Lord of War - Händler des Todes

Kinoplakat Lord of War Händler des Todes

"Buy six, get one free!" Selbst beim Kauf von gebrauchten Panzern, kann man sparen. Wie der graue Markt ansonsten funktioniert, zeigt Nicolas Cage in seiner brillanten Rolle des eiskalten Zynikers. So bringt der Handel mit Waffen den besten Profit; zudem ist es ein Grundbedürfnis des Menschen andere Menschen zu töten. Ein Antikriegsfilm aus der Sicht eines Waffenschiebers.

Yuri Orlov (Nicolas Cage) ist Händler aus Leidenschaft. Stets gepflegt bis in die Haarspitzen, reist der Saubermann um die Welt und verkauft Waffen aller Art. Wenn einer seiner Kunden ihm vorwirft er verkaufe den Tod, dann korrigiert er lächelnd, er sei nur der Verkäufer. Selbst als ein Kunde in Yuris Gegenwart einen seiner Untergebenen erschießt, macht der Händler aus dem Schock einen Scherz. Frei nach dem Motto: Das können sie doch nicht machen, denn gebrauchte Waffen kann ich nicht mehr verkaufen!

Ein schlechtes Gewissen kennt er nicht. Er verkauft das Produkt, das sich am häufigsten verkauft. Und ist so gut darin, weil er sich am Erfolg freut. Kein Wunder also, dass er nach einem kurzen Ausflug in friedliche Gefilde, wieder zum Status quo zurückkehrt. Das Gegenteil von ihm ist Bruder Vitali (Jared Leto) das personifizierte schlechte Gewissen. Vitali würde weiterhin im Restaurant der Eltern schuften und auf ewig im Elendsviertel von New York leben. Auch kann er weder mit erzieltem Reichtum, noch mit Koks umgehen. Yuri zwingt ihn zwar zu Entzügen, doch ohne Erfolg. Vitali bleibt derjenige, der fürs Leben, oder zumindest fürs Geschäft zu weich ist. So kommt es, wie es kommen muss. Bei einem Deal verliert er die Nerven und sprengt einen Teil des Handelsguts in die Luft, während Yuri gerade mit Kennerblick die Diamanten prüft, die er für die Lieferung erhalten soll. Geschäft ist Geschäft: Nachdem Vitali erschossen wurde, nimmt Yuri seelenruhig wieder seinen Platz ein und führt den Deal zu Ende.

Doch der Tod des Bruders ist der Anfang des Abstiegs. Schon lange ist Yuri der Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) auf den Fersen. Doch stets kann der Gejagte entweder gefälschte Papiere vorweisen oder er zieht in letzter Sekunde den Kopf aus der Schlinge. Deshalb setzt Jack den Hebel bei Yuris Frau Ava Fontaine (Bridget Moynahan) an. Das Ex-Modell, stellt nicht viele Fragen, solange die Kasse stimmt und ihr Mann versichert, es gehe alles mit rechten Dingen zu. Doch Jack findet ihre Schwachstelle und bringt sie dazu die Nerven zu verlieren. So gelingt es Interpol mit ihrer Hilfe Yuri endlich dingfest zu machen, doch der hat mächtige Freunde, denen ein Waffenhändler seines Kalibers nur in Freiheit nutzt. Deshalb haben Interpol und die Gerechtigkeit das Nachsehen. Yuri entgeht seiner Strafe, hat dafür aber alles verloren, was ihm wichtig war.

Kritik

Bereits der Auftakt des Filmes gibt die Richtung klar vor. Die Kamera verfolgt die Herstellung einer Patrone in einer Fabrik. Zeigt ihren Weg über die Verpackung und Verschiffung, bis sie geladen wird und den Kopf eines Kindes durchschlägt. Damit sind die Grundsteine gelegt. "Lord of War – Händler des Todes" ist ein Antikriegsfilm der nicht Soldaten begleitet, sondern aus Sicht der Hintermänner erzählt. Das ergibt eine interessante, überaus sarkastische Story, die ihre klaren Stärken in der Bitterkeit findet. Zum Beispiel wenn Yuri scherzt, eine Kalaschnikow tue immer ihren Dienst. Und zudem sei sie so leicht zu bedienen, dass selbst Kinder damit klarkommen – und sie tun es. Dieser wirklich bittere Sarkasmus ist gelungen und durchzieht die Handlung wie ein roter Faden. Selbst das Ende trägt ihm Rechnung. Dabei weiß man als Zuschauer nicht so recht, ob man mit Yuri leiden soll oder ihn verurteilen?

Die Schwächen wiederum liegen darin, dass die Handlung wenig durchdacht ist. Als Beispiel sei Yuris Untergang genannt. Es gelingt ihm (wiederholt) Interpol abzuschütteln, aber seine Frau im verfolgenden Taxi zu übersehen. Das Vorhängeschloss am Container ist das Geburtsdatum des Sohnes ... In nur einer einzigen Szene deckt sie also Yuris sowie die eigenen Lebenslügen auf und lässt ihren Mann auffliegen, denn Interpol ist auch ihr gefolgt. Dadurch bekommt die Geschichte als solche (abgesehen vom Zynismus) den Beigeschmack von "zu einfach gelöst".

Auch formale Mängel trüben den Sehgenuss. So ist der Film mit guten zwei Stunden zu lang geraten. Die Rollen sind teils zu wenig ausgeformt. Nicolas Cage klar in den Mittelpunkt zu stellen, ist so gesehen richtig, weil er die Rolle mit Bravour spielt. Allerdings bleibt angesichts dessen fraglich, weshalb Ian Holm, ebenfalls ein guter Schauspieler, nur Kurzauftritte absolvieren darf. Die Rolle des Bruders wiederum bleibt ohne fassbare Aussage. Er ist eindeutig der Weichere. Doch weshalb ist er drogensüchtig, wenn der Handlungsstrang schlussendlich im Sande verläuft? Ähnlich ergeht es Bridget Moynahan als Ehefrau, die hauptsächlich dazu zu dienen scheint, ihren Mann auffliegen zu lassen.

Fazit
"Lord of War - Händler des Todes" ist ein kalkuliertes Pokerspiel, das in vielen Belangen überzeugt, doch nicht in allen Details. Unterm Strich wirkt die Handlung etwas zu kalkuliert und lässt den Zuschauer zu sehr auf Distanz.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Lord of War
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 122
Genre: DramaKrimi
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 16.02.2006
Heimkino: 08.08.2006

Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol

Schauspieler: Nicolas Cage (Yuri Orlov) • Bridget Moynahan (Ava Fontaine) • Ian Holm (Simeon Weisz) • Jared Leto (Vitaly Orlov) • Shake Tukhmanyan (Irina Orlov) • Jean-Pierre Nshanian (Anatoly Orlov) • Jared Burke (Gangster) • Eric Uys (Gangster) • David Shumbris (Gangster) • Stewart Morgan (Gangster) • Jasper Lenz (Gregor) • Stephen Gregor (Eli Kurtzman) • Kobus Marx (Boris) • Stephan De Abreu (Liev) • Jeremy Crutchley (Geschäftsmann)

Produktion: Nicolas Cage • Norman Golightly • Andreas Grosch • Andrew Niccol • Chris Roberts • Teri-Lin Robertson • Philippe Rousselet
Szenenbild: Jean Vincent Puzos
Kostümbild: Elisabetta Beraldo
Kamera: Amir Mokri
Ton: Dennis Rogers
Musik: Antonio Pinto
Schnitt: Zach Staenberg

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

gut
16.02.06
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