Die Innenschau einer gequälten Seele ist der erste Langfilm der argentinischen Regisseurin Ana Piterbarg. Er zeigt Viggo Mortensen in der Rolle eines Mannes, der an der Flucht vor dem eigenen Leben scheitert.

Agustin und Pedro (Viggo Mortensen) sind Zwillingsbrüder und dennoch sehr unterschiedlich. Während Pedro als Imker und Kleinkrimineller im Tigre Delta lebt, hat es sein Bruder Agustin in Buenos Aires zu etwas gebracht. Er arbeitet als Kinderarzt und steht kurz davor mit seiner Lebensgefährtin Claudia (Soledad Villamil) ein Baby zu adoptieren. Doch im letzten Moment verweigert er sich der Adoption sowie dem klärenden Gespräch. Als überraschend Pedro vor seiner Tür steht, sieht Agustin eine Chance gekommen. Er leistet dem todkranken Bruder Sterbehilfe und schlüpft in dessen Identität. Er geht nach Tigre und versucht dort als Pedro zu leben. Doch das Erbe hat seine Tücken.

Kritik

Der Film "Jeder hat seinen Plan" ist eine sperrige Innenschau. Und so, wie es uns selten gelingt, in einen anderen Menschen hineinzusehen, so bleibt der Film unbestimmt. Seine Handschrift ist narkotisierend, die Bilder bleischwer und die Handlung niederdrückend. Das Leben der Menschen im Delta ist karg. Jeder hält sich so gerade über Wasser, möchte fliehen, doch hat die Aussichtslosigkeit auf eine bessere Zukunft akzeptiert. Gesprochen wird nur das Notwendigste und über die Motivationen der Personen kann der Zuschauer vieles vermuten - im Klartext wird nichts gesagt. Nebensätze deuten an. Mehr nicht. Dem Zuschauer muss es gefallen, dass der Film das Diffuse zum Stil macht.

Agustin läuft vor seinem Leben davon - doch was er hinter sich lassen möchte, erklärt sich mir nicht. Er kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück. Glücklich scheint auch die nicht gewesen zu sein. Sie bleibt im Nebel. Ebenso schleierhaft verharren die restlichen Personen des Films. Agustins Lebensgefährtin Claudia durchschaut seinen Plan - ist tief verletzt und entschwindet. Rosa, Pedros Freundin, realisiert, dass Agustin sich als Pedro ausgibt, dennoch geht sie auf das seltsame Spiel ein; setzt die Partnerschaft fort. Spannung gewinnt die Handlung aus der Beziehung des seltsamen Gespanns trotzdem nicht. Und so geht es weiter. Selbst Pedros Kameraden und kleinkriminelle Mittäter spielen das seltsame Spiel mit. Und das läuft stilsicher auf ein bitteres Ende zu.

Stilbrüche erlaubt sich der Film nicht. Er beginnt und endet in bleierner Schwere. So wie das Wasser im Delta mal höher und mal niedriger steht, schwankt die Spannungskurve des Films nur. Das Meiste ist handwerklich sauber umgesetzt. Nur der Fokus der Erzählung geht zwischenzeitlich verloren. Während die Darsteller ihre Rollen durchweg gut spielen. Ob Mortensen auf Dauer das Husten vergisst, weiß ich nicht. Angesichts der kruden Handschrift kann es gewollt sein. Und selbst der Umstand, dass ich mich als Zuschauer nicht eingeladen fühle, sondern geduldet, passt zu diesem Film.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %

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Bild: 20th Century Fox