Madame Bovary

Kinoplakat Madame Bovary

Gepflegte Langatmigkeit: Eine junge Frau geht an den Umständen ihres Lebens zugrunde - ähnlich wie eine Blume, der es an Sonnenlicht fehlt. Ist das Vorhaben Langeweile und Depression für den Zuschauer unterhaltsam umzusetzen gelungen?

Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die an ihrem Leben verzweifelt. Emma (Mia Wasikowska) träumt schon lange davon endlich die Welt kennenzulernen. Doch die Ehe mit dem soliden Dorfarzt Charles Bovary (Henry Lloyd-Hughes) ist das genaue Gegenteil. Obwohl er sie liebt und versucht sie zu unterstützen, ist es für Emma ein Leben in zu engen Grenzen. Das ist wörtlich gemeint, da das Dorf klein ist und ihr wenig Reize bietet. Und es ist im übertragenen Sinn gemeint, weil Charles sie zwar aufrichtig liebt, doch mehr für seinen Beruf als für seine Ehe lebt. Emma versucht ihre Tage mit Sinn zu füllen - doch sie bleiben Tristesse.
Dadurch wird sie anfällig für Verlockungen. Alsbald unterliegt sie den Überredungskünsten von Monsieur Lheureux (Rhys Ifans), der am Ort ein kleines Geschäft betreibt. Der wortgewandte, gerissene Mann verkauft Kleider und Einrichtungsgegenstände. Er nutzt Emmas Naivität und Unerfahrenheit schamlos aus, indem er ihr Kredite einräumt, die die finanziellen Möglichkeiten der Bovarys weit überschreiten.

Und dann sind da noch zwei Männer, die einen Ausweg versprechen. Leon (Ezra Miller) der anscheinend ähnlich romantischen Idealen nachjagt wie sie selbst ist der erste Kandidat. Noch widersteht Emma der Verlockung. Als das Sehnen keine Zukunft hat, verlässt Leon das Dorf und Emma verzweifelt.
Bis der nächste Lichtblick auftritt: Der Marquis d'Andervilliers (Logan Marshall-Green) gibt ihr das, was ihre Ehe nicht bietet. Die Affäre geht soweit, dass Emma mit dem Marquis durchbrennen will. Doch im letzten Moment kneift er und Emma ist am Boden zerstört. Sie beginnt ihren Mann zusehends zu verachten. Und sie beginnt eine zweite Affäre. Dieses Mal nutzt Leon die Gunst der Stunde - doch ihre Liebe hat keine Zukunft. Als Emma das einsieht, beginnt ihr Leben zu zerbrechen.

Kritik

Der Film "Madame Bovary" erzählt in alten Bildern eine moderne Fassung des Stoffs. Dabei ist der Stil gelungen, die Intention jedoch nicht. Der Handlungsschwerpunkt liegt auf der Figur der Emma. Der Zuschauer ist Zeuge ihrer naiven Versuche aus den Grenzen, die die Zeit ihr auferlegt, auszubrechen. Statt die Lösung bei sich selbst zu suchen, setzt Emma darauf, dass endlich ein Mann kommt und sie erlöst. Weshalb sie keine anderen Lösungsansätze ausprobiert bleibt unklar. Schade, dass die Handlung die restlichen Figuren wie Statisten inszeniert. So bleibt selbst Emmas Ehemann eine Randfigur und bekommt keine Ausschmückung.

Die entstehenden Konflikte sind wenige an der Zahl, vorhersehbar und einfach konstruiert. Es ist beispielsweise absehbar, dass der Händler Emma übers Ohr hauen wird. Ebenso besteht kein Zweifel daran, dass die Liebhaber nicht mehr von ihr wollen als den Sex. Was verwundert ist der Umstand, dass Emma trotz ihres Sexuallebens nie schwanger wird.

Eigenartig scheint auch die Inszenierung der Person Emma, die wie eine Frau aus der Jetztzeit auftritt, während die Handlung im 19. Jahrhundert angesiedelt ist. Letztlich gelingt es dem Drehbuch nicht etwas Markantes herauszuarbeiten. Mehr noch: Emma bleibt eine Person auf der Leinwand und es gelingt mir nicht eine Verbindung zu ihr herzustellen.
Was auch darin begründet liegt, dass der Film die Verhältnisse der Menschen untereinander fast gar nicht untersucht. Beispielsweise bleibt die Möglichkeit ungenutzt die Beziehung der Eheleute auszuschmücken. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung von Langeweile und Depression. Das wird für mich zur Geduldsprobe. Etwa wenn die Schauspielerin minutenlang Staub aus einem Strauß getrockneter Blumen pult. Gelungen ist dem Film die Bildsprache, deren dunkler Stil durchgängig ausfällt.

Fazit
Der Film "Madame Bovary" von Regisseurin Sophie Barthes ist Magerkost, die zu sehr nach Lehrbuch arbeitet. Als Zuschauer vermeine ich manchmal die Regieanweisungen zu hören, weil der Film nicht wie abgefilmtes Leben anmutet, sondern wie eine Inszenierung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: BelgienDeutschlandUSA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 118
Genre: Drama
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 17.12.2015
Heimkino: 14.07.2016

Regie: Sophie Barthes
Drehbuch: Felipe Marino • Sophie Barthes

Schauspieler: Mia Wasikowska (Emma Bovary) • Rhys Ifans (Monsieur Lheureux) • Ezra Miller (Léon Dupuis) • Logan Marshall-Green (Marquis d'Andervilliers) • Henry Lloyd-Hughes (Charles Bovary) • Laura Carmichael (Henriette) • Olivier Gourmet (Monsieur Rouault) • Paul Giamatti (Monsieur Homais) • Luke Tittensor (Hippolyte) • Richard Cordery (Abbé Bournisien) • Wendy Nottingham (Madame Homais) • Simon Muller (Monsieur Dubocage)

Produktion: Sophie Barthes • Felipe Marino • Jaime Mateus-Tique • Joe Neurauter
Szenenbild: Benoît Barouh
Kostümbild: Christian Gasc • Valérie Ranchoux
Maskenbild: Lisa Schonker
Kamera: Andrij Parekh
Ton: Héléna Réveillère
Musik: Evgueni Galperine • Sacha Galperine
Schnitt: Mikkel E.G. Nielsen

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
17.12.15
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