7 Jungfrauen

Kinoplakat 7 Jungfrauen

Sevilla im Hochsommer. Tano sitzt wegen Diebstahl in der Besserungsanstalt. Sein Bruder möchte ihn gerne bei seiner Hochzeit dabei haben und schafft es, dass Tano für 48 Stunden Freigang bekommt. Aber nur unter der Bedingung, dass sein älterer Bruder auf ihn aufpasst und Tano nicht wieder rückfällig wird.

Der Film "7 Jungfrauen" ist der neue Film des spanischen Regisseurs und Drehbuchautors Alberto Rodriguez, der selbst aus Sevilla kommt. Der andalusische Glaube der "7 Jungfrauen" geht so: Um "Sieben Jungfrauen" zu spielen, musst du zwei Kerzen vor einem Spiegel aufstellen und dich 60 Sekunden lang anstarren und dabei die Sekunden wie bei einem Countdown abwärts zählen. Dein Spiegelbild wird dir dann die Zukunft voraussagen.

Sevilla im Hochsommer, die Straßen des Barrio sind heiß und staubig. Der 16-jährige Tano (beängstigend echt: Juan José Ballesta bekam für diese Rolle zu Recht den Preis als Bester Darsteller im San Sebastian Festival 2005) sitzt wegen Diebstahl in der Besserungsanstalt. Sein älterer Bruder Santacana (verzweifelt: Vincente Romero) will heiraten und bittet, seinem Bruder dafür zwei Tage Urlaub zu geben. Der Freigang wird gewähnt und Santacana holt Tano ab. Schon bei der Heimfahrt wird klar, dass Tano nicht die geringste Absicht hat, auf die mahnenden Worte seines Bruders zu hören. Er kommt nach Hause, zieht sich um, ruft kurz seine Freundin Patri (sexy: Newcomerin Alba Rodriguez) an und schon ist er weg. 48 Stunden Freiheit müssen von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen werden! Er trifft sich mit seinem besten Freund Richi (beeindruckender Newcomer: Jésus Carroza). Der erste Weg führt sie in eine Shopping Mall. Da sie kein Geld haben, beschafft Richi welches. Er schubst einen Käufer an, hilft ihm, die Sachen aufzuheben und klaut ihm dabei die Brieftasche. Der merkt das sofort und holt die Polizei. Aber Richi und Tano können entkommen, schließlich sind sie hier aufgewachsen und kennen die Örtlichkeiten wie ihre Westentasche. Das Geld reicht für einen Hochzeitsanzug für Tano und einen Farbfernseher für Richis geliebte Oma.

Und in diesem Stil geht es weiter. Im Schwimmbad necken sie sich mit den anderen Jungs vom Viertel wie kleine Buben. Tano schläft mit seiner Freundin, wobei Patri aber seltsam abwesend und zurückhaltend ist. Sie gehen auf eine Party auf der es natürlich hoch her geht. Sie legen sich mit einer anderen Gang an, die sich dann anschließend einen von ihnen allein schnappt und ihn schwer verprügelt. Sollten sie sich das gefallen lassen? Nein! Die Typen aus dem Hochhaus müssen ihre Lektion bekommen. Sie gehen auf die Suche, der Verprügelte meint, die Typen in einem Café wieder zu erkennen, und schon gehts los. Und obwohl Tano sich vorerst immer aus den allzu schlimmen Sachen rausgehalten hat, geht dieses Mal die ganze unterdrückte Wut mit ihm durch. Er greift sich einen von denen und schlägt immer wieder auf ihn ein. Bis ihn Richi wegzerrt. Der Mann bleibt reglos auf dem Boden liegen, Tano und Richi flüchten vor der anrückenden Polizei. Tano hat Angst, den Typen umgebracht zu haben und das würde bedeuten, dass er nicht mehr so schnell aus dem Gefängnis herauskommt. Aber diese Frage stellt sich Tano nicht, denn bevor es soweit kommt, würde er einfach abhauen.

