Enzo Ferrari

Kinoplakat Enzo Ferrari

Sein Name wird wohl auf alle Zeit mit den rassigsten Sportwagen der Welt verbunden sein, mit Namen wie "Dino" und "Testarossa": Enzo Ferrari. Schon als Kind träumte er von schnellen Autos, als junger Mann begann er mit der Verwirklichung dieses Traums, und im Laufe seines Lebens lehrte er alle Sportwagen-Firmen das Fürchten: die "Scuderia Ferrari" ist mit 13 Fahrer- und 13 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften das erfolgreichste Formel-1-Team aller Zeiten.

Der Film "Enzo Ferrari – Der Film" ist ein Film des italienischen Regisseurs Carlo Carlei, der bereits 2003 als Zweiteiler im italienischen Fernsehen gezeigt wurde. Aufgrund des immensen Erfolgs – der Film erzielte einen Zuschauerrekord auf Canale 5 und erhielt den Los-Angeles-Film-Award – beschloss Carlei, aus dem Zweiteiler einen Kinofilm zu machen.

Der Tag beginnt für den alten Enzo Ferrari (absolut überzeugend: Sergio Castellitto) jeden Morgen mit demselben Ritual: er besucht zunächst das Mausoleum auf dem Friedhof, in dem seine Frau begraben liegt, und legt dort Blumen nieder. Anschließend macht er sich, wie seit Jahrzehnten, auf den Weg in sein Büro.
An diesem speziellen Tag erwartet ihn dort ein junger Mann (undurchsichtiger Schreiberling: Ed Stoppard), ein Journalist, dem er ein Interview versprochen hat. Ganz gegen seine Gewohnheit übrigens, denn Enzo Ferrari gibt schon lange keine Interviews mehr, zu oft haben ihn die Presseleute, die Reporter, die Journalisten, zu tief verletzt, schlecht gemacht, und bösartig angegriffen. Als der junge Mann einen Kassettenrekorder auf den Tisch stellt, besteht Ferrari darauf, dass das Interview ohne den gemacht wird. Also zückt der junge Journalist Papier und Stift. Und Enzo Ferrari erinnert sich.

Er wurde 1998 in einem Bergdorf in der Emilia Romagna geboren. Sein Vater besaß einige Schlossereibetriebe, seine Mutter war Bäuerin. Er hatte einen älteren Bruder, den der Vater ihm meistens vorzog, und einen weiteren Bruder, der im Krieg starb. Mit ungefähr 7 Jahren sieht er zum ersten Mal ein Autorennen, das durch ein benachbartes Dorf führt. Den Kleinen faszinieren die unförmigen, holprigen Gefährte mit den meistens recht alten Fahrern. Sie tragen alle enge Lederhauben und große dunkle Brillen, und haben überwiegend einen großen Schnurrbart. Klein-Enzo tüftelt so lange herum, bis er schließlich seinen ersten "Ferrari" zustande bringt: ein knallrotes Brett mit vier Rädern, einer Lenkung, mit der per Seil die Vorderräder bewegt werden können, und das Wichtigste: in großen schwarzen Buchstaben malt er Ferrari darauf. Bereits das erste Rennen, das Enzo mit diesem "Rennwagen" austrägt gewinnt er haushoch.

Mit seinem Vater verstand sich Enzo nicht besonders, aber trotzdem macht er nach seiner Schulausbildung ab 1914 bei seinem Vater eine Ausbildung als Schlosser. Gerade waren Verbrennungsmotoren in Mode gekommen, und Enzo war begeistert davon. Er bastelt und tüftelt damit herum, macht mit den Wagen das, was man heute vermutlich als "Tuning" bezeichnen würde. Er fährt mit seinen "getunten" Wagen Rennen, die er mal gewinnt, aber auch mal verliert. Bei einem seiner ersten Siege bekam er übrigens einen Wimpel geschenkt, auf dem ein schwarzes springendes Pferd abgebildet war: Es sollte später zum Markenzeichen von Ferrari werden!

Schließlich wird ihm die Werkstatt seines Vaters zu klein und er versucht bei Fiat in Turin eine Anstellung als Werkfahrer zu bekommen. Aber dort weist man ihn überheblich ab. Als er zu den arroganten Herren Direktoren sagt: "Mein Name ist Enzo Ferrari, und den sollten Sie sich merken", lachen sie nur über den Spinner. Aber Enzo Ferrari hat einen Traum, und den will er verwirklichen, koste es, was es wolle. Auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem Freund Beppo Sicci (absolut treu ergeben: Pierfrancesco Favino), stößt er in einem Café mit einer sehr hübschen jungen Frau (Christina Moglia) zusammen. Sie übergießt ihn versehentlich mit heißer Schokolade, und Ferrari fordert charmant als Wiedergutmachung ein Treffen. Die attraktive junge Dame heißt Laura und wird kurz darauf Ferraris Frau.

