Rosenstraße

Kinoplakat Rosenstrasse

Pathetisches Drama über Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit entstandene Konflikte, die bis in die Gegenwart strahlen.

New York in der Gegenwart. Der Mann von Ruth Weinstein ist gestorben. Nun besinnt sich die Witwe auf ihre Religion, beginnt die Spiegel zu verhüllen, Fotografien auf die Bildseite zu legen und anderes mehr. Ihrer Tochter Hannah ist die Motivation der Mutter unverständlich. Sieben Tage lang nicht in den Spiegel sehen, 30 Tage lang nicht ins Office gehen. Wo soll das hinführen? Zudem verschließt sich Ruth gegen Luis den Freund der Tochter, der extra aus Südamerika herüberflog um seine Anteilnahme auszudrücken. Eine Ehe mit einem nichtjüdischen Mann ist in ihren Augen undenkbar.

Das Verhalten der Mutter weckt in der Tochter das Interesse an der Vergangenheit der Mutter. Doch die ist verschlossen und schweigt eisern. Deshalb fliegt Hannah nach Berlin und erforscht die Vita auf eigene Faust. Ohne große Umschweife trifft sie auf Lena Fischer, die Frau, die Ruth 1943 bei sich aufnahm und ihr dadurch das Leben rettete.
Hannah gibt sich Lena gegenüber als amerikanische Historikerin aus und die alte Frau lässt die Vergangenheit noch einmal lebendig werden. Deutschland 1943: Paare, die in sogenannten Mischehen lebten, wurden von den Nationalsozialisten geduldet, weil einer der Partner arisch war. Als sich diese Politik änderte, richteten die Nationalsozialisten im ehemaligen jüdischen Versorgungsamt in der Rosenstraße ein Gefängnis ein und inhaftierten Juden aus Mischehen.
Ruths Mutter war verhaftet worden und ihre Tochter durch einen Trick dem Schicksal entgangen. Dem Rat der Mutter folgend, suchte sich Ruth vor dem Versorgungsamt eine Frau aus, die sie um Hilfe bat. Von diesem Tag an lebten Ruth und Lena Fischer zwei Jahre zusammen. Nach dem Krieg musste Lena das Mädchen an seine Tante in Amerika abgeben.

Der Film begleitet das Mädchen und Lena, die verzweifelt um ihren Ehemann kämpft. Fabian Fischer war von der Zwangsarbeit nicht nach Hause gekommen. Die arische Ehefrau wartete und hoffte Tag für Tag, mit vielen anderen. Sie standen sie vor dem Gefängnis in der Rosenstraße und protestieren bis zu dem Tag, an dem die Gefangenen entlassen wurden.

Kritik

Der Film "Rosenstraße" beruht auf Tatsachen. Die Ehefrauen harrten 1943 solange vor dem Gefängnis aus, bis ihre Männer freigelassen wurden. Allerdings ist "Rosenstraße" von Authentizität weit entfernt. Vielmehr nimmt der Film die Begebenheiten für ein Rührstück zum Anlass.

Die Dramaturgie verknüpft zwei Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden. In der Gegenwart beleuchtet sie das Schicksal von Ruth und ihrer Tochter Hannah. Außerdem haben sich Ruth und ihre Retterin Lena nie wieder gesehen und Ruth trägt immer noch Hass gegen die Frau in sich. Zudem schlittert die Beziehung zwischen Hannah und Luis in die Krise. Hinzu kommen religiöse Probleme. In der Vergangenheit erzählt der Film das Schicksal der Frauen, die um ihre Männer kämpften. Darüber hinaus beleuchtet er Konflikte, die mit dieser Zeit zusammenhängen.

Der Schwerpunkt des Films liegt eindeutig auf den Konflikten; andere Probleme des Krieges werden ausgespart. Lena Fischer muss sich zum Beispiel nie für Lebensmittel anstellen. Das ist selbstverständlich die Entscheidung der Regie (niemand kann alles in einen Film packen). Allerdings macht es der Film dem Zuschauer hinsichtlich des Schwerpunkts in Verbindung mit der Erzählweise schwer. Der Film beginnt mit der pathetischen Darstellung der trauernden Witwe und von der ersten Minute an, liegt das Pathos wie eine schwere Decke über allem und droht es zu ersticken.

