Dark Shadows

Kinoplakat Dark Shadows

Mit einer fremden Kultur konfrontiert zu werden kann für Irrungen, Wirrungen und jede Menge Komik sorgen. Das gilt auch für einen Vampir, der gute zweihundert Jahre eingesperrt war und sich in den USA der 1970. Jahre zurechtfinden muss. Tim Burton als Regisseur und Johnny Depp als Vampir Barnabas sollten genau die Richtigen für diesen Film sein.

Die Handlung beginnt mit einer Rückschau. Die Familie Collins ist nach Amerika ausgewandert und gründet dort eine Firma, die bald floriert und zu einer Institution heranwächst. Junior Barnabas Collins (Johnny Depp) nutzt seine Chancen bei den Frauen weidlich aus - doch die jüngste Affäre ist zunächst auch die letzte, denn er hat sich die Falsche ausgesucht. Angelique Bouchards (Eva Green) ist eine Hexe und nimmt es Barnabas übel, dass er ihr keine ewige Liebe schwört. Sie nimmt Rache an allen, die Barnabas wichtig sind, und sorgt dafür, dass er in einem stählernen Sarg lebendig begraben wird.

Zeitsprung: die USA 1972. Fast 2 Jahrhunderte hat Barnabas in seinem Sarg gelegen, als Bauarbeiter ihn versehentlich befreien. Er sieht sich mit einer komplett veränderten Welt konfrontiert. Das ehemals stolze Familienanwesen hat deutlich an Glanz verloren. Seine Nachkommen leben unter der Führung des weiblichen Familien-Oberhaupts Elizabeth Collins Stoddard (Michelle Pfeiffer). Sie versucht den Anschein so gut es geht zu wahren. Nicht so einfach bei einem Clan, der aus lauter ganz normal verrückten Amerikanern besteht. Tochter Carolyn (Chloë Grace Moretz) ist ein fünfzehnjähriger pubertierender Teenager, der entsprechende Probleme hat und macht. Insbesondere stößt es ihr sauer auf, dass ihr Cousin David (Gulliver McGrath) von allen wie ein rohes Ei behandelt wird, denn seit dem Tod seiner Mutter behauptet er, mit der Verstorbenen in Kontakt zu stehen. Sein Vater Roger Collins (Jonny Lee Miller) ist ein nichtsnutziger Tagedieb. Eigentlich nicht zur Familie gehörend, aber mittlerweile ein Dauergast ist die Psychiaterin Dr. Julia Hoffman (Helena Bonham Carter). Mehr als durch fachlichen Rat fällt sie durch ihren Alkoholkonsum auf. Außerdem gibt es seit Kurzem ein Kindermädchen: Nanny Victoria Winters (Bella Heathcote) ist eine auffällig blasse, konservativ auftretende junge Frau. Dazu kommen zwei seltsame Hausangestellte (Jackie Earle Haley und Ray Shirley). Moderne Amerikaner und ein verstaubter Vorfahre - da scheinen die Konflikte vorprogrammiert. Doch damit nicht genug: Barnabas' Widersacherin ist ebenfalls noch am Leben und der alte Streit geht weiter.

Kritik

"Dark Shadows" basiert auf einer amerikanischen TV-Serie, die von 1966 bis 1971 ausgestrahlt wurde. Im Jahr 1991 gab es eine kurze Neufassung. Überschneidungen vermag ich nicht zu beurteilen. Ich vermute deshalb nur, dass das, was man als Verneigung vor den Siebzigern betiteln möchte, der Serie geschuldet ist. Dazu später mehr.

Der Auftakt der Geschichte ist im typischen Tim-Burton-Stil gehalten. Und trotzdem schwingt etwas mit, das mich denken lässt, hoffentlich reißt der Film das Ruder noch herum. Tut er aber nicht. Wäre dies nicht ein Vampirfilm, würde ich ohne zu zögern sagen, die Handlung entwickelt keinen Biss. So sage ich lieber, dass von schwarzem Humor und Zynismus nur sehr verhalten Gebrauch gemacht wird. Des Weiteren fehlt mir die rechte Inspiration. Johnny Depp als Barnabas sucht nach Halt und Orientierung. Das hat grundsätzlich etwas Komisches. Doch die meisten Witze scheinen aus den Siebzigern entlehnt. Etwa ein Vampir ohne Spiegelbild. Dann gibt es da noch den Running Gag mit der steinalten Haushälterin, der irgendwie nie zündet.

