Autos und Roboter habe ich als Kind geliebt. Als Erwachsener ist die Faszination abgekühlt. Trotzdem konnte ich "Transformers" gut annehmen. Darin schlossen der Teenager Sam und der Autobot Optimus Prime Freundschaft. In der Fortsetzung sind der Roboter und der Mensch Freunde geblieben, doch am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Und es steht die Frage im Raum, wie gelungen ist die Fortsetzung?
Eine echte Männerfreundschaft hält ewig. Selbst wenn sie zwischen einem jungen Mann (Shia LeBeouf) und einem Roboter besteht. Letzterer kann, wie der Rest seiner Rasse auch, wahlweise die Gestalt eines Autos oder eines (Kampf-)Roboters annehmen. Doch die beste Freundschaft wäre keine, würde sie nicht auf eine harte Probe gestellt. Bis es soweit ist, gibt es ein gewaltiges Vorgeplänkel.
Die guten Autobots leben seit Ewigkeiten in tiefer Feindschaft mit den Decepticons. Als deren Anführer Megatron wieder zum Leben erwacht, sinnt er auf Rache. Der einfachste Weg, seinen alten Widersacher Optimus Prime aufzuspüren, führt über Sam. Der hat zwischenzeitlich einen Splitter des Allsparks (aus Transformers) berührt und sieht nun Zeichen, die er nicht deuten kann. So kommt es, dass die Decepticons Sam zunächst jagen, weil sie Optimus Prime finden wollen. Später hetzen sie ihn, weil Sam erneut der Schlüssel ist. Alle Roboter leben von einer bestimmten Energie, die sie aus Sonnen gewinnen. Normalerweise löschen sie nur Sonnen aus, die keinem Planeten mehr Leben spenden. Doch jetzt haben es die Decepticons auf die Sonne der Erde abgesehen. Leider kann nur ein Prime Megatron aufhalten. Aber Optimus Prime hat sein Leben für Sam gelassen. Dessen Hoffnung und damit auch die der gesamten Menschheit, liegt nun darin, mit der Maschine, die eigentlich die Sonne auslöschen soll, Optimus Prime wieder ins Leben zurückzurufen.
Kritik
Wenn ich ins Kino gehe, dann möchte ich unterhalten werden. Dabei ist mir auch gutgemachtes Popcorn-Kino recht. "Transformers - Die Rache" könnte so ein Fall sein, überschreitet für meinen Geschmack allerdings die Grenze der leichten Unterhaltung. Er setzt auf sichere Themen: Autos, Roboter, Kämpfe. Und er lässt es bereits nach wenigen Minuten so richtig krachen. Aber unterm Strich bleibt das Ganze zu sehr Effektkino und beweist: Es reicht nicht aus gigantische Kampfszenen aneinanderzuhängen und die Story auf ein Minimum zu reduzieren. Das funktionierte bereits bei "Terminator - Die Erlösung" nicht.
Hinsichtlich der Handlung werden Ansprüche weder gestellt noch erfüllt. Vielmehr wirkt das Drehbuch zusammengestöpselt. Der menschliche Hauptdarsteller Sam (Shia LeBeouf) möchte erwachsen werden, sich von den Eltern lösen und aufs College gehen. Wie andere Heranwachsende empfindet er seine Eltern als peinlich. Seiner Mutter fällt die Trennung schwer, während der Vater versucht, die Dinge nüchtern zu sehen. Sams Freundin (Megan Fox) wiederum ist angefressen, weil eine räumliche Trennung bevorsteht. Das ist stimmig. Leider wird die persönliche Geschichte nur angerissen und auf dem Niveau eines Kinderfilms erzählt.
