G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra

Kinoplakat G.I. Joe Geheimauftrag Cobra

Hollywood wird nicht müde, dem Publikum zu versichern, dass eines von Amerikas großen Zielen der Weltfrieden ist. Der Weg dahin führt leider Gottes über Kämpfe. Und für die braucht es Soldaten und Waffen. Dieses Mal tritt die bis unverbrauchte Elitetruppe "G.I. Joe" an, die von einem Gewitter an Spezialeffekten unterstützt wird. Das freut die Waffenlobby.

"G.I. Joe" war mir bis zum Film kein Begriff. Laut Film-Verleih ist es eine Serie von ausgesprochen erfolgreichen Actionfiguren. Bereits 1964 erblickten sie das Licht der Spielzeug-Welt. Damals noch stolze 30 cm groß. 1982 wurden sie dann auf 10 cm geschrumpft. Sie bekommen jetzt ihren ersten Auftritt auf der Kinoleinwand in Lebensgröße. Nicht, dass es sie bis dahin im Film nicht gegeben hätte. Für "G.I. Joe" läuft dasselbe Vermarktungskonzept, wie für viele andere Actionfiguren auch: Trickserien und Comics heizen den Verkauf an. Auch der Film zielt auf junges Publikum ab. Vielleicht nicht gerade Jungs, die noch mit Actionfiguren spielen, sondern solche, die es mögen, wenn es an allen Ecken und Enden knallt und kracht.

"G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" beginnt mit einem Rückblick. Im Frankreich des Jahres 1641 wird ein Verräter, der Waffen an den König sowie an die Feinde verkaufte, gebrandmarkt. Zeitsprung. In einer nicht allzu fernen Zukunft präsentiert dessen Nachfahre, der undurchsichtige Destro (Christopher Eccleston), eine neue Geheimwaffe: Nano-Roboter. Diese fiesen kleinen Krabbler fressen einfach alles. Egal ob Metall, Stein oder Fleisch. So wird es möglich sein, eine ganze Stadt einfach vertilgen zu lassen. Nur wer die Fernbedienung in Händen hält, kann die kleinen Fress-Roboter stoppen. Das erinnert spontan an die Wolke aus "Der Tag, an dem die Erde stillstand". Und je länger der Film dauert, desto stärker der Eindruck, vieles schon einmal gesehen zu haben. Dazu später mehr. Zunächst muss die Waffe ins geheime Hauptquartier von "G.I. Joe" transportiert werden. "G.I. Joe" ist nicht der Name einer Person, sondern der Spezialeinheit schlechthin. Unter der Leitung von Hawk (Dennis Quaid) arbeiten hier nur die besten der Besten.

Wie nicht anders zu erwarten, überfallen Terroristen den Transport, der, gemessen an der Schlagkraft der Waffe, nur lachhaft beschützt wird. Unter der Führung der Baroness (Sienna Miller) versucht die Terrorgruppe Cobra die Waffen zu stehlen. Das können der belanglose Duke (Channing Tatum) und sein knackiger Kumpel Ripcord (Marlon Wayans) mit letzter Kraft verhindern. Quasi zur Belohnung werden sie ins Team aufgenommen. Dort treffen sie weitere Kämpfer. Darunter den Ninja Snake Eyes (Ray Park). Die selbstbewusste Scarlett (Rachel Nicols), die auf Spionageabwehr spezialisiert ist. Außerdem kämpfen Heavy Duty (Adewale Akinnuoye-Agbaje), der Mann für schwere Waffen und der Kommunikationsexperte Breaker (Saïd Tagmaoui) für "G.I. Joe".

Was beim ersten Versuch nicht funktioniert hat, klappt dann im zweiten Anlauf. Cobra überfällt das Hauptquartier und stiehlt die Superwaffe. Selbst schuld, wer seinen Stützpunkt zwar gut versteckt, aber so schlecht sichert, dass man sich mit einfachsten Mitteln hineinbohren kann. Und wenn es wenigen Angreifern gelingt, ein Geheimversteck zu überrennen, dann kann der Zuschauer nur den Kopf schütteln. Aber Nachvollziehbarkeit ist nicht die Stärke der Handlung.

