Miss Sixty

Kinoplakat Miss Sixty

Tja, das hat frau nun davon. In Ehre gealtert, alles für die Karriere geopfert und als Dank wird frau rausgeschmissen. Muss einsehen, dass frau sich kein anderes Leben als die Karriere aufgebaut hat und nun angeschmiert ist. Natürlich hat das nichts mit der Tatsache zu tun, dass frau mehr als stutenbissig ist. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Und dann läuft einem noch dieser blöde, alte Sack über den Weg …

Miss Sixty ist nicht, wie es der Filmtitel zunächst vermuten lässt, in der Zeit stehen geblieben, sondern eine Frau, die eben ihren 60. Geburtstag feiert. Und der hält für Luise Jansen (Iris Berben) eine herbe Überraschung bereit. Man setzt sie mit blumigen Worten vor die Tür. Was tun? Daheim wartet die fürsorgliche und dennoch anstrengende Mutter (Carmen-Maja Antoni). Doch bevor es zur nächsten Begegnung des unzertrennlichen Mutter-Tochter-Gespanns kommt, begegnet Luise im Park Frans (Edgar Selge). Den hat gerade die Hexe geschossen und seine junge Assistentin hat ihm den Kopf verdreht. Zwischen Frans und Luise ist es Hassliebe auf den ersten Blick. Er findet sie zu alt, weil er es sein eigenes Alter nicht akzeptieren will. Sie wiederum findet an dem Kotzbrocken zu viele Reibungspunkte, um sie hier aufzuzählen.

Doch das Schicksal will es anders. Da Luise trotz vorgerücktem Alter noch die biologische Uhr ticken hört, fasst sie den Entschluss, mit 60 noch ein Kind zu kriegen. Rein biologisch wäre das machbar. Eingefrorene Eizellen hält ihr ehemaliger Arbeitgeber bereit und Samenspender gibt es zur Genüge. Doch ihr Wunschkandidat ist ausgerechnet der Sohn von Frans. So kommen die Zwei wieder zusammen und erkennen allmählich, dass eine Beziehung vielleicht möglich wäre, wenn der eine die Macken des anderen akzeptiert.

Kritik

Wer sich im Leben nur eine Karriere aufgebaut hat und kein soziales Netz, der steht irgendwann dumm da. Ärgerlich auch, wenn Mann denkt, man könne dem eigenen Alter ein Schnippchen schlagen, indem Mann sich eine junge Geliebte sucht. Der Film "Miss Sixty" rückt diese Themen in den Fokus: Luise will nicht akzeptieren, dass einige Züge für eine Frau mit 60 vielleicht doch abgefahren sind. Weiterhin fällt es ihr schwer einzusehen, dass sie für ihre Karriere Beziehung und Familie vernachlässigt hat. Frans will sein Alter nicht akzeptieren und klammert sich an den Glauben, dass die Affäre mit einer Frau, die jung genug ist, um seine Tochter zu sein, ihn auch wieder jung macht. Der dritte Themenstrang ist der Kampf der Geschlechter, der wiederholt in Wortgefechten ausgetragen wird.

Hinsichtlich der Themenwahl greift "Miss Sixty" einige ernste Themen auf und ist eine Komödie mit ernsten Untertönen. Das ist zu begrüßen - im Gegensatz zu dem Umstand, dass der Humor nur bedingt zündet. So begeistert das hölzerne Spiel der Darsteller kaum. Zudem reden sie zu oft Situationen herbei anstatt sie zu spielen. Weiterhin macht die Handlung nicht den Eindruck von beobachtetem Leben, sondern von ausgedachtem Leben. So bleibt vieles kopfig und es fehlt an Geschmeidigkeit. Beispielsweise erwachen Dialoge zu oft nicht zum Leben, sondern muten wie vom Papier gelesen an.

Als nicht ganz rund empfinde ich die Verwandlungen. So erlebt Luise eine Wendung, die aus der Kotzbrockin eine sympathische Frau macht. Bei Frans hingegen fällt die Verwandlung zu klein aus, um aus dem Stinkstiefel einen sympathischen Mann zu machen. Das kann gewollt sein, weil die Gewichtung auf der weiblichen Rolle liegt. Nur rund ist das Ergebnis nicht.

Außerdem fällt die Ausschmückung der Nebenhandlungen eigenartig aus. So lebt Frans mit seinem Sohn unter einem Dach. Doch die sich daraus ergebenden Konflikte und Möglichkeiten werden fast gar nicht genutzt. Weiterhin werde ich aus der Männerfreundschaft zwischen Frans und Dieter (Michael Gwisdek) nicht schlau. Dieter nimmt kein Blatt vor den Mund und übt Kritik; an Dieter sowie an der Gesellschaft. Derart zeigt der Film eine andere Seite von Frans; gleichzeitig ist der Handlungsstrang nur halbherzig ausgebaut.

Fazit
An "Miss Sixty" ist mir vieles zu halbgar. Im schwerwiegendsten Fall stimmen die Entwicklungen der Rollen nicht; im halb so wilden Fall bleiben die Beziehungen der Personen untereinander unklar oder die Aussagen unscharf.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Deutschland
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 98
Genre: Komödie
Verleih: Senator Film Verleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 24.04.2014
Heimkino: 07.11.2014

Regie: Sigrid Hoerner
Drehbuch: Jane Ainscough

Schauspieler: Iris Berben (Luise Jansen) • Edgar Selge (Frans Winther) • Carmen-Maja Antoni (Doris Jansen) • Björn von der Wellen (Max Winther) • Jördis Richter (Romy von Cramm) • Christoph Franken (Jon Schmidt) • Götz Schubert (Prof. Bernhard Minsk) • Kirsten Block (Marlies Heffner) • Michael Gwisdek (Dieter Düncker) • Liliane Amuat (Sylvie Pasche) • Jonathan Neo Völk (Dennis Minsk) • Max Wolter (Rudolf)

Produktion: Corinna Eich • Sigrid Hoerner • Helge Sasse
Szenenbild: Thorsten Sabel
Kostümbild: Ute Paffendorf
Maskenbild: Hannah Fischleder
Kamera: Matthias Fleischer
Musik: Max Knoth
Schnitt: Mona Bräuer

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Bild: Senator Film Verleih

1 customer review

ausreichend
24.04.14
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