Darin sind die Problemstellungen stark vereinfacht. Der Grundkonflikt lautet: gut gegen böse. Hinzu kommt das Thema Freundschaft. Die Regierung der USA überlegt, ob die Autobots jetzt eine Gefahr für die Menschheit darstellen, weil die Decepticons Rache an ihnen üben wollen. Das wäre das Ende der Freundschaft zwischen Menschen und Robotern. Die Politiker erklären die Auseinandersetzung zur Chefsache. Sie sind gewiss, den Krieg zu gewinnen, weil sie bisher alle Kriege gewonnen haben. Frage mich nicht nach dem Warum - durchdachte Erklärungen gibt es im gesamten Film nicht, denn das ist der zweite große Schwachpunkt des Drehbuchs, in dem zu vieles zu banal ist. Etwa die Einbeziehung der Menschen in den Konflikt. Im Grunde genommen könnten die Roboter ja auch im Weltall gegeneinander kämpfen. Die Lösung besteht darin, dass Sam plötzlich einen Splitter besitzt, den auch die Bösen suchen.
Der nächste Punkt sind die Dialoge, die wie Sprechblasen anmuten. Und auch die Idee, dass eine gigantische Maschine ausgerechnet in Ägypten versteckt worden ist (mehr werde ich nicht verraten) zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum. Wie die Terminatrix in den Film gelangt, frage ich mich, denn die restlichen Transformer können keine menschliche Gestalt annehmen.
Wie nicht anders zu erwarten, werden Konflikte mit Waffengewalt gelöst und die Amerikaner sind Helden. Das stört mich wenig. Unangebracht finde ich die Vermischung von Spielzeug (was die Autobots und Decepticons ursprünglich sind), Krieg und Patriotismus. Dieses Zerrbild werden zumindest jüngere Kinder nicht durchschauen. Ja, der Film ist erst ab 12 Jahren freigegeben. Aber was im Heimkino mit der DVD passiert steht auf einem anderen Blatt.
Ein weiterer Schwachpunkt ist, wie wenig Michael Bay aus dem dünnen Drehbuch und den Darstellern herauskitzelt. Sam und Mikaela machen nicht den Eindruck eines Liebespaares. Sie soll etwas Sex-Appeal in die Sache bringen, wirkt jedoch beim Fläzen auf dem Motorrad albern.
Fazit
Michael Bay zeigt wenig eigenen Stil und vermischt überwiegend Szenen aus anderen Filmen zu etwas Neuem. Aus den Grundthemen könnte man sicherlich etwas Großes machen im Sinne von es hat Größe. Aber egal wie gut der Trick auch ist, wie gigantisch die Explosionen auch sein mögen - "Transformers - Die Rache" ist seelenlos. Ich habe zwar eine Ader für Popcorn-Kino. Doch hier überzeugt das Konzept nicht.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 150
Genre: Abenteuer • Action • Krieg • Science-Fiction
Verleih: Paramount Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 24.06.2009
Heimkino: 09.11.2009
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger • Roberto Orci • Alex Kurtzman
Schauspieler: Shia LaBeouf (Sam Witwicky) • Megan Fox (Mikaela Banes) • Josh Duhamel (Major Lennox) • Tyrese Gibson (USAF Chief Master Sergeant Epps) • John Turturro (Simmons) • Ramon Rodriguez (Leo Spitz) • Kevin Dunn (Ron Witwicky) • Julie White (Judy Witwicky) • Isabel Lucas (Alice) • John Benjamin Hickey (Galloway) • Matthew Marsden (Special Air Service Forces) • Andrew Howard (Special Air Service Forces) • Michael Papajohn (Cal) • Glenn Morshower (General Morshower)
Produktion: Ian Bryce • Tom DeSanto • Lorenzo di Bonaventura • Don Murphy
Szenenbild: Nigel Phelps
Kostümbild: Deborah L. Scott
Maskenbild: Edouard F. Henriques III
Kamera: Ben Seresin
Musik: Steve Jablonsky
Schnitt: Roger Barton • Thomas A. Muldoon • Joel Negron • Paul Rubell
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Bild: Paramount Pictures