Tsotsi

Kinoplakat Tsotsi

Ein harter Kleinganove, der versehentlich ein Baby raubt, und dadurch seine weiche Seite entdeckt, bildet die spannende Ausgangslage dieses sozialkritischen Werkes aus Südafrika.

Tsotsi ist zwar noch relativ jung, aber schon jetzt einer der härtesten und erbarmungslosesten Gangster in den Elendsquartieren von Johannesburg. Als Kind riss er aus, weil er mit ansehen musste, wie die Mutter an AIDS dahinsiechte und der trinkende Vater den Hund zum Krüppel trat.

Als Heranwachsender lebt er von Überfällen, die er in der Regel gemeinsam mit seinen Freunden begeht. Zum Auftakt des Filmes ermordet einer des Quartetts einen alten Mann, um an dessen Geld zu kommen. Als sie abends in einer Kneipe über den Vorfall streiten, schlägt Tsotsi einen der Freunde brutal nieder und macht sich damit die Wirtin zum Feind. Eine Dummheit, die ihn später den Kopf kosten wird. Doch zunächst überfällt er eine reiche Frau. Er stiehlt ihren Wagen, erwidert die Gegenwehr mit einem Schuss aus der Pistole. Noch während der Flucht findet er auf dem Rücksitz das Baby der Frau. Er steckt es in eine Papptüte und nimmt es mit nach Hause. Dort muss es der vermeintlich harte Bursche versorgen - wodurch das Baby in ihm Erinnerungen an die eigene Kindheit weckt.

Ein zweites einschneidendes Erlebnis bewirkt eine Wendung um 180 Grad. Aus der Rache an einem Krüppel wird ein intensives Zwiegespräch. Unter anderem sagt der alte Mann, dass er trotz seiner Behinderung noch Freude am Leben hat, weil er die Wärme der Sonne mit den Händen noch fühlen kann. Tsotsi, der eigentlich ein weiches Herz hat, ist in der neuen Rolle noch unerfahren. Zunächst zwingt er eine junge Frau mit Waffengewalt das fremde Kind zu stillen; später lässt er es in ihrer Obhut. Doch die Idee, aus dem Elternhaus des entführten Babys, die notwendigen Utensilien zur Babypflege zu stehlen, erweist sich als äußerst unklug.

Kritik

Der Film "Tsotsi" ist eine harte Milieustudie. Er nutzt für die Erzählung der Geschichte einen raffinierten Trick. Zunächst wird der Hauptdarsteller als verabscheuungswürdig dargestellt, dann zeigt man ihn als Opfer der eigenen Lebensumstände. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihm haben.

Viele Zuschauer werden sich nicht trauen, etwas gegen den Film zu sagen, weil das politisch unkorrekt wäre. Und tatsächlich anerkenne ich das Engagement des Ganzen. Aber mal Hand aufs Herz: Wer will diese Art Filme sehen? Handwerklich betrachtet, überzeugt das Ganze nur bedingt. Die Ähnlichkeit mit "City of God" ist zwar unübersehbar, doch im Gegensatz zu letztgenanntem fehlt "Tsotsi" der künstlerische Aspekt. Die Erzählung ist zwar eine dichte Milieustudie, jedoch ungelenk inszeniert. So sind die abrupten Wendungen des Hauptdarstellers nicht nachvollziehbar. Er wandelt sich durch nur zwei Erlebnisse. Auch die Handlungen bleibt eigenwillig: Die junge Mutter etwa verliebt sich in einen Mann, der sie anfangs mit vorgehaltener Waffe zwingt, ein fremdes Kind zu stillen. In diesem Fall ist zu merken, dass das Drehbuch zwei Gegensätze unbedingt zusammenbringen wollte. Ein junger Mann, der einen Ausweg sucht und keinen findet, und eine junge Frau, die sich als Schneiderin einen Ausweg erarbeitet. Unterm Strich fehlt ein Lösungsansatz, der der breiten Masse mehr Hoffnung verspricht. So bleibt es bei der Beleuchtung eines Einzelschicksals beziehungsweise einer Momentaufnahme. Des Weiteren muss der Zuschauer unlogische Szenen verdauen. So schreit das Baby zum Beispiel fast nie - außer im richtigen Moment. Und es hat nur einmal pro Tag Hunger. Nicht zuletzt ist die behandelte Problematik sehr auf sein Ursprungsland zugeschnitten.
Die Leistung der Darsteller liegt auf dem Niveau von Laien; wobei der Hauptdarsteller insgesamt zu wenige Facetten zeigt. Auch hier zählt wieder der gute Wille mehr als das Können.

Fazit
Nicht zuletzt müssen sich Filme - unabhängig vom guten Willen oder großen Budget - mit dem Rest des Kinogramms messen lassen. Und so gesehen, ist "Tsotsi" auf Festivals wahrscheinlich besser aufgehoben, als im regulären Programm.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: GroßbritannienSüdafrika
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 94
Genre: DramaKrimi
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Kinowelt
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 04.05.2006
Heimkino: 15.12.2006

Regie: Gavin Hood
Drehbuch: Gavin Hood
Literaturvorlage: Athol Fugard

Schauspieler: Presley Chweneyagae (Tsotsi) • Terry Pheto (Miriam) • Kenneth Nkosi (Aap) • Mothusi Magano (Boston) • Zenzo Ngqobe (Butcher) • Zola (Fela) • Rapulana Seiphemo (John Dube) • Nambitha Mpumlwana (Pumla Dube) • Jerry Mofokeng (Morris) • Ian Roberts (Captain Smit) • Sergeant Zuma) • Thembi Nyandeni (Soekie)

Produktion: Peter Fudakowski
Szenenbild: Emelia Weavind
Kostümbild: Nadia Kruger • Pierre Vienings
Maskenbild: Tania Brooke
Kamera: Lance Gewer
Musik: Paul Hepker • Mark Kilian
Schnitt: Megan Gill

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Bild: Kinowelt

1 customer review

befriedigend
04.05.06
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