Lilja 4-Ever

Kinoplakat Lilja 4-Ever

In einem Land, das einmal Russland war, besteht das Leben hauptsächlich aus Armut und Elend. Zumindest für die sechzehnjährige Lilja hat das Leben nichts mehr zu bieten. Ihre Mutter lässt sie allein zurück, damit sie in Amerika mit ihrem Freund ein neues Leben anfangen kann. Die Tante soll auf sie aufpassen. Die verscheucht das Mädchen aus der Wohnung und zwingt sie in einem Loch zu hausen. Lilja macht das Beste aus ihrer Situation und räumt erst einmal auf.

Der fünf Jahre jüngere Volodya wird von seinem Vater geprügelt und steht ähnlich da wie Lilja. Die beiden freunden sich an und Volodya kann ab und an Klebstoff beschaffen, damit die Kids schnüffeln können. Zum Geburtstag schenkt Lilja ihm einen Basketball. Doch sein Vater zersticht den Ball mit einer Schere. Das Leben duldet für die zwei anscheinend kein Glück.

Als Liljas Mutter nichts mehr von sich hören lässt, sucht das Mädchen ihre Tante auf. Auf die Frage, wovon sie jetzt leben soll antwortet die Tante, Lilja solle halt anschaffen gehen, das hätte ihre Mutter schließlich auch getan. Die beste Freundin tut es bereits. Am Wochenende prostituiert sich Natasha in der Disco. Doch Lilja weigert sich ihren Körper zu verkaufen. Als Natashas Vater das Geld bei seiner Tochter findet, lügt sie und behauptet, Lilja habe ihr das Geld geschenkt, weil die sich verkauft. Das ist nicht nur das Ende der Freundschaft der beiden Mädchen. Weil sich das Gerücht wie ein Lauffeuer durch die schäbige Siedlung verbreitet, verliert Lilja nicht nur ihre Würde, sie wird später von den Nachbarjungen vergewaltigt.

Ein Brief des Sozialamtes ist das erste Lebenszeichen von Liljas Mutter. Darin sagt sie sich von ihrer Tochter los und lehnt jede weitere Vormundschaft für das Kind ab. Für Lilja ein weiterer Schock. Als ihr endgültig das Geld ausgeht, schlägt sie zaghaft den Weg der Gelegenheits-Prostitution ein.

Kritik

"Lilja 4-Ever" ist ein kompromissloser, harter Film. Eine unruhige Handkamera begleitet Lilja durch ihr aussichtsloses Leben. Die Bilder sind trüb und schmucklos. Die Dialoge der deutschen Fassung sind plump, hier stellt sich die Frage, ob es an einer schlechten Übersetzung liegt.

Der Film versucht naturalistisch zu wirken, doch das Ergebnis ist ein Kunstfilm, in dem die Menschen naturalistisch spielen. Stellenweise ist die Handlung zu vorhersehbar und zu konstruiert. Die Abschiedsszene von Mutter und Tochter am Auto etwa, wenn Lilja im Matsch auf die Knie fällt. Wenn sie das Foto ihrer Mutter betrachtet, rechnet man sofort damit, dass sie es zerreißen wird (was prompt geschieht).

Viele Figuren sind eindimensional. Andrei, der sich Liljas Vertrauen erarbeitet, glaube ich nicht, dass er der kalte Mädchenhändler ist, denn ihm fehlt die unterschwellige Verschlagenheit, der berechnende Moment. Die Nachbarin ist eine alte, aufdringliche Schnüffeltante. Liljas Tante die hartherzige Alte. Das Einseitige liegt nicht in der schauspielerischen Leistung begründet, die durchweg gut ist, insbesondere die der beiden jugendlichen Darsteller. Der Film konzentriert sich zu sehr auf den Hoffnung raubenden Aspekt.

Jeglicher Anflug von Wärme, Hoffnung auf Änderung oder Besserung wird zertrampelt. Lilja versucht Volodya etwas Liebe zu geben. Sie selbst wird von ihrer Mutter, der Tante und der besten Freundin verraten. So verliert sie den Halt. Sie begibt sich zunächst freiwillig in die Prostitution um dann auf einen Mädchenhändler hereinzufallen, der sie verkauft. Kein Wunder, Lilja verliert ihren Glauben an Gott und an die Welt. Am Ende des Films träumt sie davon, was passiert wäre, wäre sie nicht nach Schweden geflogen. Doch das ist nur ein Traum, ein Hoffnungsschimmer der gleich darauf mit Lilja stirbt.

Fazit
"Lilja 4-Ever" ist kein klassischer Spielfilm. Es ist die konsequente Zerstörung jeglicher Hoffnung, jeglichen Anflugs von Wärme, Liebe und Glück. Die Geschichte beginnt ohne Einleitung. Man erfährt nur wenig über die Menschen selbst. Sie leben im Elend und jeder kämpft für sich allein. Diese Negativität ist erschlagend. Für die wenigen Entwicklungen lässt der Film sich viel Zeit. Dabei schrammt er hart an der Langatmigkeit. Es ist ein für den ich nicht sprechen kann und nicht gegen ihn.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: Schweden
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 109
Genre: DramaKrimi
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Arsenal Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 04.12.2003
Heimkino: 30.06.2004

Regie: Lukas Moodysson
Drehbuch: Lukas Moodysson

Schauspieler: Oksana Akinshina (Lilja) • Artiom Bogucharskij (Volodya) • Elina Beneson (Natasha) • Lilia Sinkarjova (Tante Anna) • Pavel Ponomarjov (Andrei) • Thomas Neumann (Witek) • Ljubov Agapova (Liljas Mutter) • Tõnu Kark (Sergej) • Anastasia Bedredinova (Nachbarin) • Nikolai Bentsler (Natashas Freund)

Produktion: Lars Jönsson
Kostümbild: Denise Östholm
Maskenbild: Jessica Cederholm
Kamera: Ulf Brantås
Musik: Nathan Larson
Schnitt: Michal Leszczylowski • Oleg Morgunov • Bernhard Winkler

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Bild: Arsenal Filmverleih

1 customer review

befriedigend
04.12.03
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