Mit Herz und Hand

Kinoplakat Mit Herz und Hand

Männer lieben Motorräder. Für den alten Burt Munro sind sie sein Leben. Tagtäglich schraubt und bastelt er an seiner alten Indian Scout 600, Baujahr 1920, herum. Er lebt mit seinem Motorrad in einer baufälligen Garage, sein Grundstück ist eine Wildnis, die Nachbarn treibt er manchmal zur Verzweiflung, weil er schon um 5:00 Uhr früh mit seiner lautstarken Bastelei anfängt. Nur der Nachbarssohn liebt ihn über alles und sieht ihm ehrfürchtig zu, wenn er alte Eisenteile schmilzt, um daraus ein neues Teil für seine Maschine zu gießen.

Der Film "Mit Herz und Hand" basiert auf der Lebensgeschichte der neuseeländischen Motorradlegende Burt Munro (1899 bis 1978). Regisseur Roger Donaldson lernte 1972 als junger Dokumentarfilmer den legendären neuseeländischen Motorradfahrer aus dem kleinen Ort Invercargil selbst kennen. Er drehte damals den Dokumentarfilm "Offerings To The God Of Speed", in dem er Burt Munro porträtierte. Seitdem trägt er sich mit Gedanken, einen Film über das späte Abenteuer des exzentrischen Neuseeländers zu drehen. Er musste 30 Jahre warten, ehe es so weit war.

Der Film "Mit Herz und Hand" spielt 1966. Er beginnt in Invercargil, einem kleinen, ruhigen Ort in Neuseeland. Dort lebt Burt Munro (genial wie immer: Anthony Hopkins) mit seinem Motorrad, einer Indian Scout mit 600 ccm, Baujahr 1920, damals also schon reife 46 Jahre alt. Er lebt wirklich mit der Indian, denn sie ist der ganze Inhalt seines Lebens. Burt ist 67 Jahre alt, bereits in Pension, und kümmert sich nur noch um sein Motorrad und seine Hühner. Er lebt in einem alten Schuppen, die Indian neben sich, sämtliche Werkzeuge in greifbarer Nähe, die Wände voller Regale mit alten Motorrad- und Autoteilen, die er vielleicht noch verwenden kann. Denn für die alte Indian gibt es keine Ersatzteile mehr, wenn etwas kaputt ist, muss Burt Munro es selbst anfertigen. Da wird dann aus einem alten Korken der neue Tankverschluss, oder er schmilzt alte Metallteile ein und gießt sich neue. Den Neuseeländern, den "Kiwis", wird schließlich grenzenloses Selbstvertrauen und das Talent, unkonventionelle simple Lösungen für komplexe Probleme zu finden, zugeschrieben. Burt Munro ist das beste Beispiel dafür. Er hat einen großen Traum: Er möchte mit seiner alten Indian in Bonneville, im amerikanischen Bundesstaat Utah, an dem großen Geschwindigkeitsrennen in den Salztonwüsten teilnehmen. Er ist nämlich davon überzeugt, mit seinem Motorrad einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen zu können.

Doch der Weg nach Utah ist nicht nur weit, sondern auch teuer. Burt hat eine Freundin, die Bankangestellte Fran (patente Frau: Annie Whittle). Als sie von seinem Traum erfährt, will sie ihm dafür ihre Ersparnisse geben. Burt lehnt, ganz Gentleman der alten Schule, ab. Dann streckt ihn ein Herzanfall nieder, und er erfährt, dass er schwer Herzkrank ist, und sein Motorrad eigentlich für immer einmotten sollte. Doch Burt ist ein eigensinniger alter Sturkopf und will jetzt erst recht, solange er noch die Kraft hat, nach Utah. Also akzeptiert er Frans Geld, aber selbst mit seinen eigenen Ersparnissen reicht das noch lange nicht. Da macht die Gemeinde kurz entschlossen eine Tombola, und so kommt schließlich ein ganz nettes Sümmchen zusammen. Immer noch nicht genug, aber Burt ist erfinderisch. Er baut eine Frachtkiste für sein Motorrad und verdingt sich kurzerhand auf einem Schiff nach Amerika als Koch, um so für seine Überfahrt aufzukommen.

