Leibniz

Kinoplakat Leibniz

Einer verstorbenen Persönlichkeit eine Hommage zu widmen, ist das Brot-und-Butter-Geschäft der Filmindustrie. Edgar Reiz setzt dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716) ein Denkmal. Nicht in der Form einer filmischen Biografie, sondern als zeitlich stark eingegrenzte Betrachtung.

Im Jahr 1704 muss Königin Sophie Charlotte von Hannover auf die Anwesenheit ihres Lehrers Gottfried Wilhelm Leibniz verzichten, weil der in Hannover weilt und sie mit Kurfürst Friedrich III. verheiratet ist. Ein Bild des Meisters soll Charlotte trösten, denn mit dem wäre es möglich, Zwiesprache zu halten. Charlottes Mutter, die Kurfürstin Sophie von Hannover, lässt einen bekannten Hofmaler kommen, der sich schon bald mit Leibniz überwirft. An seine Stelle tritt die unbekannte niederländische Malerin Aaltje van de Meer, die großen Gefallen an den Gesprächen mit Leibniz findet. Sehr zum Erstaunen des Universalgelehrten. Die Stunden, in denen Leibniz portraitstehen soll, werden zu Lehrstunden.

Kritik

Laut Verleih haben Edgar Reiz und dessen Co-Autor Gert Heidenreich länger als zehn Jahre an unterschiedlichen Drehbüchern gearbeitet. Aus zwei Gründen wurde die Handlung abgeändert: Die Komplexität der Figur hätte den Rahmen eines Biopics gesprengt und es fehlten finanzielle Mittel. Letzteres ist dem Werk schmerzlich anzumerken. Es ist wie ein Kammerspiel aufgezogen, konzentriert auf einen Raum. Aber das führt nicht zu Dichte, sondern transportiert den Eindruck einer Notlösung. Auffällig ist, dass das Meisterwerk, an dem die junge Malerin arbeitet, entweder abgedeckt ist oder die Staffelei von der Rückseite gezeigt wird. Schade, dass auch hier gespart werden musste.
Die Konzentration auf wenige Rollen hat das Budget ebenfalls geschont. Barbara Sukowa und Lars Eidinger spielen leider nur Nebenrollen. Die meiste Leinwandzeit bekommt Edgar Selge als Gottfried Wilhelm Leibniz. Der ist sichtlich bemüht, das Genie zu verkörpern – doch es gelingt dem Schauspieler nicht, in den Dialogen zu überzeugen, denn zu sehr klingt das Gesagte bei Selge wie auswendig gelernter Text. Was bedauerlicherweise auch über Lars Eidinger zu sagen ist. In den grundsätzlich interessanten Wortgefechten antwortet und reagiert Eidinger viel zu schnell. Insgesamt hat das Drama im besten Fall einen Hauch von verfilmtem Theater und in schwachen Momenten ist es ein Fernsehfilm.
Auch einige handwerkliche Aspekte überzeugen nicht. Das Verhalten der Personen schwankt zwischen höflicher Etikette und Neuzeit. Mal schmeichelt Leibniz der Kurfürstin, dann begegnet er ihr kumpelhaft.
Es ist verständlich, dass der Film möglichst viele Ideen und Errungenschaften präsentieren möchte. Dass jedoch Leibniz' Schreiber verbal eine Liste der Erfindungen abarbeitet, ist keine gute Lösung.
Die Dialoge zwischen der jungen Malerin und dem Altmeister wissen eine Zeit lang zu gefallen. Doch auch dieser Gesichtspunkt verliert durch Selges Schauspiel. Zudem verwundert es, dass eine junge Malerin trotz ihres Alters ebenfalls ein Genie ist. Einen Menschen mit diesen philosophischen Gedankengängen, dieser Bildung, Reife und Lebenserfahrung gibt es wie oft? Und welch Zufall, dass diese Person ausgerechnet auf einen ihr ebenbürtigen Geistesverwandten trifft.

Fazit
Leider sind zwei Aspekte besonders auffällig: Hier spricht nicht der Universalgelehrte selbst, sondern jemand, der sich mit dessen Lehren beschäftigt hat. Und das ist ein feiner, gravierender Unterschied. Das Budget verlangte nach Lösungen, die der Film schlecht kaschiert. Die Regie arbeitet konservativ, um nicht zu sagen veraltet. Edgar Selge lebt seine Rolle zu wenig und spricht zu viele Texte herunter. Das angestrebte Meisterwerk ist "Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes" nicht geworden. Zu empfehlen ist es einem Publikum, das abgefilmtes Theater schätzt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Laufzeit ca.: 102
Genre: BiografieDrama

Verleih: Weltkino
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 16.09.2025

Regie: Edgar Reitz
Drehbuch: Gert Heidenreich • Edgar Reitz

Schauspieler: Edgar Selge (Gottfried Wilhelm Leibniz) • Aenne Schwarz (Aaltje van der Meer) • Lars Eidinger (Pierre-Albert Delalandre) • Barbara Sukowa (Kurfürstin Sophie von Hannover) • Antonia Bill (Königin Sophie Charlotte von Preußen) • Michael Kranz (Liebfried Cantor)

Produktion: Christian Reitz • Ingo Fliess
Szenenbild: Renate Schmaderer
Kostümbild: Esther Amuser
Maskenbild: Birger Laube
Kamera: Matthias Grunsky
Ton: Thorsten Bolzé
Musik: Henrik Ajax
Schnitt: Anja Pohl

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Bild: Weltkino

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