Der Kinderfilm greift Zeitloses auf: Umweltschutz und der Aufruf, selbst aktiv zu werden. Vermischt mit einer kleinen Liebesgeschichte und der Betonung, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist. Die Welt ist bunt und rund und aus Plastik und saubere Atemluft gibt es zu kaufen. Da stimmt doch etwas nicht.
Die Vorstellung in einer Stadt zu leben, die fast komplett aus hygienischem Kunststoff besteht, dürfte für fast jeden von uns ein Albtraum sein. Für die Bewohner von Thneedville ist dieser Traum wahr geworden und wegen vergessener Erinnerungen an bessere Zeiten schätzen die Bürger ihre pflegeleichte Stadt. Doch ein verliebter Junge wird die Mauern der Stadt im wahrsten Sinn des Wortes brechen, denn das Mädchen seiner Träume hat einen außergewöhnlichen Wunsch: Es möchte einen echten Baum! So geht der zwölfjährige Ted auf die Suche nach den verschwundenen Bäumen. Und seine Suche deckt nicht nur die traurige Geschichte auf, warum die Bäume verschwunden sind, sondern sie mündet in ein Abenteuer, denn es gibt jemanden, der verhindern will, dass die Bäume in die Stadt zurückkehren.
Kritik
Der Film basiert auf einem Kinderbuch von Dr. Seuss aus dem Jahr 1971. Er verbindet das Thema Umweltschutz mit der Aufforderung zu handeln. Zwei zeitlose Themen, die der Lorax nur zum Teil kindgerecht aufarbeitet. Kindgerecht ist die Konzentration auf wenige Figuren. Neben menschlichen Figuren treten Tiere in festgelegten Rollen auf. Manche sind böse und andere gut. Für große Zuschauer mag die Schwarz-Weiß-Zeichnung etwas einfach wirken, aber der Film zielt auf leichtes Verstehen. Dem Anspruch wird die insgesamt einfache Handlung gerecht, der auch kleine Kinder folgen können. Auch die bunte Farbpalette und viele Gesangsnummern tragen zur leichten Konsumierbarkeit bei.
Nicht ganz kindgerecht finde ich das hohe Tempo, das zumindest kleinen Kindern eine Verschnaufpause vorenthält. In Verbindung mit der Überspitzung kann es sogar anstrengend werden, denn der Film neigt zur Überfrachtung; bietet eine Gesangsnummer zu viel, die Farben kippen von Bonbon in Kitsch und die temporeiche Handlung wird zum krachend bunten Cartoon in 3D.
Darüber hinaus missfällt mir die Inszenierung der Hintergrundgeschichte. Ein junger Mann, der Once-ler, wird von seiner Familie als Verlierer verlacht und zieht hinaus in die Welt, um zu beweisen, dass er etwas kann. Mit dem Erfolg bekommt er von seiner Familie endlich Anerkennung. Dann schießt über das Ziel hinaus (nicht zuletzt getrieben durch seine Familie), steht am Ende als großer Umweltzerstörer da und wieder brandmarkt ihn die Familie. Wäre dies ein Film für Erwachsene, würde ich von der Aufarbeitung klassischer Familienstrukturen sprechen - doch für einen Kinderfilm finde ich die Thematik in ihrer Darstellung zu schroff.
Sicherlich eine Frage des eigenen Standpunktes und auch nur am Rand Gegenstand meiner Kritik ist der Humor. So finde ich es wenig lustig und pädagogisch nicht sonderlich gelungen, Menschen aufgrund körperlicher Merkmale zu verulken. Der Kleine ist von Komplexen geplagt, weil er klein ist und der Große wird als Bohnenstange beschimpft. Was ich zudem nicht verstehe, ist der Umstand, weshalb der Lorax in der deutschen Fassung mit einem seltsamen Dialekt spricht. Soll das komisch sein oder ist es sinnvoll?
Fazit
Was mir am "Lorax" fehlt ist das Herz. Anstelle einer warmherzigen Fassung bietet der Film eine temporeiche Achterbahnfahrt. Nach meinem Dafürhalten hätte eine Spur weniger dem Film insgesamt gutgetan. Die vielen Gesangsnummern und Verfolgungsjagden verleihen der Handlung Tempo und lassen gleichzeitig den Eindruck aufkommen, dass es den Autoren nicht leicht fiel, die Handlung eines Kinderbuches auf Spielfilmlänge auszubauen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: USA
Jahr: 2012
Laufzeit ca.: 89
Genre: 3D • Abenteuer • Animation • Familie • Komödie • Musik
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren
Kinostart: 19.07.2012
Heimkino: 22.11.2012
Regie: Chris Renaud
Drehbuch: Ken Daurio • Cinco Paul
Litervorlage: Theodor Seuss Geisel
Sprecher: Florian Halm (The Once-ler) • Jannik Schümann (Ted) • Yvonne Greitzke (Audrey) • Olaf Reichmann (Mr. O'Hare) • Britta Steffenhagen (Teds Mutter) • Barbara Adolph (Grammy Norma)
Produktion: Chris Meledandri • Janet Healy
Szenenbild: Yarrow Cheney
Musik: John Powell
Schnitt: Ken Schretzmann • Claire Dodgson • Steven Liu
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