Er geht in Los Angeles an Land und lässt sich mit dem Taxi nach Hollywood fahren, denn das kennt er aus vielen Berichten und Sendungen. Er will dort sein, wo was los ist. Denn er hat noch ein paar Tage Zeit, bis der Zoll sein Motorrad freigibt. Also fährt ihn der Taxler direkt ins Vergnügungsviertel und lädt ihn an einem Stundenhotel ab. Burt, ganz neuseeländisches Landei, merkt natürlich nichts. Er merkt auch nicht, dass die reizende Empfangsdame Tina Washington (köstlich: Chris Williams) eigentlich ein Empfangsherr ist. Doch Burt ist charmant wie immer, Tina ist begeistert von ihm, und entpuppt sich als äußerst hilfreich. Sie begleitet ihn zum Zoll, wo Burt aber bald freie Fahrt hat, denn einer der Zollbeamten hat von ihm gehört, und schaufelt alle Schwierigkeiten aus dem Weg. Dann bringt Tina ihn zu einem Gebrauchtwagenhändler, dem Hispano Fernando (olé! Paul Rodriguez). Da sich Burt kein teures Auto leisten kann, repariert er sich ein kaputtes, und bekommt es für praktisch Nichts. Fernando ist so begeistert von dem liebenswerten alten Kauz und seinen Talenten, dass er ihn am liebsten einstellen würde. Doch Burt will endlich in Richtung Utah aufbrechen. Er bastelt sich einen Anhänger für seine Indian und macht sich auf den Weg.

Nachdem er sich daran gewöhnt hat, dass in Amerika rechts, statt wie in Neuseeland links, gefahren wird, kommt er ganz gut voran, bis er einen Platten hat. Bei dem Schleudermanöver geht auch der Anhänger zu Bruch. Hilfe kommt in Gestalt des Indianers Jake (Saginaw Grant), der ihn nicht nur abschleppt, beim Reparieren hilft und ihm Obdach für eine Nacht gibt, sondern der ihm auch noch ein altes indianisches Mittel für seine Prostata-Beschwerden schenkt: gemahlene Hundehoden. Und weiter gehts, mit einem Ast als Radersatz unter dem Anhänger. Das geht natürlich nicht lange gut, und so macht Burt bei der burschikosen Witwe Ada (Diane Ladd) Halt. Sie ist Künstlerin, die aus Schrott Kunst macht, Burt macht aus ihrem Schrott einen neuen Anhänger. Und teilt nicht nur den Schrott mit ihr, sondern auch das Bett.

Doch Burt muss weiter, Bonneville ruft, und selbst ein kleiner Herzinfarkt, den er unterwegs erleidet, hält ihn nicht auf. Schließlich hat er seine Tabletten. Als er in Bonneville eintrifft, ist die "Speed Week" bereits in vollem Gange. Burt lernt den Rennfahrer Jim Moffet (Ehrenmann: Chris Lawford) kennen, der ihm eine große Hilfe wird. Dann Burt hat sich, blauäugig wie er ist, nicht für das Rennen angemeldet. Und sein Motorrad entlockt den Sicherheitsinspekteuren nur ein müdes Lächeln: von hinten bis vorne nicht sicher! Keine vorgeschriebenen Hochgeschwindigkeitsreifen – Burt hat einfach von normalen Reifen das Profil abgesäbelt. Kein Bremsfallschirm – für was? Burt will schließlich ein Rennen fahren und nicht bremsen! Kein feuerfester Anzug – mit dem dicken Anzug passt Burt nicht mehr in die Maschine hinein. Für ihn tun es ein Wollhemd und eine alte Anzughose, die er in seine Wollsocken stopft. Lange steht es auf der Kippe, ob der alte Burt mit seiner ungewöhnlichen Indian starten darf. Aber dann werden die Skeptiker überstimmt, bei einem vorsichtshalber angesetzten Testfahren schlägt er sich gut, und so darf Burt schließlich an den Start. Aber wird er es schaffen? Wird sein krankes Herz mitmachen? Wird seine alte, tausendmal geflickte Maschine durchhalten? Den Schluss können Sie sich denken, er wird aber nicht verraten.

