Das kalifornische Bakersfield ist eines dieser Nester, in denen niemand freiwillig leben möchte. Wer es muss, ist anfällig für Heilsversprechen. Der selbsternannte Erlöser ist nicht nur um das Seelenheil seiner Schäfchen besorgt. Und dann ist da noch die unbequeme Privatermittlerin Honey O'Donahue.
Honey ist der Vorname einer Privatermittlerin, die auf den ersten Blick so aussieht, als fiele es ihr schwer, im Straßenverkehr zu überleben. Doch das täuscht. Honey überlebt sogar in einer von Männern dominierten Welt. Sie zieht zwar deren Blicke auf sich – wem gelänge es, woanders hinzuschauen als auf Honey – doch sie hat mit Männern nicht viel im Sinn. Nur dann, wenn Honey eine attraktive Frau trifft, taut der Eispanzer, der ihr Herz umfängt.
Beruflich macht ihr die örtliche Polizei nichts vor. Honey hat den schärferen Verstand und den besseren Riecher fürs Verbrechen. Sie wurde kürzlich von einer jungen Frau angerufen, die sie nicht mehr treffen konnte, weil das Opfer verstarb. Die Ermittlungen bringen Honey auf die Spur einer seltsamen Glaubensgemeinschaft. Deren Anführer hält eigenwillige Predigten, propagiert die freie Liebe und handelt mit Drogen. Die freie Liebe praktiziert er oft und gern, setzt sich dabei selbstverliebt in Szene. Den Drogenhandel überlässt er seinen minderbemittelten Helfern. Und das ist ein Fehler, denn die Trottel richten zu viel Schaden an.
Kritik
"Honey Don't!" überrascht mit einem echten Vorspann. Das ist eine Erwähnung wert, weil nur selten im Kino zu sehen. Die Fahrt durch eine heruntergekommene Kleinstadt führt ins Thema ein und präsentiert die Namen der Mitwirkenden etwa zwischen Werbung auf einer staubigen Mauer. Dann folgen die Femme fatales, die dem weichen Dorfpolizisten haushoch überlegen sind. Die Spurensuche schlägt Haken und der Stil wechselt von den 1940er Jahren bis in die Jetztzeit. Die Mode ist der Vergangenheit entliehen, moderne Smartphones hingegen nicht.
Im Mittelpunkt steht Margaret Qualley als Honey O'Donahue, die die Kamera bestmöglich in Szene setzt. Chris Evans, der in Filmen gern halb nackt auftritt, nutzt die Gunst der Stunde und lässt die Hüllen bis auf einen Jockstrap fallen. Die Rolle des windigen Predigers spielt er nett.
Im Finale wird der Fall nicht restlos aufgeklärt, es bleiben Fragen offen. Das ist zu verschmerzen, denn der Schwerpunkt liegt hier nicht auf dem Krimi, sondern auf der Darstellung, dem in Szene setzen von Frauen, die mal mehr und mal weniger bekleidet baden oder lesbischen Sex genießen. Autos – besser gesagt Straßenkreuzer – scheinen nur für den Film gebaut worden zu sein.
Fazit
"Honey Don't!" ist ein gewollter B-Movie. Das ist nicht in jeder Hinsicht gleich gut gelungen, was den Gesamteindruck nur wenig trübt. Am besten brachte es Kollege Stefan auf den Punkt: Der Film ist Liebe zum Kino.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 90
Genre: Krimi • LGBT
Stichwort: lesbisch
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 11.09.2025
Regie: Ethan Coen
Drehbuch: Ethan Coen • Tricia Cooke
Schauspieler: Margaret Qualley (Honey O'Donahue) • Aubrey Plaza (MG Falcone) • Chris Evans (Reverend Drew Devlin) • Lera Abova (Chère) • Jacnier (Hector) • Gabby Beans (Spider) • Talia Ryder (Corinne) • Charlie Day (Marty Metakawitch) • Kristen Connolly (Heidi O'Donahue) • Josh Pafchek (Shuggie) • Don Swayze (Gary) • Lena Hall (Elle)
Produktion: Tim Bevan • Ethan Coen • Tricia Cooke • Eric Fellner • Robert Graf
Szenenbild: Stefan Dechant
Kostümbild: Peggy Schnitzer
Maskenbild: Julie Callihan • Sasha Camacho • Megan Daum • Tarra D. Day • Linda D. Flowers • Jerrad Gray • Carmen L. Jones
Kamera: Ari Wegner
Musik: Carter Burwell
Schnitt: Tricia Cooke • Emily Denker
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