Zurück zu Cobra. Um die Schlagfertigkeit der Nano-Roboter zu demonstrieren, wollen die Bösen ein Exempel statuieren und nehmen den Eiffelturm ins Visier. Das können die Guten nicht ganz verhindern und der Turm bekommt einen Knick. Allerdings auch das Ansehen von "G.I. Joe". Die werden zurückgepfiffen, aber ihr väterlicher Anführer Hawk weiß Rat. Er formuliert seinen Befehl so schwammig, dass die Guten weiterhin gegen die Bösen kämpfen dürfen. Dabei kommt dann so etwas wie Psychologie ins Spiel, denn Baroness war nicht immer die Böse, sondern hatte als Gute eine Beziehung mit Duke. Außerdem ist zwischen dem aufrichtigen Ninja Snake Eyes sowie dem bösen Ninja Storm Shadow (Byung-hun Lee) noch eine Rechnung aus Kindheitstagen offen. Eine weitere Verbindung besteht zwischen der Baroness und dem Superhirn The Doctor (Joseph Gordon-Levitt). Er war nämlich nicht immer das wahnsinnige Genie, das er jetzt ist.

Kritik

Ob die fünf Drehbuchautoren und der Regisseur "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" ernst nehmen? Ich werde ich es tun. Zunächst verwundert eines: Der Film versucht aus bekannten und beliebten Motiven etwas Neues zu schaffen. Doch Kenner von Science-Fiction wird das Gefühl beschleichen, dass es Ähnliches schon einmal gab.
Abgesehen von der fehlenden Eigenständigkeit sehe ich bei dem Film das Problem, dass die Handlung auf junges Publikum zugeschnitten ist, das ihn aufgrund der Freigabe nicht sehen darf, und dass die Komplexität auf ältere Zuschauer abzielt. Damit meine ich die Rückblenden, die alte Feindschaften, Verbindungen oder Wandlungen erklären. Das könnte die junge Zielgruppe überfordern. Der Mangel an Tiefgang kommt ihr wiederum entgegen.

Unabhängig von der Frage nach der Zielgruppe sticht die Qualität der Tricks ins Auge. Ich bin der Meinung, sie siedeln auf diesem Niveau, damit sie offensichtlich an Computerspiele erinnern. Einige Kollegen vertreten die Meinung, es habe an Budget gemangelt. Abgesehen von der Qualität stechen die vielen Explosionen ins Auge. Stets und ständig kracht es - wenn auch unmotiviert. Wirklich zum Weinen ist die Idee mit dem Eis. Cobra sprengt das Packeis des Meeres und es sinkt! Das ist ein schöner Effekt, aber dass Eisschollen und selbst riesige Eisberge schwimmen sollte man auch in Hollywood wissen.
Weiterhin erstaunt: Selbst im Zeitalter von Hightech-Waffen liefern sich die Menschen immer noch überlange Verfolgungsjagden. Dabei kommen zwar futuristische Anzüge ins Spiel, die man aus Egoshootern kennt, die beispielsweise das Lauftempo steigern, damit ein Läufer ein fahrendes Auto einholen kann. Oder es wird mit hypermoderner Munition geschossen, die eigenartigerweise auf größere Distanzen nicht trifft.

Die Idee, aus den Verfolgungen Tempo zu beziehen, zündet nur bedingt. Auch der Frauenkampf zwischen der rothaarigen und der schwarzhaarigen Frau beeindruckt mich wenig. Wobei Letztere eigentlich gar nicht böse ist. Ihre Fehlsichtigkeit hat der behandelnde Arzt aus unerfindlichen Gründen nicht korrigiert, obwohl The Doctor sie bereits manipuliert hat. Vielleicht ist es aber auch eine futuristische Trickbrille, mit der man durch Wände sehen kann? Spaß beiseite. Verwunderlich ist, wie spielend alle Personen im Film fremde Computer und Computerprogramme bedienen. Die sind nicht mit Passwörtern gesichert. Da müsste Firma Norton mahnend den Zeigefinger heben - tut sie aber nicht, sondern lässt für ihre Produkte werben.

