Russian Ark

Kinoplakat Russian Ark

Die Reise durch die Räume der Eremitage in St. Petersburg gerät zur schwimmenden Endlosschleife und verzettelt sich im künstlerischen Anspruch.

Ein Unbekannter findet sich vor der Eremitage in St. Petersburg wieder. Er kann nicht erklären, wie er dort hinkam, wer er ist und was er hier soll. Also folgt er den Menschen des 18. Jahrhunderts hinein. So beginnt eine Zeitreise in die Eremitage und ins höfische Leben. Der unbekannte Ich-Erzähler trifft alsbald einen europäischen Diplomaten. Die Wege kreuzen sich und man erforscht gemeinsam die Räume der Eremitage; wobei der Ich-Erzähler nie vor die Kamera tritt.

In einer Art Endlosschleife schwebt, schwimmt und flutet der Blick durch die Räume. Das Fehlen harter Schnitte ist eine der Eigenwilligkeiten des Films. Die Kamerafahrt beginnt und endet mit dem Film. Statt zu schneiden, schwenkt die Kamera in Ecken, verharrt eine Sekunde, schwenkt zurück; zeigt den Boden und folgt den Füßen des Diplomaten ... Auf Dauer wirkt diese Technik ermüdend, denn das Auge findet keinen Ruhepunkt; ständig ist die Kamera in Bewegung. Es erinnert ein wenig an einen Zustand ohne Augenlider. Leider fällt auch die gezeigte Pracht weniger prachtvoll aus, denn es fehlt die Zeit, um die Dinge in Ruhe wahrnehmen zu können.

Die Reise beginnt mit der Betrachtung und Erklärung der Bilder in der Eremitage. Dabei werden von wenigen Bildern einzelne Details herausgegriffen und erklärt. Der europäische Diplomat, dem die Kamera über weite Strecken folgt, schafft es in seinen Erklärungen stets einen moralischen Zeigefinger im Unterton mitschwingen zu lassen.
Später erlebt der Zuschauer Szenen des höfischen Lebens sowie Augenblicke aus dem Leben Katharina der Großen (stets wird man gemahnt nicht zu dicht an die Zarin zu treten, weil sie einen siebten Sinn hat), Karneval und als krönenden Abschluss einen großen Ball.

Kritik

"Russian Ark" ist ein Kunstfilm, der sich in seinen eigenen Ansprüchen verheddert. Es ist weder eine reine filmische Führung durch die Eremitage, noch eine verfilmte Geschichtsstunde oder eine Dokumentation. Die Vermischung der Genres wirkt unausgegoren und schmälert das Ergebnis. Zum einen wird der Film durch die Sprachlast verwässert. Zum anderen überzeugen die deutschen Synchronsprecher nicht. Die weiblichen Stimmen passen zum Teil kaum zur Figur; insgesamt wirken die Sprecher sehr technisch und blutarm.
Von der eigentlichen Pracht bekommt der Zuschauer nur am Rande einen Eindruck, denn der Film treibt den Zuschauer durch die Räume. Mal wird der Diplomat gesucht, dann wird der Betrachter vom Personal während der Betrachtungen verscheucht. Es könnte der Versuch sein, dem Film mehr Leben einzuhauchen, allerdings endet es in Zerfahrenheit.

Fazit
Mehr Ruhe, harte Schnitte und ausführlichere Erklärungen des Gezeigten verliehen dem Film mehr von dem, was er anstrebt: Die Schönheit und Größe der russischen Kultur zu präsentieren.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Russkiy kovcheg
Land: DeutschlandRussland
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 96
Genre: Farbfilm
Verleih: Delphi Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 01.05.2003
Heimkino: 13.01.2004

Regie: Alexander Sokurow
Drehbuch: Anatoli Nikiforow • Alexander Sokurow • Boris Khaimsky • Swetlana Proskurina

Schauspieler: Sergej Dreiden (Marquis de Custine) • Maria Kusnetsowa (Katharina die Große) • Leonid Mozgowoi (Der Spion) • Mikhail Piotrowski (Er Selbst) • David Giorgobiani (Orbeli)

Produktion: Andrey Deryabin • Jens Meurer • Karsten Stöter
Kostümbild: Maria Grishanova • Lidiya Kryukova • Tamara Seferyan
Kamera: Tilman Büttner
Musik: Sergei Yevtushenko
Schnitt: Stefan Ciupek • Sergey Ivanov • Betina Kuntzsch

Anzeige

Kinoplakat Russian Ark Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Delphi Filmverleih

1 customer review

befriedigend
01.05.03
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.