Inzwischen ist es Ferrari möglich geworden, ein eigenes Fahrzeug zu bauen. Er vervollkommnet seinen Fahrstil, lässt sich von jungen Fahrern wie Nuvolari, der vom Motorradrennen her kommt, inspirieren, und beginnt allmählich aber sicher die Karriereleiter hinaufzuklettern. Über eine Anstellung als Testfahrer und Werksleiter bei CMN – Construzioni Meccaniche Nazionale, landet er beim renommierten Rennstall Alfa Romeo. In den 47 Rennen, die Ferrari für Alfa Romeo fährt, holt er über ein Dutzend Siege und ist erfolgreichster Newcomer unter den italienischen Fahrern. Doch Laura, die er innig liebt, kann diese ständige Angst um das Leben ihres Mannes nicht ertragen. Ihr zuliebe gibt Ferrari es schließlich auf, selbst hinter dem Steuer der Wagen zu sitzen.

1929 gründet er in Modena seinen eigenen Rennstall, die "Scuderia Ferrari", fährt aber weiterhin mit Fahrzeugen von Alfa Romeo die Rennen. Bis 1939 ist Ferrari dann stellvertretender Leiter des Alfa Romeo Teams. Als er diese Zusammenarbeit beendet, wird die "Scuderia Ferrari" ein unabhängiger Rennstall. Jetzt hat Enzo Ferrari seine Bestimmung gefunden, er lebt praktisch nur noch für seine Firma und seine Idee, das schnellste Auto der Welt zu bauen. Inzwischen sind die Nazis in Norditalien einmarschiert, und Enzo wird der Kollaboration verdächtigt. Nur das gute Verhältnis mit einem ehemaligen Rennfahrerkollegen, der jetzt ein hohes Tier in der SS ist, bewahrt Ferrari vor Schlimmeren. Aber auch er kann nicht verhindern, dass die Fabrik in Modena 1943 fast völlig zerbombt wird.

Enzo zieht mit seinem Werk nach Maranello, wo auch heute noch nach jedem Ferrari-Sieg die Glocken geläutet werden. Dann macht er sich daran, seinen Traum weiter zu verwirklichen. Darüber zerbricht seine Ehe mit Laura. Doch inzwischen ist bereits eine neue Frau in sein Leben getreten: Lina (reizend: Jessica Brooks). Lina betreut Kinder, und eines davon läuft kopflos auf die Straße und direkt vor Enzos Wagen. Er kann gerade noch rechtzeitig bremsen, sieht Lina, die ihn ob seiner Unachtsamkeit und seines viel zu schnellen Fahrens ausschimpft, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Als er am nächsten Tag bei ihr aufkreuzt, um sie als Entschuldigung zum Essen auszuführen, sagt sie sofort zu – und kommt mit drei Schwestern! Enzo macht gute Miene zum bösen Spiel und verbringt einen schweißtreibenden Tanzabend mit vier Tänzerinnen. Dann gesteht er Lina seine Liebe und – dass er verheiratet ist. Lina geht und lässt ihn zunächst nicht mehr in ihr Haus. Wochenlang kommt Enzo jeden Tag, bringt ihr Blumen, und zieht unverrichteter Dinge betrübt wieder ab. Er schläft kaum mehr, er isst kaum mehr, er achtet kaum mehr auf sich – bis er krank wird. Hustend schleppt er sich zum Haus von Lina – und jetzt lässt sie ihn ein. Als er wieder zu seiner Frau Laura nach Hause kommt, will er ihr sagen, dass er sich wegen Lina von ihr trennen will. Aber Laura hat so etwas schon geahnt, und handelt ganz anders, als erwartet: Sie zieht sich aus und verführt ihren Mann! Das Resultat ist der erste Sohn Enzos: Alfredo, genannt Dino. Enzo schleppt das Baby vom ersten Tag an auf die Rennbahn, Dino soll mit dem Jaulen der Motoren und dem Benzingeruch aufwachsen und ein echter Ferrari werden. Dino ist auch wirklich Auto begeistert, aber schon als Teenager macht sich bei ihm eine schreckliche und unheilbare Krankheit bemerkbar, die schließlich zu seinem vorzeitigen Tod führt: Muskelschwund.

Die Beziehung zu Lina hat Enzo trotz allem aufrechterhalten. Lina ist geduldig, sie macht keine Schwierigkeiten, sie liebt Enzo und ist bereit zu warten. Und jetzt stellt sich heraus, dass auch Lina von ihm schwanger ist. Auch sie bringt einen Sohn zur Welt: Piero. Dino kann seine Krankheit eine ganze Weile mit Medikamenten unter Kontrolle halten. Er wird Konstrukteur im Werk seines Vaters und arbeitet gerade an einem Achtzylindermotor, als ihn seine Kräfte verlassen und er schließlich stirbt. Enzo ist völlig gebrochen, aber dann beginnt er sich immer mehr auf den jüngeren Piero zu verlassen. Doch der vorzeitige Tod von Dino ist nicht der einzige Schlag, der Enzo Ferrari trifft. Immer wieder verunglücken seine Fahrer, einer, der früher bei ihm fuhr, begeht Selbstmord. Die Presse fällt über ihn her, nennt ihn "Mörder", lässt kein gutes Haar an ihm, ein wichtiger Deal mit der amerikanischen Autofirma Ford klappt nicht. Doch ein Enzo Ferrari gibt so schnell nicht auf.