Bleiben noch die psychologischen Momente. Sienna Miller ist einfach zu durchschauen, weil die Haarfarbe anzeigt, ob sie derzeit gut oder böse ist. Die Schottin ist an den roten Haaren zu erkennen und dem Klischee entsprechend kratzbürstig. Kompliziert wird es bei den Ninjas, denn der gute Ninja trägt schwarz und der böse Ninja weiß. Der sieht zwar aus wie ein Popsänger, versteht aber im Kampf keinen Spaß. Er setzt selbstverständlich keine modernen Waffen ein, sondern Ninjasterne und ein Langschwert. Würde sein Gegner auf ihn schießen, wäre er tot, weil er keine Rüstung trägt. So handelt der Gegner nicht, sondern kämpft ebenfalls mit dem Katana. Das ist eigentlich sinnlos, außer man bedenkt, dass diese Schwertkämpfe Eindruck schinden sollen.

Weshalb die Schurken für den Anführer der Bösen antreten, bleibt mir schleierhaft. Weder zeigt Christopher Eccleston als Destro Charisma noch Härte. Das laste ich allerdings nicht dem Darsteller an, sondern dem Regisseur, der wenig aus seinen Darstellern herausholt. Channing Tatum als Duke hinterlässt keinen bleibenden Eindruck, obwohl er eine Hauptrolle spielt. Ich frage mich, ob das Kalkül lautet, dass große Schauspieler großen Eindruck machen? Channing Tatum, Marlon Wayans und Dennis Quaid sind größer als 1,8 m und Adewale Akinnuoye-Agbaje fällt mit 1,88 m auf.

Fazit
Der Film "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" ist auf den ersten Blick ein Spektakel. Bei näherer Betrachtung fehlt es der Handlung an Eigenständigkeit und der Austarierung. So gibt es beispielsweise zu Filmbeginn zu viele Hologramme. Die Tricks können mit anderen Filmen wie etwa "Transformers - Die Rache" nicht mithalten. Mut beweist der Film darin, dass es einen Kuss zwischen einem Farbigen und einer Weißen gibt. Neu ist das nicht, denn den ersten Filmkuss dieser Art zeigte bereits "Star Trek" im Jahr 1968. Alles in allem packt mich der Film nicht.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: G.I. Joe - Rise of Cobra
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 118
Genre: AbenteuerActionKriegKrimiMartial ArtsScience-Fiction
Verleih: Paramount Pictures
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 13.08.2009

Regie: Stephen Sommers
Drehbuch: Stuart Beattie • David Elliot • Paul Lovett • Michael B. Gordon • Stephen Sommers

Schauspieler: Adewale Akinnuoye-Agbaje (Heavy Duty) • Christopher Eccleston (McCullen / Destro) • Joseph Gordon-Levitt (The Doctor / Rex) • Byung-Hun Lee (Storm Shadow) • Sienna Miller (Ana / Baroness) • Rachel Nichols (Scarlett) • Ray Park (Snake Eyes) • Jonathan Pryce (Präsident) • Dennis Quaid (General Hawk) • Saïd Taghmaoui (Breaker) • Channing Tatum (Duke) • Marlon Wayans (Ripcord)

Produktion: Lorenzo di Bonaventura • Bob Ducsay • Brian Goldner
Szenenbild: Ed Verreaux
Kostümbild: Ellen Mirojnick
Maskenbild: Cindy Williams
Kamera: Mitchell Amundsen
Musik: Alan Silvestri
Schnitt: Bob Ducsay • Kelly Matsumoto • Jim May

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Bild: Paramount Pictures

1 customer review

ausreichend
13.08.09
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