SELF/LESS

Kinoplakat Selfless

Wozu darauf vertrauen, dass du nach deinem Tod eingefroren und vielleicht eines Tages wieder aufgetaut wirst? Wer es sich leisten kann, kauft sich einen neuen Körper. Dumm nur, wenn dessen Vorbesitzer den Körper zurückhaben möchte. Dann wohnen sozusagen zwei Seelen in einer Brust. Doch Platz ist nur für eine.

Die Angst vor dem Tod treibt Damian (Ben Kingsley) in die Arme des zwielichtigen Wissenschaftlers Albright (Matthew Goode). Der hat mit dem sogenannten Shedding eine neue Methode entwickelt, um betuchten Kunden das Leben zu verlängern. Dabei wird die Persönlichkeit des zahlenden Kunden in einen anderen Körper verpflanzt.

Die Übertragung funktioniert ohne Komplikationen und schon bald kann Damian, der jetzt Edward (Ryan Reynolds) heißt, das Leben im neuen Körper genießen. Was das Bild trübt, sind die Nebenwirkungen. Als Edward vergisst seine Tabletten einzunehmen, bekommt er Halluzinationen. Die seien nur Begleiterscheinungen, die auf Dauer verfliegen, beschwichtigt ihn Albright. Doch in Edward sind die Zweifel erwacht. Er macht sich auf die Suche und wird alsbald fündig. Die Überraschung ist groß, weil die Spur ihn in das alte Leben des neuen Körpers führt. Aus der Zeit hat er Frau und Kind – und deren Leben bringt er durch seine Neugier in Gefahr.

Kritik

Die Idee zu "Self/less - Der Fremde in mir" gefällt. Ein Wissenschaftler versetzt die Persönlichkeit eines Menschen in einen anderen Körper. Im Film ist eine Krankheit die Antriebsfeder – es sind auch andere Motive denkbar wie Geltungssucht oder gutes Aussehen. Eine spannende Ausgangslage. Doch zurück zur Handlung. Nach dem ersten Kampf und der Klarstellung von Gut und Böse folgt eine langatmige Hetzjagd, die den Gejagten wiederholt erstaunlich viel Zeit einräumt. Und in der zankt das wiedervereinigte Paar gerne. Worunter Spannung und Glaubwürdigkeit leiden, denn es scheint mir wenig nachvollziehbar, dass ein Paar in Todesangst auf der Flucht so handelt. Und es offenbart einen weiteren Minuspunkt. Während Natalie Martinez als toughe Latina in die Übertreibung geht und ermüdet, zeigt Ryan Reynolds zu wenig Gefühl.

Die Produktion versucht Schwachpunkte auszugleichen, indem sie Spannung durch den Einsatz von Musik aufbaut oder indem Dialoge schon vor dem Umschnitt erfolgen. Doch diese Kniffe täuschen nicht darüber hinweg, dass das Drehbuch schwach ist. Beispielsweise deckt die Dramaturgie die Hintergründe im Klartext auf und Mitraten entfällt. Doppelt gemoppelt ist der Umstand, dass Ben Kingsley einen todkranken Geschäftsmann im vorgerückten Alter spielt. Als ob Alter oder Krankheit nicht ausschlaggebend genug wären. Und die Logik hat zu oft Feierabend. So wird Kingsley vor der Übertragung gefragt, ob er alles Metall abgelegt hat, weil dies den Prozess stört. Es wird nicht gefragt, ob er Zahnersatz hat? Den er offensichtlich trägt und er wird auch nicht mit einem Metalldetektor abgesucht. Diesen seltsamen Umstand braucht der Film später, damit der Gute den Bösen austricksen kann. Außerdem frage ich mich, wieso nach der Übertragung so wenig von der Persönlichkeit des skrupellosen Geschäftsmannes übrig ist? Und weshalb empfindet Edward ein so starkes Interesse an der ehemaligen Familie, obwohl er nur bruchstückhafte Erinnerungen hat? Und wie funktioniert die Organisation? Der große Mitarbeiterstab verschlingt viel Geld. Und jeder Mitwisser, von denen es zu viele gibt, kann die Sache verraten.

Auffällig sind auch die Gewichtungen. Die langen Szenen mit der Brassband erinnern an ein Musikvideo. Doch wozu? Später zeigt die Kamera ein Pferd auf einer Weide derart dramatisch, als würde es eine tragende Rolle spielen (etwa als Reittier zur Flucht) – doch dann ist das Pferd nur Dekoration. Und wo ich gerade beim Fragen bin: Weshalb hat der ehemalige Geschäftspartner im Seniorenalter einen so jungen Sohn?

Fazit
Tarsem Singhs Stärke ist das Visuelle; Emotionen umzusetzen, gelingt ihm nur schlecht. Der Handlung von "SELF/LESS: Der Fremde in mir" fehlt es an Logik und teils auch an Gewichtung.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: SELF/LESS – Der Fremde in mir
Land: USA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 117
Genre: ActionScience-Fiction
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 20.08.2015
Heimkino: 23.12.2015

Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: Àlex Pastor • David Pastor

Schauspieler: Ryan Reynolds (Damian, jung) • Natalie Martinez (Madeline) • Matthew Goode (Albright) • Ben Kingsley (Damian) • Victor Garber (Martin) • Derek Luke (Anton) • Jaynee-Lynne Kinchen (Anna) • Melora Hardin (Judy) • Michelle Dockery (Claire) • Sam Page (Carl) • Brendan McCarthy (Anton) • Thomas Francis Murphy (Dr. Jensen)

Produktion: Ram Bergman • James D. Stern • Peter Schlessel
Szenenbild: Tom Foden
Kostümbild: Shay Cunliffe
Maskenbild: Vivian Baker
Kamera: Brendan Galvin
Musik: Antonio Pinto
Schnitt: Robert Duffy

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

befriedigend
20.08.15
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