Lydia Deetz ist nach den prägenden Erlebnissen als Teenager zum Medium geworden und bekannt für eine Fernsehsendung, die paranormale Phänomene behandelt. Liegt es an ihren überspannten Nerven, dass sie in jüngster Zeit immer wieder Beetlejuice sieht? Lydias Tochter Astrid hält wenig von den Fähigkeiten der Mutter und stuft diese als Betrügerin ein. Das angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis ist typisch für die Familie, denn auch Lydia hat ein durchwachsenes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter Delia, die sich als Künstlerin versteht.
Doch nicht nur die Lebenden haben Probleme. Im Jenseits gerät Beetlejuice in Gefahr, als ihm Delores nachzustellen beginnt. In deren Augen gibt es noch eine offene Rechnung zu begleichen. Der verängstigte Dämon ist vielleicht gerade darum bereit, Astrid und Lydia bei ihren Problemen zu helfen. Doch umsonst ist der Tod und die Hilfe eines Spezialisten hat ihren Preis.
Kritik
Die pompöse Eröffnung der schwarzen Komödie verspricht viel und dem Team, mit seinem Regisseur Tim Burton, gelingt es, das Versprechen zu halten. Allein die Ausstattung mit ihren vielen Details ist sehenswert. Bevölkert wird das Universum von skurrilen und schrulligen Figuren, die Burton nie der Lächerlichkeit preisgibt. Im Gegenteil: So verdreht sie auch sein mögen, der Regisseur respektiert sie. Im Mittelpunkt stehen Frauenfiguren. Winona Ryder als Lydia Deetz ist dem Nervenzusammenbruch nahe. Ihre Stiefmutter ist die Künstlerin Delia Deetz (Catherine O'Hara) die den Tod ihres Ehemannes verwinden muss und dabei den Verkauf ihrer Kunst nicht aus den Augen verlieren darf. Der Familienstruktur entsprechend, hat auch Lydias Tochter Astrid Beziehungsprobleme. Gerade hat sie den niedlichen Jeremy kennengelernt. Endlich einer, der auf Astrids Wellenlänge liegt.
Etwas weniger Raum bekommen die mit Männern besetzten Rollen. Michael Keaton darf sich als Beetlejuice austoben, erinnert in manchen Szenen an Jim Carrey in "Die Maske". Willem Dafoe als Wolf Jackson verulkt den Beruf des Schauspielers. Und Justin Theroux gibt mit Rory einen modernen Softie, der nicht mit offenen Karten spielt. Am Rande geht Monica Bellucci als Delores ihrem Rachefeldzug nach. Sie könnte die Schwester von Morticia Addams sein oder Frankensteins Braut. Böse Menschen sehen in ihrer Figur vielleicht auch eine Kritik an Schönheitsoperationen.
Das Drehbuch überschneidet die Handlungsstränge und überführt sie in eine temporeiche Handlung. Die setzt auf viel schwarzen Humor, ein gutes Timing und verulkt so vieles, dass es nicht möglich ist, alles aufzulisten. Im Gedächtnis geblieben sind die gespielten Witze. Wenn etwa Delia fürchtet, von einem Elch angegriffen zu werden. Die Verstorbenen, die das Jenseits so erreichen, wie sie im Augenblick des Todes aussahen. Von Surfer und Surfbrett fehlt jeweils die unter Hälfte. Zudem werden Musicals veralbert. Das Motiv des netten jungen Mannes wird geradegerückt. Social Media wird bedacht und gleichzeitig wird damit abgerechnet. Einige Szenen mit Gesichtsverformungen erinnern an "Die Maske". Einige der gesprochenen Witze wirken erst später im Zusammenhang. So sagt Jeremy beiläufig, dass seine Eltern den kaputten Gartenzaun wohl nicht bemerken werden. Später erfährt das Publikum den Grund. Wirklich gelungen ist die Idee mit der Soul Train. Das alles wird nach Art des Hauses präsentiert und mit dem für Tim Burton typischen Humor umgesetzt.
Das Tempo der Komödie ist hoch und wird zum Rausch. Die Dichte der Witze erinnert an die Parodien von ZAZ (Zucker, Abraham, Zucker). Zum Gelingen trug das Team viel bei. Die Arbeit von Szenenbild, Ausstattung Kostüme, Kamera und CGI ist nicht zu übersehen.
Fazit
"Beetlejuice Beetlejuice" fehlt der schale Geschmack der Fortsetzung. Im Gegenteil: In dieser herrlich überdrehten, schwarzhumorigen Komödie läuft Tim Burton zur Höchstform auf. Für Fans eine klare Empfehlung.
PS: Für Puristen. Im ersten Teil ist vom Bio-Exorzisten Betelgeuse (Beetlejuice) die Rede. In der Fortsetzung heißt es in der englischen Fassung er sei ein Dämon. Das übernimmt die Kritik.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 101
Genre: Fantasy • Horror • Komödie
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 12.09.2024
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Alfred Gough • Miles Millar • Seth Grahame-Smith • Larry Wilson
Schauspieler: Michael Keaton (Beetlejuice) • Winona Ryder (Lydia Deetz) • Catherine O'Hara (Delia Deetz) • Jenna Ortega (Astrid Deetz) • Justin Theroux (Rory) • Willem Dafoe (Wolf Jackson) • Monica Bellucci (Delores) • Arthur Conti (Jeremy) • Nick Kellington (Bob-Shrinker) • Santiago Cabrera (Richard) • Burn Gorman (Father Damien) • Danny DeVito (Janitor)
Produktion: Marc Toberoff • Dede Gardner • Jeremy Kleiner • Tommy Harper • Tim Burton
Szenenbild: Mark Scruton
Kostümbild: Colleen Atwood
Maskenbild: Christine Blundell
Kamera: Haris Zambarloukos
Musik: Danny Elfman
Schnitt: Jay Prychidny
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Bild: Warner Bros.