Alle für Ella

Kinoplakat Alle für Ella

Was passiert, wenn beliebte Versatzstücke zusammengewürfelt werden? Im besten Falle kommt eine romantische Teenager-Komödie dabei heraus. Im schlechteren Fall bleibt es eine Abfolge von Momenten.

Ella und Co. sind die besten Freundinnen seit Kindertagen. In der Zeit kurz vor dem Abitur wird die Freundschaft auf eine Probe gestellt. Und schuld ist ein Typ, urteilt Ella zu Beginn des Films. Im Laufe der Handlung bietet die Geschichte unterschiedliche Erklärungsansätze an, die jedoch alle nicht ausgebaut werden. Oder aber der Kritiker ist aus der Handlung nicht schlau geworden. Zugegeben, er versteht nicht, worin die Probleme bestehen. Ella spielt in einer Band, die bei einem Musikwettbewerb antreten will. Anfangs scheinen alle Frauen von "Virginia Wolf Pack" von einer Karriere als Musikerinnen zu träumen. Dann stellt sich heraus, dass es nur Ellas Traum ist und das Zerbrechen der Freundschaften bereits beschlossen ist. Die anderen Frauen haben es Ella nicht gesagt, damit die das Abitur besteht. Das besteht sie letztlich sogar, ohne dafür gelernt zu haben. Den Wettbewerb gewinnen die Frauen nicht. Das ist kein Problem, weil Ella mittlerweile parallel zur Band mit Leon musiziert und das Duo hat bereits einen Plattenvertrag in Aussicht.

Und dadurch wird die Handlung kompliziert, denn Leon ist in Ella verliebt und will das jedoch nicht zeigen, weil das alles verkompliziert. Oder Ella versteht Leons Art sich mitzuteilen nicht. Die Freundinnen halten ihn für einen Arsch. Aber Ella sieht etwas in Leon, was der Kritiker nicht zu erkennen vermag. Leon, der Sohn aus gutem Hause, war im Internat und hat ein schlechtes Verhältnis zur Mutter. Vielleicht zieht diese unterschwellige Tragik Ella an, aber die hat Angst, dass er sie nur ihre Singstimme für seine Karriere nutzen will. Außerdem meint sie, dass sie wegen ihrer Abstammung aus einem ärmlichen Elternhaus nicht zu Leon passt. Als die Zwei das endlich innerhalb von wenigen Minuten geklärt haben, geht es zur Sache. Was Leon an Ella findet, bleibt dem Kritiker verschlossen. Lina Larissa Strahl stakst als Ella affektiert durch den Film und zeigt keine schauspielerischen Ansätze. Ihre Freundinnen, die Nebenrollen bleiben, spielen etwas besser. Und Hanno Koffler spielt in seinem nur wenige Minuten andauernden Auftritt die jungen Frauen an die Wand.

Leider gibt es weder einen Ausbau der Charaktere noch eine Entwicklung. Veränderungen treten ein, sobald das Drehbuch sie für angemessen hält. Erst ist Ellas Mutter strikt gegen eine Karriere als Sängerin, dann der gegenteiligen Meinung. Leon steht in der ersten Runde des Wettbewerbs im Vordergrund und Ella singt den Background. In der zweiten Runde tritt Leon in den Hintergrund und Ella ist die Leadsängerin.

Die Jugendlichen binden viele Anglizismen in ihre Sätze ein und klingen so, als würden Jugendliche in freier Wildbahn nie so sprechen. Die Freundschaft der jungen Frauen existiert nur im Drehbuch, drückt sich in unmotivierten Umarmungen aus. Auch verwunderlich: Die Freundinnen seit Kindertagen, die gemeinsam musizieren, erkennen Ellas Singstimme beim Wettbewerb nicht. Konflikte sind aufgesetzt und die Handlung ist in der Umsetzung ungelenk.
Die politische Korrektheit ist schmerzhaft. Zwei Frauen der Band sind ein Paar. Ellas Bruder sieht aus wie ein Rollstuhl fahrender Homosexueller. Dann hält er verstohlen Händchen mit Ellas schwarzer Freundin, was vielleicht transgender andeuten soll.

Fazit
Der Begriff "aufgesetzt" bringt es auf den Punkt. Ella ist aufgesetzt cool, Leon ein aufgesetzter Macho und eigentlich süß. Die besten Freundinnen sind nur aufgesetzte Freundinnen. Die Jugendsprache klingt aufgesetzt. Die politische Korrektheit schmerzt. Gefreut hat den Kritiker das Wiedererkennen von Schauplätzen in München.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Alternativtitel: Featuring Ella
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Laufzeit ca.: 100
Genre: DramaKomödieMusik
Verleih: Weltkino
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 08.09.2022
Heimkino: 27.01.2023

Regie: Teresa Fritzi Hoerl
Drehbuch: Timo Baer • Anja Scharf • Teresa Fritzi Hoerl

Schauspieler: Lina Larissa Strahl (Ella) • Safira Robens (Anaïs) • Malene Becker (Romy) • Tijan Marei (Cahide) • Gustav Schmidt (Leon) • Milan Peschel (Herr Böblinger-Moll) • Andrea Guo (Sina) • Hanno Koffler (Heiner Jung) • Ivo Kortlang (Pauli) • Anne Schäfer (Antonia) • Sara Fazilat (Marina Bernardi) • Lorenzo Germeno (Tim) • Lavinia Wilson (Heike) • Emir Bayrak (Thorben) • Adam Bousdoukos (Restaurant-Chef) • Caro Daur (Andrea) • Xenia Tiling (Rosi) • Justin John (Pizzabote)

Produktion: Martin Rohé • Dietmar Güntsche • Ulrike Schölles
Szenenbild: Susanna Haneder
Kostümbild: Antonella Schneider
Maskenbild: Grit Hildenbrand • Stefanie Dimitrow • Judith Kröher Falch
Kamera: Fabian Rösler
Ton: Uve Haußig • Johannes Rommel
Musik: David Bonk • Julia Bergen
Schnitt: Stine Sonne Munch • Till Ufer


Bild: Weltkino

1 customer review

Ausreichend
07.09.22
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