die den Geschmack von einem 3-Gänge-Menü hat und mutiert zu einer gigantischen Blaubeere. Als schließlich nur noch Charlie mit seinem Opa Joe übrig ist, rückt der exzentrische Willy Wonka endlich damit heraus, warum er die ganze Sache mit den Eintrittskarten veranstaltet hat.

Kritik

Der Ausnahme-Regisseur Tim Burton hat Roald Dahls Buch mehr als nur kongenial in unglaublich opulente Bilder umgesetzt. Allein die Farbenpracht und die fantasievolle Ausstattung lohnen einen Kino-Besuch für "Charlie und die Schokoladenfabrik". Wenn der kleine Charlie endlich in die geheimnisumwitterte Fabrik eintreten darf, tut sich eine Märchenwelt der besonderen Art auf. Das müssen Sie einfach gesehen haben, wie man aus Süßigkeiten aller Art Landschaften, Flüsse, Flora und Fauna zaubern kann! Dazu die Erklärungen des verschmitzt lächelnden und immer wieder boshafte Seitenhiebe verteilenden Willy Wonka, den Johnny Depp geradezu unglaublich überzeugend spielt. Man versteht ihn, wenn er die gierigen Kinder maßregelt. Fühlt mit ihm, wenn er sich – in Rückblenden – traurig und deprimiert an seine eigene, freudlose Kindheit erinnert.

Und dann die weiteren Einfälle: Die imposante runde Halle mit dem glatten, farblich gekreiselten Boden, der zu einem tiefen Loch abfällt. Hier knacken die Eichhörnchen an kleinen Tischen Nüsse. Willy Wonka: "Sie sind die Einzigen, die Walnusshälften in einem Stück herausbekommen!" Vierzig Eichhörnchen wurden für diese Szene 19 Wochen lang trainiert. Ergänzt durch Computerbilder und animatronischen Puppen.

Ungläubig betrachtet man die Galeere aus rosafarbenem Zuckerguss, die Dutzende identischer Ruderer rudern! Oder wenn die Umpa Lumpas fröhlich zu tanzen anfangen, und zwanzig identische Männlein das Tanzbein schwingen! Diese Szenen sind keineswegs rein im Computer entstanden. Deep Roy, der alle Umpa Lumpas spielt, hat tatsächlich jeden Einzelnen getanzt. Dann erst wurden die Bilder zu einem kompletten Ensemble kombiniert.

Gelungen auch der TV-Raum! Er ist so gleißend weiß, dass alle eine dicke schwarze Schutzbrille tragen müssen. Das einzig Farbige sind die Bildschirme, auf denen Kubricks "2001 – Odyssee im Weltraum" läuft. Und wenn Willy Wonka erklärt, dass er eine riesengroße Schokoladen-Tafel in den Teleporter einführen muss, weil im Fernsehen ja auch normale Menschen immer so klein aussehen, dann weiß der Filmkundige, was jetzt kommt! Klar: Der schwarze, rechteckige Artefakt aus "2001" verwandelt sich über den Köpfen der Urmenschen in eine Tafel Wonka Schokolade! Genial!
Es gibt übrigens eine ganze Menge weiterer filmbiografischer Anspielungen. Das macht den Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" auch für Erwachsene amüsant und interessant. Etwa die Puppen-Show, die die Besucher zu Beginn ihrer Fabrikbesichtigung sehen, ist nichts anderes als eine gekonnte Persiflage auf die "Small World"-Puppen-Show in Disneyland.

Doch nicht nur die Fabrik ist eine Augenweide. Auch die liebevolle Gestaltung des windschiefen Bucket-Hauses, das Roald Dahl angeblich nach seinem eigenen Arbeitszimmer beschrieben hat, die ebenso liebevolle wie detaillierte Zeichnung sämtlicher Charaktere, die sorgfältige und überschäumend fantasievolle Herausarbeitung sämtlicher kleiner Details, machen den Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" zu einem ganz besonderen Film-Vergnügen für die ganze Familie.

Fazit
Der Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" ist für mich einer der Höhepunkte dieses Film-Sommers. Ein Film, den man zigmal sehen kann, und bei dem man dann immer noch etwas Überraschendes entdeckt. Grandiose Ausstattung, hervorragende Schauspieler, geniale Regie!
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 90 %


Original Filmtitel: Charlie and the Chocolate Factory
Land: GroßbritannienUSA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 115
Genre: AbenteuerFamilieFantasyKomödieMusik
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 11.08.2005
Heimkino: 11.05.2007

Regie: Tim Burton
Drehbuch: John August
Literaturvorlage: Roald Dahl

Schauspieler: Johnny Depp (Willy Wonka) • Freddie Highmore (Charlie Bucket) • David Kelly (Grandpa Joe) • Helena Bonham Carter (Mrs. Bucket) • Noah Taylor (Mr. Bucket) • Missi Pyle (Mrs. Beauregarde) • James Fox (Mr. Salt) • Deep Roy (Oompa Loompa) • Christopher Lee (Dr. Wonka) • Adam Godley (Mr. Teavee) • Franziska Troegner (Mrs. Gloop) • AnnaSophia Robb (Violet Beauregarde)

Produktion: Brad Grey • Richard D. Zanuck
Szenenbild: Alex McDowell
Kostümbild: Gabriella Pescucci
Maskenbild: Peter Owen
Kamera: Philippe Rousselot
Musik: Danny Elfman
Schnitt: Chris Lebenzon

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

sehr gut
11.08.05
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