Green Book - Eine besondere Freundschaft

Kinoplakat Green Book

Die Freundschaft zwischen einem rauflustigen Italiener und einem Afrikaner will in kleinen Schritten erarbeitet werden, als diese in den Vereinigten Staaten von Amerika auf die Reise gehen. Die Rollen sind mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali vielversprechend besetzt.

Auf den ersten Blick haben der Türsteher Tony und der Konzertpianist Don nicht viel gemein. Weil Tony den zweifelhaften Ruf genießt durchsetzungsfähig zu sein, bietet ihm Don einen Job als Chauffeur und persönlichen Diener an. Tony lehnt das Angebot zunächst dankend ab, doch als Don mit Tonys Frau telefoniert, akzeptiert Tony das Angebot mit der Änderung, dass seine Tätigkeit auf die des Fahrers beschränkt wird.
Unter diesen Voraussetzungen starten die unterschiedlichen Männer auf eine achtwöchige Konzerttournee durch den Süden der Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist im Jahr 1962 ein heikles Unterfangen, denn die Vorurteile gegenüber Farbigen sind groß. Das ist Don bewusst, weshalb er den schlagkräftigen Tony eingestellt hat. Und der muss seinen Boss mehr als einmal aus heiklen Situationen herausboxen.

Kritik

Der Film-Titel spielt auf das "The Negro Motorist Green Book" an, das eine Liste enthielt von Anlaufstellen, die Farbige bedienten, verköstigten oder übernachten ließen. Der Nachsatz "eine besondere Freundschaft" macht deutlich, dass der Film auf Erinnerungen basiert. Damit sind bereits wichtige Dinge gesagt: Die Handlung des Films greift die Entstehung einer Freundschaft zwischen einem weißen und einem schwarzen Amerikaner auf.

Die Gegensätze könnten anfangs kaum größer sein. Tony Vallelonga (Viggo Mortensen) ist der Nachfahre italienischer Einwanderer und sein Spitzname Tony Lip deutet an, dass er ein Großmaul ist. Er entstammt der Arbeiterklasse und verdient sein Geld mit ehrlicher, wenn auch meist handfester Arbeit. Seine Wutanfälle kann er nicht immer kontrollieren und wenn er zuschlägt, dann steht sein Gegner so schnell nicht mehr auf. Seine Situation schätzt er als beschissener als die der Schwarzen ein, weil ein Ausbrechen aus der Arbeiterklasse so gut wie unmöglich ist.

Doktor Don Shirley (Mahershala Ali) trägt mehrere Doktortitel, ist ausgebildeter Konzertpianist und spielt Klassik wie kein Zweiter. Trotzdem tourt er mit seinem Trio und spielt populäre Musik, weil die weißen Käufer keinen schwarzen Musiker akzeptieren, der ernste Musik spielt. Er hat das Problem, dass er von der schwarzen Bevölkerung wegen seiner Bildung und seines Berufes kaum akzeptiert wird. Und die Weißen sehen in ihm nur solange einen Künstler, wie er auf der Bühne steht. Ihre Toiletten darf er nach dem Auftritt nicht betreten und bekommt in dem Speisesaal für Weiße, in dem er auftreten soll, vor dem Konzert keinen Platz. Zudem grenzt ihn seine Homosexualität aus der Gesellschaft aus.

Diese zwei schwierigen Charaktere treffen im Film "Green Book – Eine besondere Freundschaft" aufeinander. Ein Fest für jeden Drehbuchautor also? Leider nein. Die Story ist bemüht die Erwartungen des Zuschauers bestmöglich zu erfüllen und setzt auf nahe liegendes Geschehen. Die Hauptdarsteller legen ihre Standpunkte sehr deutlich dar und bleiben ihnen treu, Veränderungen finden nur in Nuancen statt. Tony ist am guten Schluss ein wenig zugänglicher und Don etwas weniger reserviert. Die Zeit bis dahin sind beide fest stehende Charaktere.

Die Schauspieler verkörpern ihre Rollen gut. Wobei ihnen der Film ruhig mehr abverlangen dürfte. Mahershala Ali spielt durchgängig den distanzierten, depressiven Afroamerikaner. Er lässt durchscheinen, dass es hinter der Fassade des Bildungsbürgers tiefe Verletzungen gibt. An Viggo Mortensen sticht zunächst der Bauchumfang ins Auge. Der bis dato sehr schlanke Schauspieler hat für die Rolle seinen Körperumfang mehr als verdoppelt. Dann fällt die raue Schale auf, unter der ein guter Kern steckt. Tony gibt sich Mühe. Ein guter Ehemann zu sein, etwas bessere Umgangsformen zu erlernen und sauberer zu artikulieren. Die Ehefrauen sind typische Italienerinnen und stets bemüht jeden zu bewirten und jede Menge Essen zu kochen.

Die aufgegriffenen Probleme sind typisch für das Genre. Don muss in einer Absteige übernachten, wird in einer Bar verprügelt. Als man ihn im Schwimmbad beim Sex mit einem Mann erwischt, kommt es zur Verhaftung. Während einer Autopanne beobachtet er andere Farbige, die auf einem Feld arbeiten. In einem Bundesstaat gilt für Farbige eine nächtliche Ausgangssperre. Es steht die Frage im Raum, wer mehr benachteiligt ist? Die Arbeiterklasse oder die Schwarzen? Das ist jeweils so aufgezeigt, das ein missverstehen unmöglich ist. Ärgerlich, dass die Problematiken zusätzlich im Klartext ausgesprochen werden.

Fazit
Dem Film "Green Book - Eine besondere Freundschaft" fehlt es an Experimentierfreude und er bleibt inhaltlich flach. Er ist nicht schlecht, sondern auf die Dauer von 130 Minuten eintönig, wegen der vielen Wiederholungen. Er trägt Ansätze zur Komödie, jedoch wurde in der besuchten Vorstellung nicht gelacht. Was relativ zu sehen ist, denn es waren nur Filmkritiker anwesend.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Green Book
Land: USA
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 130
Genre: BiografieLGBTMusik
Verleih: Entertainment One
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 31.01.2019
Heimkino: 19.06.2019

Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly • Nick Vallelonga • Brian Currie

Schauspieler: Viggo Mortensen (Tony Lip) • Mahershala Ali (Dr. Don Shirley) • Linda Cardellini (Dolores) • Sebastian Maniscalco (Johnny Venere) • Dimiter D. Marinov (Oleg) • Mike Hatton (George) • P. J. Byrne (Record Exec) • Joe Cortese (Gio Loscudo) • Maggie Nixon (Copa Coat Check Girl) • Von Lewis (Bobby Rydell) • Jon Sortland (Rydell Band Leader) • Don Stark (Jules Podell)

Produktion: Peter Farrelly • Nick Vallelonga • Brian Currie • Jim Burke • Charles B. Wessler
Szenenbild: Tim Galvin
Kostümbild: Betsy Heimann
Maskenbild: Tarra D. Day
Kamera: Sean Porter
Musik: Kris Bowers
Schnitt: Patrick J. Don Vito

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Bild: Entertainment One

1 customer review

befriedigend
28.01.19
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