Das Schöne an "Millions" ist die Unaufgeregtheit mit der der Film seine warmherzige Geschichte erzählt. Mit viel Liebe zum Detail und einem köstlichen Humor entwickelt sich eine Tragikomödie, die einen wunderbaren Weihnachts-Film ergeben hätte.
Gleich zwei große Umwälzungen verkraften zu müssen, ist für die Brüder Anthony und Damian nicht einfach. Den Tod der Mutter nutzen sie hin und wieder zu ihren Gunsten, doch mit dem Umzug in eine Neubausiedlung werden sie weniger gut fertig. In der Schule etwa sie für die anderen Kinder erst einmal nur "die Neuen". Damian antwortet auf die Herausforderung mit Rückzug. Er spricht regelmäßig mit Heiligen, die ihm persönlich erscheinen. So kann es geschehen, dass er sich in seine Höhle aus Pappkartons zurückzieht, die er am Bahndamm baute und plötzlich sitzt ihm die Heilige Clara von Assisi gegenüber und raucht in aller Ruhe einen Joint ...
Als große Überraschung fällt ihm eines Tages eine Tasche voller Geld aufs Dach. Sein Bruder Anthony handelt pragmatisch. Erst einmal wird der Fund gezählt. Mehr als 200.000 britische Pfund. Mit dem Reichtum könnte man jede Menge anstellen - wäre das Geld noch länger als nur noch eine Woche lang gültig, denn dann findet der Währungswechsel zum Euro statt. Sieben Tage sind eine verdammt kurze Zeit, um zu entscheiden, ob man als Wohltäter leben möchte und kräftig Almosen verteilt oder lieber in Immobilien macht. So geraten die Brüder in herrlich komische und aberwitzige Situationen, wenn sie versuchen neue Freunde zu kaufen oder eine Immobilie zu erwerben. Leider lassen auch die wahren Besitzer des Geldes nicht lange auf sich warten. Und die fackeln nicht lange, um die Beute zurückzuholen.
Kritik
An "Millions" überraschen viele Details positiv. Der fantasievolle Film setzt auf schlaue Jungs, die aus ihrer Sicht erzählen. Das funktioniert gut, denn obwohl die Brüder gewitzter sind als die Erwachsenen, fallen sie nicht unangenehm auf. Sie helfen den Erwachsenen dann und wann auf die Sprünge und schildern, wie schwierig es ist, in einer neuen Umgebung leben zu müssen, den Tod der Mutter zu verarbeiten und es zu akzeptieren, dass sich der Vater in eine andere Frau verliebt.
Zu der warmherzig erzählten Geschichte addiert der Film viele schöne Details, die hier nicht verraten werden sollen, sowie einen köstlichen Humor. Ob nun Damian strahlend von der Heiligen erzählt, die auf dem Rad zu Tode gefoltert werden sollte, das Rad aber sprengte und ihre Peiniger durch die Splitter tötete. Beziehungsweise Esel mit Heiligenscheinen auftauchen - immer wird die Handlung mit Schwung und einem Augenzwinkern erzählt. So erscheint Damian die verstorbene Mutter und ermahnt in als Erstes, eine Haarspülung zu gebrauchen, weil der Vater nicht daran denkt. Derart gelingt es dem Film einen ernsten Inhalt humorvoll zu erzählen. Eigentlich ein wunderbarer Weihnachts-Film, der nur etwas zu früh ins Kino kommt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 98
Genre: Familie • Krimi • Tragikomödie
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 25.08.2005
Heimkino: 01.12.2005
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce
Schauspieler: Alexander Nathan Etel (Damian) • Lewis Owen McGibbon (Anthony) • James Nesbitt (Ronnie) • Daisy Donovan (Dorothy) • Christopher Fulford (Armer Mann) • Pearce Quigley (Polizist) • Alun Armstrong (St Peter) •
Produktion: Graham Broadbent • Andrew Hauptman • Damian Jones
Szenenbild: Mark Tildesley
Kostümbild: Susannah Buxton
Maskenbild: Roseann Samuel
Kamera: Anthony Dod Mantle
Musik: John Murphy
Schnitt: Chris Gill
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Bild: 20th Century Fox