Der abartige Jigsaw-Killer ist zurück. Dieses Mal hat er gleich eine ganze Gruppe von Menschen in einem Haus eingeschlossen. Wieder sollen sie auf seine ganz spezielle Weise geläutert werden. Die Spielregeln sind dieselben: Gewinne dein Leben oder stirb! Das Spiel hat begonnen und die Uhr läuft. Doch nicht nur für die Opfer dreht sich das Rad des Lebens in Richtung Tod.
Er ist wieder da! In Saw hatte der kranke Killer Menschen zu Horror-Spielen gezwungen. Für Fans ein Hit, der dem Genre eine ganz neue Note einbrachte. Bereits ein gutes Jahr später folgt die Fortsetzung. Die rasche Folge bewerkstelligten die geistigen Väter von Saw, indem sie die Geschichte nicht selbst fortspinnen, sondern ein fremdes Drehbuch für die Story adaptieren.
Jigsaw (Tobin Bell) ist also weiterhin am Leben, nachdem er gegen Ende des ersten Teils das Badezimmer verlassen hatte. Wieder hinterlässt er Opfer, denen er ein Puzzleteil aus der Haut schneidet, doch die Polizei ist müde geworden. Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) fehlt der Elan zu echter Polizeiarbeit. Er zieht es vor, Verdächtige mittels gefälschter Beweise hinter Gitter zu bringen. Das schmeckt, außer den Verurteilten, auch Jigsaw nicht. Er lockt ihn in eine seiner teuflischen Fallen.
Scheinbar hilflos muss der Killer mit ansehen, wie ihn die Polizei in seinem Unterschlupf aufspürt. Doch das ist ein abgekartetes Spiel. Wie gewohnt, hat Jigsaw noch einen Trumpf in der Hinterhand. Der besteht aus acht Monitoren, die Menschen zeigen, die in einem Haus eingeschlossen sind. Einer davon ist Erics Sohn! Sie sind Teil des neuen Spiels, das nach den bekannten Regeln funktioniert. Zwei Stunden haben die Eingeschlossenen Zeit um Rätsel zu knacken und ihr Leben zu gewinnen. Andernfalls sterben sie an einer Vergiftung durch Nervengas oder in einer der abartigen Fallen.
Das Teuflische besteht nicht zuletzt darin, dass die Eingeschlossenen kooperieren müssen. Doch statt einander zu helfen, kämpfen sie gegeneinander, obwohl genügend Spritzen mit Gegengift im Haus verteilt sind (für jeden eine). Nur ist es nicht so einfach, an sie zu gelangen. Eine der Spritzen befindet sich zum Beispiel in einer Grube. Der Adressat muss also hineinspringen, und die Nadel im Heuhaufen finden, der aus Einwegspritzen mit aufgesetzten Injektionsnadeln besteht. Um die Sache zu verkomplizieren, gibt es nur wenige Minuten Zeit zur Lösung.
Doch die Aufgabenstellungen und Fallen sind nur eine Komponente. Zur psychischen Folter dient unter anderem Daniel, Erics Sohn. Die Opfer finden zwangsläufig heraus, wessen Sohn er ist. Alle Verurteilten hat sein Vater mit gefälschten oder untergeschobenen Beweisen hinter Gitter gebracht. Und wenn sie schon keine Rache am Vater nehmen können, dann wenigstens am Sohn! Über die Verzweiflung des Vaters, der seinen Sohn auf den Monitoren beobachten kann, lacht Jigsaw nur. Er behauptet, der Vater müsse nur lange genug mit ihm reden, um das Leben des Sohnes zu retten. Doch der verliert die Nerven und läuft sehend in die Falle - endet dort, wo "Saw" begann.