Eine weitere Auffälligkeit liegt in der Dramaturgie. Der Film ist gestaltet, als würden die Folgen einer Serie nahtlos nacheinander gezeigt und bestimmte Themen abgearbeitet Vorstellung der Familie, Familienfluch, Kindermädchen, Rückkehr und Kampf. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass der Film auf einer Serie beruht; wirkt jedoch eigenartig, weil der klassische Höhepunkt fehlt und die Handlung gleichförmig dahingeht. Beispielsweise nimmt das spätere Kindermädchen den Zuschauer mit zur modernen Familie Collins. Schön, denke ich. Ein Kindermädchen und ein zehnjähriger Junge, die beide Gespenster sehen können. Das wird interessant. Wird es dann leider doch nicht, denn das Kindermädchen kommt in der Handlung zunächst nicht mehr vor. Diese eigenwillige Dramaturgie reißt nicht mit. Weiterhin vermittelt sie das Gefühl, dass die Entscheidung für einen klaren Schwerpunkt fehlt. Die Handlung schwankt zwischen der Problematik des Vampirs einer alten Liebesgeschichte und einer alten Rache.

Dann sind da noch die Umstände, aus denen ich nicht schlau werde. Die neuzeitlichen Familienmitglieder haben zwar alle ihre Macken, aber zu wenig Berührungspunkte. Es wäre möglich sie aufeinanderprallen zu lassen oder ihnen Reibungspunkte zu geben. Stattdessen leben sie in dem großen Haus nebeneinander her und der Film verschenkt Potenzial, denn Schauspieler wie Michelle Pfeiffer, Helena Bonham Carter und Chloë Grace Moretz haben in anderen Filmen schon viel mehr von sich gezeigt als in "Dark Shadows".
Zudem frage ich mich, warum die Tochter der Familie im Endkampf ihr Geheimnis offenbart: Sie ist ein Werwolf. Sie bittet keinen Wind darum zu machen und der Film tut ihr den Gefallen. Sie ist für einige Minuten ein Werwolf und das war es dann auch schon. Wozu also das Ganze? Und weshalb schleppt die Psychiaterin fast immer ein Glas mit sich herum und trinkt so gut wie nie daraus? Und wieso raucht niemand in dem Film? In vielen Filmen der 1970. Jahre ist das Rauchen ein gerne überstrapaziertes Stilmittel.
Nicht zuletzt gibt es die Unstimmigkeiten. So spielt der Film in einem kleinen Fischerdorf, in dem jeder jeden kennt. Dort tötet Barnabas zunächst eine Gruppe von Bauarbeitern und später eine Gruppe Hippies. Doch das wird beides nicht zum Tagesgespräch und die Polizei stellt in beiden Fällen keine Nachforschungen an? Ich bin selbst in einem Dorf aufgewachsen und weiß, dass sich die Menschen gerne das Maul über viel banalere Vorgänge zerreißen.

Fazit
Alles in allem unterhält "Dark Shadows" ohne sich zu einem Meisterwerk zu entfalten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 2012
Laufzeit ca.: 108
Genre: FantasyHorrorKomödieVampire
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 10.05.2012
Heimkino: 21.09.2012

Regie: Tim Burton
Drehbuch: John August • Seth Grahame-Smith

Schauspieler: Johnny Depp (Barnabas Collins) • Michelle Pfeiffer (Elizabeth Collins Stoddard) • Helena Bonham Carter (Dr. Julia Hoffman) • Eva Green (Angelique Bouchard) • Jackie Earle Haley (Willie Loomis) • Jonny Lee Miller (Roger Collins) • Bella Heathcote (Victoria Winters / Josette DuPres) • Chloë Grace Moretz (Carolyn Stoddard) • Gulliver McGrath (David Collins) • Ray Shirley (Mrs. Johnson) • Christopher Lee (Clarney) • Alice Cooper (er selbst)

Produktion: Christi Dembrowski • Johnny Depp • David Kennedy • Graham King • Richard D. Zanuck
Szenenbild: Rick Heinrichs
Kostümbild: Colleen Atwood
Maskenbild: Lizzie Yianni Georgiou
Kamera: Bruno Delbonnel
Musik: Danny Elfman
Schnitt: Chris Lebenzon

Anzeige

Kinoplakat Dark Shadows Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
10.05.12
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.