Kritik

Der Film "7 Jungfrauen" ist wie der Hochsommer in Andalusien: heiß, staubig, schwitzig, brodelnd, übermütig, schwermütig und von bedrückender Realität. Es ist ein Film über die Kinder und Jugendlichen in den Barrios, den Vierteln, die man als "Normalbürger" am besten ignoriert. Wo "die da" wohnen, "die anderen", die "Ghetto Kids", die man besser nicht kennt und nicht zur Kenntnis nimmt. Der Regisseur Alberto Rodriguez stammt aus Sevilla und kennt die Gegend, in der sein Film "7 Jungfrauen" spielt, nur zu gut: "Ich glaube, dass für die meisten Leute die Hauptfiguren meines Films nicht wirklich existieren. Sie gehören zu einer Wirklichkeit, die nur in Zeitungsschlagzeilen stattfindet; einem unerforschten, geografischen Niemandsland, das den Angehörigen der Mittelschicht jeden Landes unbekannt ist. Es kann wohl vorkommen, dass wir ein oder zweimal die unsichtbare Grenze zu ihrem Territorium überschritten haben, aber wir konnten die Zeichensprache ihrer Mützen und Motorräder nicht entziffern. Es ist leichter, sich einen Reim auf die Angst zu machen, die uns den Kopf senken lässt, wenn sich unsere Blicke zufällig begegnen; es ist leichter, weiter diese kleine Welt zu übersehen, die von unsichtbaren Tanos und Richis bevölkert wird.
Doch sie existieren tatsächlich, und ich würde sagen, es sind eine ganze Menge. Und es könnte sein, dass es diese heimlichen Schranken sind, die sie nicht nur unsichtbar machen, als seien sie Luft, sondern auch ein bestimmtes Verhalten auslösen, das zu ihrem Wesen wird. Abweisung provoziert Abweisung, und du kannst mich nur missbilligen, weil ich eben doch existiere! Das ist es, wodurch "die Unsichtbaren" sich ausdrücken". Unglaublich überzeugend sind der Hauptdarsteller Juan José Ballesta als Tano und die anderen Jugendlichen, die alle zum ersten Mal vor der Kamera standen. Unschuldige, kindliche Jungens, die sich über dämliche Scherze kaputt lachen können, die zitternd vor Aufregung und Aberglaube vor dem Spiegel stehen und im Licht der zwei Kerzen die "7 Jungfrauen" spielen, weil sie doch so gerne wissen wollen, wie ihre Zukunft wird. Und die gleichzeitig eiskalt und sehr erwachsen rauben, plündern, einbrechen, betrügen und andere krankenhausreif prügeln. Richi liebt seine alte Oma abgöttisch und würde alles für sie tun, aber wenn es darum geht, jemand zu bestehlen, ist er an vorderster Front. Tano ist einfach Herz erwärmend niedlich, wenn er seine Freundin anhimmelt, aber wenn er alle gut gemeinten Ratschläge von Bruder und Mutter in den Wind schlägt und stur und dickköpfig in sein Unglück rennt, ist er nur noch bemitleidenswert.

Getragen wird der Film "7 Jungfrauen" auch von der erstklassigen Musik, die in erster Linie vom spanischen Rap-Star Haze stammt, der 2004 u. a. für das Beste HipHop Album ausgezeichnet wurde. Haze hat das Titellied "7 Vírgenes" dem Leben im Barrio auf den Leib geschrieben. Ebenso vorzüglich ist auch die weitere Filmmusik von Julio de la Rosa, der atmosphärische Latin Jazz-Rhythmen mit nordafrikanischen Anklängen dem raschen Puls des Film beisteuert. Erwähnenswert ist ebenfalls die wunderbare Kameraarbeit, mit der Alex Catlán die sommerliche Glut Sevillas in geradezu ausgedörrt wirkenden Bildern eingefangen hat.

Fazit
Der Film "7 Jungfrauen" ist ein beeindruckender und nachdenklich machender kleiner Film über eine Wirklichkeit Spaniens, die weitab von Touristen-Seligkeit liegt. Ein ebenso harter wie auch einfühlsamer Film über spanische "Ghetto Kids" und ihre Musik, grandios gespielt von einer ganzen Riege junger Schauspieler, die diesem Film so viel Herz und Gemüt und Echtheit geben. Sehr sehenswert!
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: 7 vírgenes
Land: Spanien
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 86
Genre: DramaKrimi
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Kool Filmdistribution
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 09.11.2006
Heimkino: 26.10.2007

Regie: Alberto Rodríguez
Drehbuch: Alberto Rodríguez • Rafael Cobos López

Schauspieler: Juan José Ballesta (Tano) • Iride Fontana (Wendy (as Iride Barroso)) • Javier Berger (Educador) • Jesús Carroza (Richi) • José Chaves (Chema) • Angie Daniela Lizundia (Aurora) • Diego José Estévez Soto (Tipo pelea 3 (as Diego Estévez)) • Daniel Fernández (Chaval Esplanada) • Kerryl Higashio (Kerryl) • David Ligero (Bromuro) • Alejandro Lillo (El Canijo) • Fernando Mansilla (Tío de Richi)

Produktion: José Antonio Félez
Szenenbild: Javier López
Kostümbild: Fernando García
Maskenbild: Yolanda Pina
Kamera: Álex Catalán
Ton: Daniel de Zayas
Musik: Julio de la Rosa
Schnitt: J. Manuel G. Moyano

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Bild: Kool Filmdistribution

1 customer review

gut
09.11.06
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