Mathilde - Eine große Liebe

Kinoplakat Mathilde

Die Inszenierung einer unendlichen Liebe. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs forscht Mathilde, dargestellt von Audrey Tautou, nach dem Verbleib ihres Verlobten Manech.

Augenzeugen berichten, er sei als einer von fünf Deserteuren zum Tode verurteilt und an die Front geschickt worden. Im Niemandsland, so hoffen die Franzosen, würden die Boche (also die Deutschen) schon die Drecksarbeit erledigen. Doch Mathilde ist sicher, dass Manech (Gaspar Ulliel) noch lebt, denn sie spürt den Faden, der beide verbindet. Und, so will es der bittersüße Unterton, "falls der rote Faden sie nicht zu ihrem Geliebten führt, ist auch das kein Problem ... sie kann sich ja immer noch daran aufhängen." Trotz ihres Handicaps, sie hinkt seit ihrer Kindheit, gibt die junge Frau so lange keine Ruhe, bis sie Manech endlich aufspürt. Ihre vielen Umwege führen sie durch eine klassische Detektivgeschichte, bei der die Hauptperson ein Mosaiksteinchen nach dem anderen einfügt, um am Ende gleich fünf Beziehungen aufgedeckt zu haben.

Kritik

Auf den ersten Blick setzt der Film "Die fabelhafte Welt der Amélie" fort. Nicht nur, weil Audrey Tautou die Hauptrolle übernimmt, sondern weil viele Stilelemente gleich sind: Die teils farbverfälschten Aufnahmen, der Einsatz einer Erzählstimme und die Handschrift des Regisseurs. In den schönen Bildern schwingt wieder ein Hauch von Werbespot mit. Diesen Eindruck verstärkt Audrey Tautou durch ihre Spielweise, denn nach wie vor ist ihr schauspielerischer Ausdruck begrenzt und sie wirkt, als sei Amélie Poulain von einem Film in den nächsten gewandert.

Gaspar Ulliel ähnelt mit seinem stark naiven Gemüt dem behinderten Gehilfen des fiesen Gemüsehändlers aus "Der fabelhaften Welt der Amelie". Seine Funktion als Liebhaber bleibt auf der Strecke und es wird nicht wirklich deutlich, was die Liebenden eigentlich verkettet. Das könnte darin begründet liegen, dass die Romanvorlage eine Detektivgeschichte war. Ich habe sie nicht gelesen, doch der Aufbau der Handlung macht den Eindruck, einer modifizierten Ermittlung, der die Umpolung zur Lovestory nur zum Teil gelingt. Das Drehbuch versucht beide Genres zu bedienen – ist für eine klassische Ermittlung zu gefühlsbetont und bietet gleichzeitig für eine Liebesgeschichte wenig.

Der tiefsten menschlichen Emotion stellt der Film das Grauen des Krieges gegenüber. Ein gern genutztes Bild, um die Liebe noch größer und fantastischer wirken zu lassen. Dieses Kalkül geht nur bedingt auf, denn wie auch sein Vorgänger ist der aktuelle Film von Regisseur Jean-Pierre Jeunet zu berechnet. Mathilde etwa formuliert unablässig Sätze nach dem Strickmuster: "Wenn die Katze auf mein Bett springt, bevor mein Onkel mich zum Essen ruft, dann lebt Manech noch". Der übermäßige Einsatz dieser Poesie nutzt den Effekt auf Dauer ab. Ebenfalls unrund wirkt ihr steifes Bein. Die Protagonistin hinkt, weil die Heldin der Romanvorlage im Rollstuhl sitzt. Statt auf die Behinderung zu verzichten, erklärt der Film es beiläufig mit Kinderlähmung. Das wiederum wirkt, als wolle man der schönen Darstellerin einen Makel andichten. Zu gewollt erscheinen auch die verwendeten Gegensatzpaare. Etwa Liebe und Krieg. Der matschige Schützengraben hier, das idyllische Bauernhaus von Mathildes Verwandten dort. Die Tante groß und dick, der Onkel ein schlanker Zwerg.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Un long dimanche de fiancailles
Land: Frankreich
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 134
Genre: DramaRomantik
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 27.01.2005
Heimkino: 03.06.2005

Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet • Guillaume Laurant

Schauspieler: Audrey Tautou (Mathilde) • Gaspard Ulliel (Manech) • Jean-Pierre Becker (Lieutenant Esperanza) • Dominique Bettenfeld (Ange Bassignano) • Clovis Cornillac (Benoit Notre-Dame) • Marion Cotillard (Tina Lombardi) • Jean-Pierre Darroussin (Benjamin Gordes) • Julie Depardieu (Veronique Passavant) • Jean-Claude Dreyfus (Commandant Lavrouye) • André Dussollier (Rouvieres) • Ticky Holgado (Germain Pire) • Tchéky Karyo (Captain Favourier) • Jerome Kircher (Bastoche) • Denis Lavant (Six-Soux) • Chantal Neuwirth (Benedicte) • Dominique Pinon (Sylvain) • Jean-Paul Rouve (Briefträger) • Michel Vuillermoz (L'il Louis) • Jodie Foster (Elodie Gordes)

Produktion: Jean-Pierre Jeunet
Szenenbild: Aline Bonetto
Kostümbild: Madeline Fontaine
Maskenbild: Nathalie Tissier
Kamera: Bruno Delbonnel
Musik: Angelo Badalamenti
Schnitt: Hervé Schneid

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

gut
27.01.05
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