Unterwegs nach Cold Mountain

Kinoplakat Unterwegs nach Cold Mountain

Vor dem Hintergrund des amerikanischen Bürgerkriegs inszeniert Anthony Minghella ein Melodram nach klassischen Motiven. Jude Law als Ritter, der für sein Burgfräulein Prüfungen besteht und dabei stets das Bild seiner Herzensdame bei sich trägt. Derweil Nicole Kidman als Angebetete auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet.

Wegen des besseren Klimas übersiedelt der Reverend (Donald Sutherland) mit seiner Tochter Ada aus den Südstaaten nach Cold Mountain. Dort zieht der schweigsame Inman Adas Blicke auf sich. Karge Gespräche sowie kurze Spaziergänge besiegeln ihre tiefe Liebe. Ein flüchtiger Kuss ist alles, wovon sie zehren können, denn als über das junge Amerika im Jahr 1864 der Bürgerkrieg hereinbricht, trennt er die Liebenden.

Der Krieg fordert allerorten seinen Tribut. Die nicht enden wollenden Schlachten bluten das Land aus. Männer fehlen ihren Familien; Frauen müssen die schwere Feldarbeit allein bewältigen. Entbehrungen und Mangel sind die Folge. Für Ada ist der Tod des Vaters eine Katastrophe. Als Tochter aus gutem Hause, hat sie nie etwas gelernt, das ihrer Hände Arbeit erfordert. Da sie die Felder nicht bestellen kann, lebt sie von Almosen. Erst als die ruppige, aber herzensgute Ruby (Renée Zellweger) die Leitung der Farm übernimmt, wendet sich das Schicksal ein wenig zum Besseren.
300 Meilen entfernt: Bei einer nächtlichen Blitzaktion wird Inman versehentlich von den eigenen Leuten verwundet. Nach seiner Genesung beschließt er zu desertieren und nach Cold Mountain zurückzukehren.

Kritik

"Unterwegs nach Cold Mountain" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Frazier. Im Vordergrund stehen die menschlichen Schicksale und Prüfungen. Eine nicht chronologische Handlung wechselt zwischen verschiedenen Schauplätzen. Die grundlegende Handlung ist spannend und stimmig – doch schon bald entpuppt sich der gravierende Unterschied zwischen Literatur und Film. Wo ein Buch eine weitläufige Ausschmückung tragen kann, ufert die Verfilmung aus, anstatt sich auf die Erlebnisse der drei Hauptdarsteller zu konzentrieren.
In beispielhaften Szenen versucht Regisseur Anthony Minghella den gesichtslosen Opfern des Krieges ein Denkmal zu setzen. Etwa durch die Begegnung zwischen Inman und der Kräuterfrau. Oder wenn der "Ritter aus Leidenschaft" einer vereinsamten Frau körperliche Nähe schenkt und keinen Sex. Could Mountain wird von der Heimatgarde terrorisiert. Adas Partnerin Ruby arbeitet ihre unglückliche Vergangenheit auf. In dieser Hinsicht gilt: weniger wäre mehr gewesen, denn trotz emotionaler Inszenierung spricht der Film das Herz nur bedingt an. Zu deutlich schielt das Werk nach dem Oscar.

Neben den Darstellern wird auch der Zuschauer auf eine Prüfung geschickt. 2,5 Stunden Film sind eine Herausforderung an die Konzentration des Publikums sowie an den Spannungsbogen der Erzählung. Die Inszenierung ist plakativ, fasst auch das in Worte, was zwischen den Zeilen geschieht. So entfallen Aha-Effekte. Jude Law bietet das Drehbuch traumhafte Momente. Er könnte sich in verschiedenen Extrem-Situationen ausleben, bleibt aber farblos. Auch Nicole Kidman zeigt wenig. Aus ihr hätte der Regisseur mehr herauskitzeln können. Hinzu kommt ihre manierierte Synchronstimme, die einiges der filmischen Poesie zunichte näselt. Positiv fällt Renée Zellweger als Ruby aus dem Rahmen. Ihr Spiel hat Lebendigkeit und Witz. Überzeugen können weiterhin die Kostüme sowie die sorgfältige Ausstattung des Films. So wandelt sich die Kleidung der Darsteller mit ihrer persönlichen Entwicklung. Ein Augenschmaus sind die schönen Landschaftsaufnahmen.

Fazit
Ein großes Melodram um menschliche Schicksale, dessen für den Oscar optimierte Regie sowie die schablonenhaft agierenden Schauspieler nur bedingt überzeugen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Cold Mountain
Land: USA
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 150
Genre: AbenteuerDramaHistorieKrieg
Verleih: Buena Vista
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 19.02.2004
Heimkino: 22.07.2004

Regie: Anthony Minghella
Drehbuch: Anthony Minghella
Literaturvorlage: Charles Frazier

Schauspieler: Jude Law (W. P. Inman) • Nicole Kidman (Ada Monroe) • Renée Zellweger (Ruby Thewes) • Eileen Atkins (Maddy) • Brendan Gleeson (Stobrod Thewes) • Philip Seymour Hoffman (Veasey) • Natalie Portman (Sara) • Giovanni Ribisi (Junior) • Donald Sutherland (Reverend Monroe) • Ray Winstone (Teague) • Kathy Baker (Sally Swanger) • James Gammon (Esco Swanger) • Charlie Hunnam (Bosie) • Jack White (Georgia) • Ethan Suplee (Pangle) • Jena Malone (Ferry Girl)

Produktion: Albert Berger • William Horberg • Sydney Pollack • Ron Yerxa
Szenenbild: Dante Ferretti
Kostümbild: Carlo Poggioli • Ann Roth
Maskenbild: Paul Engelen
Kamera: John Seale
Musik: Gabriel Yared
Schnitt: Walter Murch

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Bild: Buena Vista

1 customer review

befriedigend
19.02.04
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