Louder than Bombs

Kinoplakat Louder than Bombs

Drama über Familienstrukturen, Trauerarbeit und weitere schwierige Themen. Selbst im Programmkino herbe Kost, die dem Zuschauer viel aufbürdet.

Einen Film über das Unvermögen zu kommunizieren zu drehen ist ein fragwürdiges Vorhaben. In "Louder than Bombs" ist es das alles überschattende Thema. Hinzu kommen weitere Themen wie verschleppte Trauer, Angst vor dem Tod, Probleme eines Teenagers, Sinnsuche und die Probleme, die Kriegsfotografen haben, wenn sie versuchen Beruf und Familienleben gerecht zu werden. Den Auftakt machen Bilder in denen Jonah (Jesse Eisenberg) als frisch gebackener Vater seinem Baby den Finger reicht. Doch was in anderen Filmen ein Anlass der Freude ist, geschieht hier bereits gewitterschwer. Wenige Minuten später bringt Jonahs Ex-Freundin zum ersten Mal das Thema Sterben auf. Und es geht in bedrückender Schwere weiter. Selbst Alltägliches wie der Gang von der Schule nach Hause wird zum kleinen Drama.

Den Grund erfährt der Zuschauer bald. Die Kriegsfotografin Isabelle Reed (Isabelle Huppert) ist vor einigen Jahren gestorben. Jetzt soll eine Retrospektive ihr Lebenswerk beleuchten. Parallel dazu wird ein ehemaliger Kollege von Isabelle einen Artikel über sie schreiben. Und in dem soll erstmals erwähnt werden, dass sie nicht bei einem Autounfall starb, sondern Selbstmord beging. Das sei im Sinne der Verstorbenen - auch wenn es ihr Ansehen schmälert. Die Krux an der Sache: Conrad (David Druid), der jüngste Sohn der Familie, kennt die Wahrheit nicht. Er lebt nach drei Jahren (so verstehe ich es) immer noch im Glauben seine Mutter sei als Opfer gestorben. Jetzt muss Vater Gene (Gabriel Byrne) endlich mit der Wahrheit herausrücken. Und selbst als er Rückendeckung von seinem zweiten Sohn Jonah bekommt, gelingt es ihm nicht. Doch das Schweigen macht die Situation noch schlimmer.

Kritik

"Louder than Bombs" ist im Kopf entstanden und er bleibt verkopft. Der Zuschauer muss sich vieles selbst zusammenreimen, denn der Film deutet an ohne Klartext zu sprechen. So heißt es über den Familienvater er habe seine Karriere als Schauspieler aufgegeben und sei kein autoritärer Vater. Das ist etwas, das ein Schauspieler nicht spielen kann, weil es nur Fakten sind. Spielbar ist: Ein Vater hat auf seine eigene Karriere verzichtet und neidet jetzt seiner Ehefrau den Erfolg. So arbeitet der Film jedoch nicht. Leider funktionieren auch die restlichen Rollen nach diesem formalen Schema. Jesse Eisenberg spielt Jonah, einen hochbegabten jungen Mann, der mit (geschätzten) Anfang 20 bereits als Professor unterrichtet. Auch er hat den Tod der Mutter nicht verarbeitet und wird noch einmal bis aufs Mark erschüttert. Seine Reaktion: Er hat Sex mit seiner Ex-Freundin - während zu Hause seine junge Frau mit dem Baby auf seine Rückkehr wartet. Warum er derart reagiert erfahre ich nicht. Nicht durch die Umstände und auch nicht durch Jesse Eisenbergs Spiel. Der Darsteller ist nicht bekannt für facettenreiche Darstellung.

Wird allerdings noch von Devin Druid überboten, der einmal lacht und ansonsten nur einen einzigen Gesichtsausdruck zeigt und gehemmt durch die Gegend läuft. Das verklemmte Auftreten ist für einen Teenager gar nicht abwegig. Doch in einem Film wirkt ein versteinerter Gesichtsausdruck abträglich. Wesentlich mehr transportiert auch Gabriel Byrne als trauernder Witwer und Vater nicht. Dass die Darsteller zwischenzeitlich ihre (teils verworrenen) Gedanken sprechen, soll dem Ganzen einen Anstrich von Poesie verleihen? Kann auch als überflüssig empfunden werden.

Die behandelten Themen sind anspruchsvoll. Doch über ein Aufzeigen kommt die Handlung nicht hinaus. Deshalb frage ich, welchen Nutzen oder Unterhaltungswert der Zuschauer davon hat? Ich für meinen Teil habe mich noch nie für die familiären Probleme von Kriegsfotografen interessiert. Der Film ändert daran nichts. Für die restlichen Themen gilt, dass es ein Thematisieren bleibt; Lösungsansätze bietet der Film nicht. Was für den Film spricht ist der Umstand, dass die Handlung durchgängig ohne Stilbrüche auskommt. Dem Zuschauer in 108 Minuten nur einen kurzen Lichtblick zu gewähren ist herausfordernd.

Fazit
Die Sprache des Films ist bedrückend und erdrückend. Er ist eine Kopfgeburt, die auf der Leinwand nur widerwillig zum Leben erwacht.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: DänemarkFrankreichNorwegenUSA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 108
Genre: Drama
Verleih: MFA
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 07.01.2016
Heimkino: 20.05.2016

Regie: Joachim Trier
Drehbuch: Joachim Trier • Eskil Vogt

Schauspieler: Isabelle Huppert (Isabelle) • Gabriel Byrne (Gene) •  Jesse Eisenberg (Jonah) • Devin Druid (Conrad) • Amy Ryan (Hannah) • Ruby Jerins (Melanie) • Megan Ketch (Amy) • David Strathairn (Richard) • Rachel Brosnahan (Erin) • Russell Posner (Kenneth) • Maryann Urbano (Agentin) • Donna Mitchell (Kurator)

Produktion: Joshua Astrachan • Albert Berger • Alexandre Mallet-Guy • Thomas Robsahm • Marc Turtletaub • Ron Yerxa
Szenenbild: Molly Hughes
Kostümbild: Emma Potter
Maskenbild: Leo Won
Kamera: Jakob Ihre
Musik: Ola Fløttum
Schnitt: Olivier Bugge Coutté

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Bild: MFA

1 customer review

befriedigend
07.01.16
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