Kleinruppin Forever

Kinoplakat Kleinruppin Forever

Tennis-Profi Tim lebt im goldenen Westen. Nach einem Klassenausflug in den real existierenden Sozialismus sitzt er in der DDR fest. Für den aufmüpfigen Jugendlichen Zeit, sich ein paar Hörner abzustoßen.

Die Welle der Ostalgie ist gerade abgeebbt, da kommt verspätet ein ausgesprochen ostalgischer Film. Durch ein Missgeschick werden die Zwillinge Tim und Ronnie (beide Tobias Schenke) noch im Säuglingsalter getrennt. Während Tim im goldenen Westen bei reichen Pflegeeltern aufwächst, nimmt in der DDR Erwin (Michael Gwisdek) Ronnie unter seine Fittiche.

Jahre später hat im Westen der arrogante Tim sein Flugticket für die USA bereits in der Tasche, aber der Schulausflug nach Kleinruppin macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Unvermittelt begegnet er seinem Zwillingsbruder Ronnie. Der nutzt die Gelegenheit, schlägt ihn nieder und fährt an dessen Stelle zurück in den Westen. Jetzt muss der aufmüpfige Tim sich als Ronnie im Alltag der Deutschen Demokratischen Republik zurechtfinden. Dort herrscht ein vollkommen anderes Klima, als er es gewohnt ist. Seine Fluchtversuche schlagen allesamt fehl - es bleibt ihm nur noch eine Möglichkeit: Mit der Schwimm-Mannschaft nach drüben machen. Das ist leichter gesagt als getan, denn Ronnie ist in der DDR kein unbeschriebenes Blatt. Zudem verliebt er sich.

Kritik

Die Idee der Zwillings-Komponente ist nicht zwangsläufig originell, tut dem Film auch keinen Abbruch. Anders als bei Erich Kästners doppeltem Lottchen etwa, findet der Tausch nicht freiwillig statt. Schon holperiger ist das Aussparen der halben Geschichte. Von Ronnie als Tim erfahre ich nicht viel. Anscheinend schöpfen die Eltern im Westen keinen Verdacht, weshalb dieser Teil der Story auch nicht erzählt wird. Damit wird Konfliktstoff verschenkt, denn im Westen herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Ganz anders hingegen Ostler Erwin. Der merkt, dass etwas faul ist, macht aber gute Miene zum Spiel und füttert den Kuckuck durch.

Wiederum gelungen ist die filmische Umsetzung der Gegensätze. Turbulent, bunte Bilder im Westen und melancholisch, farbarme Aufnahmen der DDR. Großen Wert legt die Produktion dabei auf Details, die unaufdringlich in der Handlung mitschwingen. Jana will ihren Freund heiraten, um eine Wohnung zu bekommen. Aus dem VEB verschwinden Schachcomputer, am Baggersee gibt's FKK und bei den heimlichen Bandproben fällt regelmäßig der Strom aus. Weniger glaubwürdig verläuft Tims Begegnung mit der Küstenwache oder Erwins Kungelei mit der Stasi. Anscheinend sollen diese Themenbereiche nicht ausgespart bleiben - was wiederum in die insgesamt etwas unrunde Erzählweise passt. So zeigt die melancholische Stimmung deutlich, das Leben im Osten war das bessere. Eine klare Begründung seiner Sichtweise bleibt der Film jedoch schuldig.

Tobias Schenke in einer Doppelrolle auftreten zu lassen, liegt insofern nahe, als der Schauspieler in der DDR geboren ist. Im Zusammenspiel mit den anderen Darstellern, liefert er allerdings die schwächste Leistung ab. Wesentlich überzeugender agiert Anna Brüggemann als Eva des Ostens. Wahrscheinlich hinterlässt der Film, durch die Augen eines Ostdeutschen gesehen, einen ganz anderen Eindruck. Als Westdeutscher finde ich die Bilder stilistisch schön, wobei mir die klare Richtung und Biss fehlen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Deutschland
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 103
Genre: KomödieRomantik
Verleih: Senator Film Verleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 09.09.2004
Heimkino: 11.04.2005

Regie: Carsten Fiebeler
Drehbuch: Peer Klehmet • Sebastian Wehlings

Schauspieler: Tobias Schenke (Tim / Ronny) • Anna Brüggemann (Jana) • Michael Gwisdek (Erwin Panzer) • Tino Mewes (René) • Tobias Kasimirowicz (Mathieu) • Toni Snétberger (Niklas) • Sebastian Kroehnert (Max) • Uwe Kockisch (Vater Winter) • Heike Jonca (Mutter Winter) • Michael Kind (Koslowski) • Nils Nelleßen (Müller) • Alexander Hörbe (Schwimmtrainer) • Florian Panzner (Heiko Koslowski)

Produktion: Dirk Beinhold
Szenenbild: Björn Nowak
Kostümbild: Aenne Plaumann
Kamera: Bernhard Jasper
Musik: Norman Nitzsche • Masha Qrella
Schnitt: Antje Zynga

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Bild: Senator Film Verleih

1 customer review

ausreichend
09.09.04
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