Im weißen Rössl - Wehe du singst!

Kinoplakat Im weißen Rössl

Verdammt! Jetzt geht mir diese Melodie nicht mehr aus dem Sinn. Das ist wie, wenn man morgens aufwacht und einen Schlager im Radio hört. Doch erkläre mal jemanden, dass du gerade die Rössl-Melodie summen. Völlig bekloppt. Oder etwa nicht? Die neue Verfilmung, in der Tradition die Moderne küsst, hätte gut in den Sommer gepasst. Kann aber auch im trüben Herbst die Stimmung aufhellen.

Im Weißen Rössl am Wolfgangs See - da ist in meiner Erinnerung die Spießigkeit zu Hause. Doch jetzt ist Salzkammergut 2.0 angesagt. Und das beginnt auffällig unkomisch. Ottilie Giesecke (Diana Amft) bekommt von ihrem Freund nicht den lang ersehnten Heiratsantrag, sondern die Kündigung der Beziehung. Da passt es ihr gar nicht in den Kram, dass ihr Vater sie zu einem Kurzurlaub im Salzkammergut überreden will. Stress in der Beziehung. Stress im Büro. Ottilie ist halt eine moderne Frau. Doch der letzte Wunsch der verstorbenen Mutter, die ihre Asche ebendort verstreut wissen möchte, zählt mehr.

Vater und Tochter brechen auf - und Ottilie traut ihren Augen bald nicht mehr. Nicht nur, dass die Sonne immer scheint und das Rössl mit seiner lila Fassade an eine bekannte Schokolade erinnert und zum Empfang ein Fernseh-Ballett auftritt … nein, hier wartet die Liebe auch auf Ottilie. Und die kommt in Gestalt des entschlossenen Verehrers Dr. Otto Siedler (Tobias Licht) daher. Das schneidige Mannsbild hat sich auf der Stelle in Fräulein Ottilie verliebt und buhlt um sie. Ebenso wie der Oberkellner Leopold um das Herz seiner Chefin wirbt. Doch die hartherzige Rössl-Wirtin Josepha (Edita Malovcic) wittert nur Erbschleicherei und trampelt auf dem Joseph seinem Herzen herum. Doch dann werden die Augen geöffnet und auch die verschlossenen Herzen geöffnet …

Kritik

Zu mäkeln gibt es wenig. Die Eröffnungsszene etwa fällt arg unwitzig aus und lässt Böses ahnen. Doch das bessert sich auf Dauer. Je mehr Salzkammergut, desto mehr Witz. Bei den Singszenen sitzt nicht immer jede Note perfekt. Dann sprechen nicht alle angeblichen Österreicher einen entsprechenden Dialekt. Diana Amft ist nicht eben die Traumbesetzung der weiblichen Hauptrolle; geht allerdings in Ordnung. Wieso sie ein Berliner-Fräulein ist und ihr Papa aus dem Ruhrpott stammt, verstehe ich nicht so ganz. Leider wirkt die Liebelei zwischen Wirtin und Oberkellner nicht ganz ausgegoren. Und die Handlung verläuft sich zusehends. Wirklich schade ist, dass der Film sich nur halb traut. Anstatt wirklich richtig kitschig zu werden, verlässt die Handlung zwischenzeitlich der Mut, man setzt auf Klamauk und es macht den Eindruck, dass hier mehr möglich wäre.

Trotz aller Kritik ist die modernisierte Fassung des Singspiels, das seine Uraufführung bereits im Jahr 1930 erlebte, jedoch eine launige Neuinterpretation. Mit Mut zu Plüsch und Schlagerkitsch bietet der Film eine Verbeugung vor den 1970. Jahren; inklusive einer Erinnerung daran, dass man damals im fernen Indien Erleuchtung suchte. Zudem gefallen die frischen Ideen. Etwa, wenn der Leopold seine Männlichkeit entdeckt und die Josepha auf die Knie zwingt. Deren Rolle ist mit Edita Malovcic absichtlich gegen den Strich besetzt. Wenn dann Schuhplatteln als Kampfsport eingesetzt wird und Leopold erklärt, dass im Duett zu singen, im übertragenen Sinn bedeutet Sex zu haben, dann kann man sich ein breites Grinsen nicht mehr verkneifen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: DeutschlandÖsterreich
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 97
Genre: HeimatKomödieMusikRomantik
Verleih: Senator Film Verleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 07.11.2013
Heimkino: 11.04.2014

Regie: Christian Theede
Drehbuch: Jan Berger

Schauspieler: Diana Amft (Ottilie Giesecke) • Tobias Licht (Dr. Otto Siedler) • Fritz Karl (Leopold Brandmeyer) • Edita Malovcic (Josepha Vogelhuber) • Gregor Bloéb (Sigismund Sülzheimer) • Armin Rohde (Wilhelm Giesecke) • Julia Cencig (Clärchen Bachhuber) • Gitta Schweighöfer (Chefin) • Aykut Kayacik (Chefkoch) • Anja Knauer (Xenia) • Ben Ruedinger (Nobbe) • Jana Reinermann (Nikki)

Produktion: Stefan Wieduwilt • Prof. Regina Ziegler • Klaus Graf
Szenenbild: Isidor Wimmer
Kostümbild: Monika Buttinger
Maskenbild: Astrid Mariaschk
Kamera: Stephan Schuh
Ton: Dirk Homann
Musik: Dominik Giesriegl • Martin Gellner • Werner Stranka • Eric Babak
Schnitt: Martin Rahner

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Bild: Senator Film Verleih

1 customer review

befriedigend
07.11.13
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