Osama

Kinoplakat Osama

Der erste lange Spielfilm, der nach dem Ende des Taliban-Regimes in Afghanistan gedreht wurde, beschäftigt sich mit dem Leben unter den Taliban. Vergangenheitsbewältigung und ein Blick zurück.

Frauen haben unter dem Regime der Taliban wenig Rechte. Es ist ihnen beispielsweise verboten ohne männliche Begleitung das Haus zu verlassen. Schon die Begleitung durch einen Jungen erfüllt die Anforderung. Diese Regel macht Frauen praktisch zu Gefangenen. Außerdem stellt es viele vor nahezu unlösbare Probleme, denn ihre Männer und Söhne sind im Krieg gegen Russland gefallen. Wie sollen sie sich unter diesen Umständen ernähren? Auch für ausländische Frauen gelten die herrschenden Gesetze.
Die Rücksichtslosigkeit der aktuellen Rechtssprechung, bekommen die Ausländerinnen im Krankenhaus zu spüren: sie werden verhaftet, das Krankenhaus wird aus Geldmangel geschlossen. Hier hatte auch Zubaida Sahar gearbeitet, deren Mann als Märtyrer gestorben ist, die Familie besteht nun aus der Großmutter, Mutter und Tochter. Niemand ist übrig um Geld verdienen zu können.
Damit die Mutter weiterhin Kranke pflegen kann, entsinnt die Großmutter eine List. Ihr Kommentar: Die Menschen glauben das, was sie sehen. Ihr Verstand sitzt in den Augen. Der Enkelin schneidet sie die Haare ab und ab sofort wird aus dem Mädchen der Junge Osama. Nun kann die Mutter Hausbesuche machen und die Familie ernähren. Doch der Weg ist auf Dauer nicht gangbar. Vielleicht wäre es möglich die verkleidete Tochter bei einem Händler in Anstellung zu geben?

Doch die List währt nicht lange an, denn die Taliban nehmen den Familien ihre Söhne weg. In Koranschulen werden sie unterrichtet und unter anderem für den Krieg vorbereitet. Hier stößt Osama auf schier unlösbare Probleme. Sie hat sich zwar die Haare abschneiden lassen und trägt die Kleidung eines Mannes, doch ihre Stimme, ihre Haut, ihre ganze Erscheinung ist eindeutig weiblich. So wird der angebliche Junge bald von seinen Mitschülern als Mädchen verschrien und gepiesackt. Die Maskerade kann nicht lange währen und die Wahrheit kommt ans Licht, weil Osama ihre Tage bekommt. Das entlarvte Mädchen soll gerichtet werden. An dem entsprechenden Gerichtstag werden aufwieglerische Frauen gesteinigt, ein westlicher Journalist erschossen und auch Osama wäre des Todes. Doch der Mullah nimmt das Kind zur Frau.

Kritik

"Osama" ist ein harter Film ohne Happyend. Der Film eröffnet mit den Szenen, die ein westlicher Journalist dreht. Später wird er als angeblicher Spion erschossen. Die Menschen sind verarmt, das Land ist ausgeblutet. Alle leiden unter dem menschenverachtenden Regime der Taliban.
Die Unterdrückung, der Terror die Verzweiflung und die Leidensfähigkeit werden ohne Effekthascherei gezeigt. Das alltägliche Leid ist zum Alltag geworden. Dabei wirkt der Film wegen seines intelligenten Drehbuchs sehr authentisch. Im Mittelpunkt stehen die Familien des Mädchens und des Jungen, der als Glückwunschbote durch die Straßen zieht. Diese Personen stehen für Einzelschicksale und symbolisch für viele. In erster Linie leiden die Frauen unter dem unmenschlichen Regime, doch auch Männer werden Opfer.
Die Bilder des Films gehen unter die Haut. Etwa dann, wenn das Mädchen einen ihrer abgeschnittenen Zöpfe in einen Blumentopf pflanzt und ihn bewässert. Ein kleines Sinnbild für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die irgendwann wachsen möge.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Land: Afghanistan
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 83
Genre: DramaKrieg
Verleih: Delphi Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 15.01.2004

Regie: Siddiq Barmak
Drehbuch: Siddiq Barmak

Schauspieler: Marina Golbahari (Osama) • Khwaja Nader) • Mohammad Arif Herati (Espandi) • Zubaida Sahar (Mutter) • Mohamad Haref Harati • Hamida Refah • Gul Rehman Ghorbandi (Moazin) • Mohammad Nadir Khwaja (Mullah)

Produktion: Siddiq Barmak • Julia Fraser • Julie LeBrocquy • Makoto Ueda
Szenenbild: Akbar Meshkini
Kamera: Ebrahim Ghafori
Musik: Mohammad Reza Darvishi
Schnitt: Siddiq Barmak

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Bild: Delphi Filmverleih

1 customer review

gut
15.01.04
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