Ich war noch niemals in New York

Kinoplakat Ich war noch niemals in New York

Die filmische Umsetzung des gleichnamigen Musicals, das zweiundzwanzig Lieder von Udo Jürgens zu einer Geschichte zusammenfasst. Im Mittelpunkt steht eine unfreiwillige Schiffsreise, die in mehreren Beziehungen endet. Der Weg dahin ist von schwerem Wellengang geplagt.

"Ich war noch niemals in New York", das ist das letzte, woran sich Maria erinnern kann. Dass sie auf den Kopf gefallen ist, weiß sie nicht mehr und ist von dem Gedanken derart besessen, dass sie plötzlich an Bord eines Kreuzfahrtschiffes steht. Von dort wollen sie ihre Tochter, die Moderatorin Lisa und der Visagist Fred loseisen. Doch ehe sie das schaffen, legt das Schiff ab. Die blinden Passagiere treten nun eine Reise der Sehnsucht an, die New York als Ziel des unbestimmten Sehnens nimmt. Auf dem offenen Meer beginnen die Herzen füreinander zu schlagen. Maria findet an dem Eintänzer Otto gefallen. Fred verliert sein Herz an den griechischen Zauberer Costa und Lisa findet an dem trockenen Kopfmenschen Axel gefallen.

Kritik

Der Film "Ich war noch niemals in New York" macht es dem Zuschauer nicht leicht. Zum Auftakt gibt Heike Makatsch eine überkandidelte Moderatorin, die jeden in ihrer Nähe an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt. Die Mitarbeiter im Fernsehstudio sind ein kopfloser Haufen (so wie man sich Fernsehen vorstellt). Die Quote der Show ist im Keller (ist ja immer lustig) und der Maskenbildner ist stockschwul. Erst an Bord bessert sich die Lage relativ gesehen.

Was folgt, ist eine Verneigung vor den großen Hollywoodfilmen der alten Schule. Eine Handlung mit viel Gesang, Tanz und großen Gefühlen sollte es werden. Leider ergibt das Vorhaben etwas Ähnliches zu machen wie die Vorbilder nicht automatisch einen großen Film. Die Darsteller kommen mit dem Playback in den meisten Fällen nur schlecht zurecht und die Mundbewegungen passen nicht zum Gesang. Wobei keiner der Darsteller das Talent zum großen Musicalstar mitbringt. Am besten schlägt sich Uwe Ochsenknecht, der sich bereits einen Namen als Sänger gemacht hat. Bei den restlichen SängerInnen kommt der Gedanke auf, dieses Lied schon einmal ausdrucksvoller oder stimmiger gehört zu haben. Zudem sind die Lieder nur fallweise sinnvoll in die Handlung eingefügt; bei Liedern wie "Aber bitte mit Sahne" stellt sich der Zusammenhang zwischen Einchecken an Bord und Liedtext nicht ein. Ähnliches gilt für die kaum überzeugenden Tanznummern. Beispielsweise gibt es Formationstänze zu sehen, bei denen die Gruppe nicht synchron tanzt.

Die Handlung ist stark klischeehaft und holperig. Schauspielerischen Ausdruck vernachlässigt der Film zugunsten von Gesang und Tanz. Was dem Ganzen keinen Abbruch tut. Der Humor wiederverwendet Witze aus der großen Hollywood-Ära bis hin zu deutschen Film-Klamotten. Da ist es lustig, dass Otto sich nicht mehr tief bücken kann, wegen seines Rückenleidens und es gibt lustige Dialekte zu hören. Das Szenenbild sieht durchgängig nach Studioaufnahme aus. Ob das Absicht ist oder mangelndes Budget vermag ich nicht zu beurteilen.

Die Zielgruppe des Films zu benennen ist schwierig. Die Gay-Community wird ebenso offen hofiert, wie die Besucher von Tanztees. Für die Songs von Udo Jürgens ins Kino zu gehen lohnt nicht, weil die nachgesungenen Lieder den Originalen nachstehen. Die Tanznummern reißen nicht mit und die Handlung ist nur lose umrissen.

Kurz habe ich mich gefragt, ob der Film vielleicht eine Parodie auf das in Deutschland beliebte Traumschiff sein soll? Wenn Costas vom griechischen Wein singt und das Lied in einen schwulen Kontext stellt, dann will der Film wahrscheinlich nicht andeuten, die Griechen hätten die Homosexualität erfunden. Es wäre ein gelungener Streich, dem deutschen Publikum diesen Humor unterzuschieben. Aber ach, der Film nimmt sich selbst ernst.

Fazit
Ich habe mich im Kino nicht fremdgeschämt für den Film. Aber nach dem Sehen war ich erstaunt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Land: Deutschland
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 128
Genre: DramaKomödieMusikRomantik
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 17.10.2019
Heimkino: 26.03.2020

Regie: Philipp Stölzl
Drehbuch: Gabriel Barylli • Jan Berger • Alexander Dydyna • Udo Jürgens • Christian Struppeck

Schauspieler: Heike Makatsch (Lisa Wartberg) • Moritz Bleibtreu (Axel Staudach) • Katharina Thalbach (Maria Wartberg) • Uwe Ochsenknecht (Eintänzer Otto) • Stefan Kurt (Kapitän) • Pasquale Aleardi (Bordzauberer Costa) • Michael Ostrowski (Fred, der Maskenbildner) • Judith Neumann (Polly) • Nino Porzio (Seemann Italienischer Koch) • Michael Aston (Joshua) • Dennis Vehlen (Schiffskoch Smutje) • Nikita Vasilchenko (Steward) • Marlon Schramm (lorian Staudach) • Katja Sallay (Stewardess Jessica) • Alban Kryeziu (Seemann 2)

Produktion: Christoph Müller • Sebastian Werninger • Regina Ziegler
Szenenbild: Matthias Müsse
Kostümbild: Nora Kühnel Bates • Thomas Oláh
Maskenbild: Nina Goyert • Nadia Homri • Jan Kempkens-Odemski • Vanessa Schneider • Gerhard Zeiss
Kamera: Thomas W. Kiennast
Musik: Christoph Israel • Udo Jürgens
Schnitt: Sven Budelmann

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

ausreichend
08.10.19
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