Die Schauspieler stehen auf verlorenem Posten. Aus hölzernen Dialogen, holzschnittartigen Figuren und Schwarzweißmalerei können sie nicht viel zaubern. Das Drehbuch macht auch vor schlechten Klischees nicht Halt. Es beginnt mit gelehrten Juden, die Schach spielen (die kleine Ruth) oder ausgesprochen musikalisch sind (Lenas Ehemann hat das absolute Gehör). Die Stiefel der SS-Männer verursachen immer Donnerschläge, selbst wenn sie auf Bürgersteigen aus Stein laufen. Selbstredend sind alle Nazis herzlos und böse. Dazu gesellen sich Klischees wie "heirate einen jüdischen Mann, weil die so zärtlich sind". Der Zuschauer muss große und kleine Unebenheiten in Kauf nehmen. Etwa das furchtbare Denglisch, das die Juden in New York sprechen.

Wirklich bitter wird es, wenn sich Lena Fischer Goebbels opfert. Das wird verklärt, aber ziemlich unmissverständlich angedeutet. Lena Fischer trifft den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und nennt ihn nicht beim Namen. Am späteren Abend hat sie im Schlafzimmer Tränen in den Augen und ist also geschändet worden.
Nicht zu lachen fällt angesichts der Dialoge nicht immer leicht. Etwa dann, wenn zwei Frauen sich im Gefängnis unterhalten. Die erste Frau erzählt, dass ihr Mann an der Ostfront kämpft. Woraufhin die zweite Frau erschrocken erwidert, dass es an der Ostfront doch so kalt sei! Oder wenn der inhaftierte Fabian Fischer über die "märchenhafte Grausamkeit unserer Existenz" philosophiert. Soll heißen, das Leben ist so grausam wie eines der grimmschen Märchen.

Fazit
Die grundsätzliche Motivation der Regisseurin Margarete von Trotta ist lobenswert, doch zieht sie nicht zwangsläufig einen ebensolchen Film nach sich. "Rosenstraße" versucht durch Überfrachtung viel zu erreichen. Die Schauspieler scheitern an den Vorgaben. Mich berührt der Film nicht.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Deutschland
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 136
Genre: DramaHistorieKrieg
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 18.09.2003
Heimkino: 02.06.2004

Regie: Margarethe von Trotta
Drehbuch: Margarethe von Trotta

Schauspieler: Katja Riemann (Lena Fischer) • Maria Schrader (Hannah Weinstein) • Martin Feifel (Fabian Fischer) • Jürgen Vogel (Arthur von Eschenbach) • Jutta Lampe (Ruth Weinstein) • Doris Schade (Lena Fischer mit 90 Jahren) • Fedja van Huêt (Luis Marquez) • Carola Regnier (Rachel Rosenbauer) • Svea Lohde (Ruth mit 7 Jahren) • Jutta Wachowiak (Frau Goldberg) • Jan Decleir (Nathan Goldberg) • Thekla Reuten (Klara Fischer) • Lilian Fischer (Erika) • Lena Stolze (Miriam Süssmann) • Isolde Barth (Mutter Fabian) • Fritz Lichtenhahn (Vater Fabian) • Carine Crutzen (Mutter Erika) • Nina Kunzendorf (Litzy) • Martin Wuttke (Goebbels) • Hans-Peter Hallwachs (Baron von Eschenbach) • Gaby Dohm (Baroness von Eschenbach)

Produktion: Henrik Meyer • Richard Schöps • Markus Zimmer
Szenenbild: Heike Bauersfeld
Kostümbild: Ursula Eggert
Maskenbild: Nicola Faas • Gerhard Nemetz • Mia Schöpke • Juliane Wex
Kamera: Franz Rath
Musik: Loek Dikker
Schnitt: Corina Dietz

Anzeige

Kinoplakat Rosenstrasse Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

ausreichend
18.09.03
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.