Kritik
Wie im Erstling lebt die Spannung wieder davon, dass der Zuschauer mit rätselt und versucht, die Handlung zu durchschauen. Es ist am Ende ein relativ einfacher Trick, mit dem der Film aufs Glatteis führt. Insgesamt ist die Struktur nicht ganz so komplex gewebt, wie im ersten Teil, dennoch bietet sie konsequenten Horror, der allerdings mehr auf Blut und Horror setzt als auf die psychologische Ebene. Dass die Zeichnung der Eingeschlossenen dabei etwas einfach geriet, ist zu verschmerzen. Wie die besagten kleinen Kinder, geht einer nach dem anderen hops und das Wort Blutgericht bekommt eine ganz neue Bedeutung.
Das Besondere an "Saw 2" ist, wie im ersten Teil, die Konsequenz der Handlung. Es gibt keine Beschönigungen oder ausgesparte Kameraeinstellungen. Der Schwerpunkt liegt erneut auf dem kranken Horror. Ich frage mich nach dem zweiten Mal sehen schon, ob er ich mich schämen muss, davon begeistert zu sein? Diese Frage sei dahingestellt. Ebenso wie die Überlegung, ob der erste oder der zweite Teil besser ist? Sicher bin ich mir nur darin, dass die englische Fassung im Vergleich zu deutschen mehr überzeugt.
Die tragenden Elemente sind bekannt und setzen den kranken Horror gekonnt fort, ohne das Drehbuch des ersten Teils einfach zu kopieren. Es ist wieder "Saw", doch anders aufgezogen. Es stehen weniger die Einzelschicksale im Vordergrund, als vielmehr der Wettlauf gegen die Zeit. Wieder müssen die Opfer im Kampf um ihr Leben unmenschliche Herausforderungen bestehen und selbstverständlich kommen einige auf widerliche Art und Weise ums Leben. Zugegeben ungebührlich intelligent agiert die Gruppe nicht, aber wer würde schon in Seelenruhe vorgehen, wenn er Luft atmen muss, die Sarin enthält und deshalb Blut spuckt?
Vorkenntnisse sind übrigens nicht vonnöten. Zur Einführung dient quasi die Eröffnungssequenz, in der sich ein junger Mann das Auge herausschneiden muss, um an einen Schlüssel zu gelangen, oder die Venusfliegenfalle, in der sein Kopf steckt, wird zuschnappen. Vor einer ähnlichen Herausforderung stand in Teil 1 eine Drogensüchtige. Nur mit dem Unterschied, dass eine ähnliche Falle ihren Schädel zu sprengen drohte. Derart flicht der Film Ähnlichkeiten sowie Gemeinsamkeiten ein, ob nun szenisch oder musikalisch, und bietet Möglichkeiten zur Wiedererkennung. Beispielsweise steht auf einem Türschild "Dr. Noah Gordon". Auch die Geschichte des Masterminds spinnt der Film "Saw II" weiter und bereitet am Ende geschickt den Weg für einen dritten Teil.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 80 %
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 95
Genre: Horror • Krimi
Stichwort: Saw
Verleih: Kinowelt
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 09.02.2006
Heimkino: 08.09.2006
Regie: Darren Lynn Bousman
Drehbuch: Darren Lynn Bousman • Leigh Whannell
Schauspieler: Tobin Bell (Jigsaw) • Shawnee Smith (Amanda Young) • Donnie Wahlberg (Eric Matthews) • Erik Knudsen (Daniel Matthews) • Franky G (Xavier Chavez) • Glenn Plummer (Jonas Singer) • Emmanuelle Vaugier (Addison Corday) • Beverley Mitchell (Laura Hunter) • Timothy Burd (Obi Tate) • Dina Meyer (Detective Allison Kerry) • Lyriq Bent (Daniel Rigg) • Noam Jenkins (Michael Marks)
Produktion: Mark Burg • Gregg Hoffman • Oren Koules
Szenenbild: David Hackl
Kostümbild: Alex Kavanagh
Maskenbild: Sarah Fairbairn
Kamera: David A. Armstrong
Musik: Charlie Clouser
Schnitt: Kevin Greutert
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Bild: Kinowelt