Kritik

Ich muss zugeben, dass ich kein besonderer Fan des Motorsports bin. Warum sich Männer in viel zu enge, viel zu niedrige Autos pressen, um dann in mörderischer Geschwindigkeit ständig im Kreis herumzufahren, immer in der Gefahr, dabei zu sterben, habe ich nie so ganz verstanden. Aber seit ich diesen Film "Enzo Ferrari – Der Film" gesehen habe, verstehe ich zumindest, warum jemand unbedingt das schnellste Auto der Welt bauen möchte. Und dann muss es ja folglich auch jemand geben, der es ausprobiert.

Aber im Ernst: die Lebensgeschichte dieses Enzo Ferrari aus einem Bergdorf in der norditalienischen Emilia Romagna ist absolut faszinierend. Und dass Regisseur Carlo Carlei dabei ohne endlose, stupide Rennszenen auskommt, macht die Sache noch sehenswerter. Wenn schon Rennen, dann solche, die Spaß machen: Wenn z. B. um die nächste Kurve, gerade als Enzo am Siegen ist, plötzlich eine Kuhherde im Weg steht und ihn im wahrsten Sinne des Wortes in den Graben zwingt. Natürlich wird in diesem Film namens "Enzo Ferrari – Der Film" viel gefahren. Aber zu Anfang geschieht das in diesen herrlichen altmodischen Schaukelkutschen, die dann vor dem staunenden Auge des Zuschauers allmählich immer mehr Form annehmen, immer windschnittiger und eleganter werden, und schließlich diese unglaublichen Sportwagen entstehen, bei denen heute noch die Leute auf der Straße stehen bleiben.

Doch der Film "Enzo Ferrari – Der Film" dreht sich beileibe nicht nur um die Autos. Eigentlich ist der überwiegende Teil Enzo Ferraris Privatleben gewidmet. Seinen Frauen, seinen Söhnen, seinen Schicksalsschlägen. Wenn man diesen Film gesehen hat, versteht man, warum dieser vom Ehrgeiz und seinem Traum getriebene Unternehmer so wurde, dass er schließlich den Spitznahmen "Il Commendatore" bekam, und – schlimmer noch – auch "Der Drachen" genannt wurde. Jemand wie er muss mit eiserner Hand und Strenge sein Unternehmen leiten, sonst wäre sein Traum niemals wahr geworden. Aber der Film zeigt, dass auch ein Enzo Ferrari doch irgendwo tief drinnen immer noch Mensch geblieben ist. Wenn er z. B., bei der Nachricht vom Selbstmord seines ehemaligen Fahrers, die Arbeit in der Werkshalle unterbricht und die Arbeiter anweist, im Andenken an ihn alle Motoren gleichzeitig zu starten.

Das Meiste in diesem Film beruht auf Tatsachen. Fiktiv sind natürlich der junge Journalist und auch das ganze Interview. Aber die Geschichten aus dem Leben von Enzo Ferrari sind Realität. Vermutlich ist einiges geschönt, und anderes ein wenig harmloser dargestellt als es wirklich war. Aber im Großen und Ganzen dürfte sich wohl in etwa so abgespielt haben. Nur zur Abrundung: Enzo Ferrari zog sich 1977 aus der Leitung des Unternehmens zurück und starb am 14. August 1988 im Alter von 90 Jahren.

Fazit
Der Film "Enzo Ferrari – Der Film" ist nicht nur etwas für Sportwagen-Fans. Das Leben dieses ungewöhnlichen und ungewöhnlich erfolgreichen Mannes ist eigentlich für jeden interessant, informativ und spannend. Trotz einiger seltsamer Schnitte, die wohl durch die TV-Zweiteiler-Vergangenheit des Films zustande kamen: Sehenswert!
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Enzo Ferrari – Der Film
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 96
Genre: BiografieDrama
Verleih: Globus Film
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 14.12.2006

Regie: Carlo Carlei
Drehbuch: Carlo Carlei • Massimo De Rita • Mario Falcone

Schauspieler: Sergio Castellitto (Enzo Ferrari) • Ed Stoppard (Ferraris alter ego) • Cristina Moglia (Laura Garello) • Jessica Brooks (Lina Lardi) • Mathew Bose (Dino Ferrari) • Pierfrancesco Favino (Filippo) • Vincent Schiavelli (Mr. Paradise) • Gabriella Pession • Pietro Ragusa (Piero Ferrari) • Francesca De Sapio (Adalgisa Ferrari) • Elio Germano (Enzo Ferrari mit 18) • Paolo Giovannucci

Produktion: Francesco Pincelli • Angelo Rizzoli Jr.
Szenenbild: Francesco Frigeri
Kostümbild: Gianna Gissi
Maskenbild: Jana Carboni • Francesca De Simone • Paola Genovese • Rosa Luciani • Mario Micasanti • Luigi Rocchetti • Mauro Tamagnini
Kamera: Gino Sgreva
Musik: Paolo Buonvino
Schnitt: Claudio Di Mauro

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Bild: Globus Film

1 customer review

gut
14.12.06
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