Kritik

Der Film "Mit Herz und Hand" ist ein absolutes Highlight der Saison. Kein Sex, keine Action im üblichen Sinn, keine Special Effects, nur die Geschichte eines alten Mannes, der sich nicht unterkriegen lässt und beweist, dass man mit 67 noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Der mit Charme und Sturheit, mit Überzeugungskraft und entwaffnender Offenheit, selbst die größten Skeptiker überzeugen kann. Und das ist keine von einem Drehbuchautor erdachte Geschichte, sondern die Wahrheit. Eine echte Geschichte über echte Menschen, so wunderbar und unterhaltsam, so spannend und zu Herzen gehend, wie sie nur das Leben selbst erfinden kann.

Glanzlicht des Films "Mit Herz und Hand" ist natürlich Sir Anthony Hopkins, der für mich der größte lebende Schauspieler ist. Ein Mann wie ein Naturereignis, der jeder Rolle Leben einhaucht, der immer überzeugend ist, der stets in seinem Charakter völlig aufgeht. Hopkins ist Munro, der exzentrische, verrückte "Kiwi", der voller unerschütterlicher Zielstrebigkeit, ungebändigter Energie, und unglaublicher Kreativität seinen großen Traum verfolgt. Wie sagt Hopkins als Munro so schön vor dem Rennen? "Ich will doch nur versuchen, mit ihr schneller als 200 Meilen zu fahren; sobald ich die 200 geschafft habe, bin ich glücklich und haue ab nach Neuseeland, und fertig ist die Laube. Wissen Sie, alle wollen, dass wir alten Säcke uns irgendwo in 'ner Ecke verkriechen und sterben. Tja, Burt Munro ist noch lange nicht fertig, das kann ich Ihnen sagen, mein Guter." Und recht hat er, mein Guter!

Auch Regisseur Roger Donaldson, der auch für das Drehbuch und die Produktion verantwortlich zeichnet, kommt von "Down Under". Der Australier hat bereits 1984 mit Sir Anthony Hopkins bei dem Film "The Bounty" zusammengearbeitet. Donaldson ist ein absoluter Profi, und das ist diesem Film auch anzumerken. Da stimmt jede Einstellung, jede Aufnahme, jede Szene. Genauso wie das übrige hervorragende Team, jede Rolle, auch die kleinste Nebenrolle, ist absolut stimmig besetzt.

Fazit
Der Film "Mit Herz und Hand" ist ein Film, der einfach Spaß macht. Er ist witzig und rührend, komisch und dramatisch, amüsant und unterhaltsam. Er ist einfach perfekt. Ein Film, den sich keiner, der wieder einmal eine richtige Geschichte erleben will, entgehen lassen sollte. Ganz große Klasse, von der ersten bis zur letzten der 127 Minuten.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 90 %


Original Filmtitel: The World's Fastest Indian
Land: NeuseelandUSA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 127
Genre: BiografieDramaSport
Verleih: Universum Film
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 26.10.2006
Heimkino: 23.04.2007

Regie: Roger Donaldson
Drehbuch: Roger Donaldson

Schauspieler: Anthony Hopkins (Burt Munro) • Iain Rea (George) • Tessa Mitchell (Sarah) • Aaron Murphy (Tom) • Tim Shadbolt (Frank) • Annie Whittle (Fran) • Greg Johnson (Duncan) • Antony Starr (Jeff) • Kate Sullivan (Doris) • Craig Hall (Antarctic Angel) • Jim Bowman (Cook) • Alison Bruce (Doktor) • Phoebe Falconer (Janice Springfield) • Charles Pierard (Bank-Manager)

Produktion: Roger Donaldson • Gary Hannam
Szenenbild: Robert Gillies • J. Dennis Washington
Kostümbild: Nancy Cavallaro • Jane Holland
Maskenbild: Hayley Atherton
Kamera: David Gribble
Musik: J. Peter Robinson
Schnitt: John Gilbert

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Bild: Universum Film

1 customer review

sehr gut
26.10.06
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